Die Anerkennung war ein langer Weg: Augenärztin Sofiia Echkenko aus Ansbach.
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Die Anerkennung war ein langer Weg: Augenärztin Sofiia Echkenko aus Ansbach.

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Ansbacher Netzwerk will Medizinern aus dem Ausland helfen

Bis Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland in Deutschland arbeiten dürfen, ist es meist ein langer Weg. In Ansbach bringt ein Netzwerk alle Akteure zusammen, um so für weitere Erfolgsgeschichten zu sorgen. Denn die gibt es in der Stadt bereits.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Ich kann mir nichts Schöneres als ein Auge vorstellen", sagt Sofiia Echkenko und blickt durch die Spaltlampe, eine Art Mikroskop, welches das Auge vergrößert. "Es ist einfach wie eine kleine eigene Welt." Seit 2018 arbeitet die 35-Jährige in der Augenarztpraxis Dr. Jaksche in Ansbach. Ursprünglich kommt sie aus der Ukraine, an der Universität Charkiw hat sie ihren Abschluss in Augenheilkunde gemacht. Als sie 2017 mit ihrem Mann entschied nach Deutschland zu kommen, fand sie eine Stellenausschreibung der Ansbacher Praxis.

"Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft!"

Nach einem Vorstellungsgespräch via WhatsApp-Anruf kam die Zusage vom Chef Dr. Axel Jaksche. "Ich bin mir nicht sicher, ob es ihm damals bewusst war, was auch auf ihn zukommt", lacht Sofiia Echkenko heute über die Zeit. Seinen Optimismus habe sie damals gut brauchen können, so die Ärztin. Denn von ihrem Antrag auf Berufserlaubnis bis zur endgültigen Approbation vergingen fast drei Jahre. "Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft, wahrscheinlich. Dafür bin ich jeden Tag dankbar!"

Ärzte, Veterinäre und Apotheker bei Treffen dabei

Es ist ein langer Weg, bis Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland in Deutschland arbeiten dürfen. Ihre Erfahrungen teilt Sofiia Echkenko auf dem zweiten Ansbacher Netzwerktreffen für Mediziner mit Migrationshintergrund. Das Projekt hat die sogenannte Gesundheitsregion Plus des Landkreises zusammen mit der Stadt und dem Jobcenter ins Leben gerufen. Mehr als 30 ausländische Medizinerinnen und Mediziner aus verschiedenen Fachrichtungen sind dabei, außerdem noch Apothekerinnen und Apotheker, aber auch Interessierte aus dem Bereich Veterinärmedizin. Die meisten hier kommen aus der Ukraine, aber auch aus Syrien oder dem Irak.

"Patenschaften" sollen entstehen

"Ziel des Ganzen ist es, Kontakte herzustellen und so eine Art Patenschaft zu übernehmen", erklärt Christina Löhner von der Gesundheitsregion Plus. Denn neben den künftigen Arbeitnehmern sind auch potenzielle Arbeitgeber beim Treffen dabei: Ärztinnen und Ärzte mit eigener Praxis oder solche, die in Krankenhäusern in der Region praktizieren. Auch Augenarzt Dr. Axel Jaksche sitzt im Publikum, als Sofiia Echkenko ihre Geschichte teilt. "Wir sind froh, dass wir sie haben, dass sie sich so gut etabliert hat", sagt er. "Wir würden uns freuen, wenn sowas in Zukunft als Vorbildfunktion schneller gehen würde – also die Anerkennung der ausländischen akademischen Grade."

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Mehr als 30 Medizinerinnen und Mediziner kamen beim 2. Ansbacher Netzwerktreffen zusammen.

Berufserlaubnis und Approbation nötig

Um in Deutschland zumindest zeitlich begrenzt im Arztberuf arbeiten zu dürfen, braucht man eine Berufserlaubnis. Für das dauerhafte Arbeiten benötigen die ausländischen Akademiker eine Approbation. Für beides gibt es viele Voraussetzungen, wie die Sprachenprüfung B2, die Fachsprachenprüfung C1 und die mündliche Kenntnisprüfung. Zudem müssen etliche Dokumente übersetzt und eingereicht werden – und in jedem Fall muss geprüft werden, ob sich die Inhalte der ausländischen Uni mit den in Deutschland gelehrten Inhalten decken. Rund 57.200 ausländische Ärztinnen und Ärzte haben 2023 in Deutschland gearbeitet, so die aktuellen Zahlen des Bundesministeriums für Wirtschaft.

Etliche Jahre Berufserfahrung im Heimatland

Das Ansbacher Netzwerktreffen ist für viele hier eine große Chance: Hiunai Aliieva hat in ihrer Heimat schon elf Jahre als Gynäkologin gearbeitet: "Ich bin 38 Jahre alt, ursprünglich komme ich aus der Ukraine und ich möchte mein Diplom in Deutschland anerkennen lassen." Olena Levyk (43) ist seit März 2022 in Deutschland. Sie kommt aus Saporischschja, ist vor dem Krieg in der Ukraine geflohen und lebt nun in Rothenburg ob der Tauber. "Meine Arbeit ist mein Hobby! Ich habe als onkologische Ärztin in der Ukraine gearbeitet", erzählt sie.

Ausflug in Klinik geplant

Wie die anderen auch, hofft Olena Levyk, dass sie schon bald hier in Deutschland als anerkannte Ärztin arbeiten kann. Im Frühjahr soll ein drittes Netzwerktreffen stattfinden. Dafür wollen die Organisatoren eine Fahrt in eine Klinik in der Region organisieren. Dort können die Medizinerinnen und Mediziner dann eines der Krankenhäuser kennenlernen, in dem manche von ihnen in Zukunft vielleicht eine feste Stelle finden könnten.

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