Das Gebäude des Klinikums Fichtelgebirge in Marktredwitz.
Bildrechte: BR/Kristina Kreutzer

Das Haus in Marktredwitz soll in Zukunft zum "Ankerpunkt der stationären medizinischen Versorgung der Region" werden.

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Ambulanter Medizincampus: Reform am Klinikum Fichtelgebirge

Nachdem die Defizite am Klinikum Fichtelgebirge stark angestiegen sind, haben sich die Verantwortlichen nun für einen Strukturwandel entschieden. Beide Standorte sollen erhalten und alle Beschäftigten behalten werden – dennoch wird sich viel ändern.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

"Agieren statt Reagieren" – unter diesem Motto hat am Donnerstag der Verwaltungsrat der Klinikum Fichtelgebirge gGmbH ein neues Konzept für das Klinikum mit den beiden dezentralen Häusern in Selb und Marktredwitz vorgestellt. Da das Defizit des Klinikums von 2,5 Millionen Euro jährlich nun auf zehn Millionen Euro angestiegen sei und laut Landrat Peter Berek (CSU) auch keine Besserung in Sicht sei, habe man die Entscheidung für eine Umstrukturierung getroffen. Es ist eine von 35 geplanten Maßnahmen, um das Defizit zu verkleinern.

Künftig: Ambulantes nach Selb, Stationäres nach Marktredwitz

Demnach soll in den nächsten Monaten das Haus Selb von einem stationären Krankenhaus in einen ambulanten Medizincampus umgewandelt werden. Das heiß: Dort werden keine Patienten mehr stationär aufgenommen, stattdessen wird nur noch ambulante Versorgung angeboten. Der Standort Selb war bisher ein Akutkrankenhaus mit vier Stationen, 115 Betten, darunter sechs Intensivbetten und Notfallversorgung rund um die Uhr.

Marktredwitz werde dafür nun zum "Ankerpunkt der stationären medizinischen Versorgung der Region", so der Landrat weiter. Dort werden dann schwerpunktmäßig Operationen und spezialisierte Eingriffe angeboten, die einen anschließenden stationären Aufenthalt erfordern. Aktuell verfügt der Standort über 263 Betten, die Intensivstation hat 14 Betten. Ob und wie viele Betten von Selb zukünftig nach Marktredwitz wandern, ist aktuell noch unklar.

"Wir sind zuversichtlich, dass die umgesetzten Maßnahmen uns dabei helfen werden, unsere wirtschaftliche Lage deutlich zu verbessern, um langfristig eine nachhaltige und hochwertige Gesundheitsversorgung für all unsere Patienten zu gewährleisten." Oliver Weigel, Bürgermeister Marktredwitz

Strukturwechsel am Klinikum Fichtelgebirge: Kein Stellenabbau

Einen Stellenabbau soll die Umstrukturierung nicht zur Folge haben. Im Klinikum Fichtelgebirge arbeiten insgesamt rund 1.000 Menschen. An der Zahl der Mitarbeiter soll festgehalten werden. Dennoch müssten sich die Mitarbeitenden auf Veränderungen einstellen, so Peter Berek weiter.

"Wir müssen uns selbst helfen. Es ist eine Reform, die keine, eigentlich keine Alternative hat, auch wenn es eine schwere Entscheidung ist." Peter Berek, Landrat

Es gehe darum, die beiden Häuser im Landkreis Wunsiedel zu stärken – auch um unabhängig von Entscheidungen in Berlin und München zu sein. Die Reform soll ein klares Bekenntnis zu beiden Häusern sein. Eine Privatisierung, die auch im benachbarten Bayreuth abgelehnt wurde, sei keine Alternative gewesen, da war sich der Verwaltungsrat einig.

Betont wurde auch, gemeinsam mit den Bürgermeistern aus Marktredwitz und Selb, dass man möglichst transparent agiere. Die Mitarbeiter wurden schon am Morgen informiert.

"Es ist auch eine Chance für eine neue Ausrichtung unseres Hauses in Selb, wir wollen uns gerade auch in Richtung Tschechien öffnen und auch Kooperationen mit ambulanten Partnern wären beispielsweise denkbar." Uli Pötzsch, Bürgermeister Selb

Kapazitäten, die vorher unter anderem durch stationär untergebrachte Patienten gebraucht wurden, könnten künftig von mehr ambulanten Patienten, auch aus dem weiteren Umland, genutzt werden.

Neuausrichten seit Jahren in Planung

Bereits seit 2019 werde an einer zukunftsfähigen Neuausrichtung gearbeitet, heißt es in einer Mitteilung des Klinikums. Seither sei alles auf den Prüfstand gestellt worden, neue Konzepte entwickelt, neue Abteilungen beziehungsweise medizinische Fachrichtungen - zum Beispiel Kardiologie, Akutgeriatrie - etabliert. Alles mit dem Ziel, das Klinikum für den Landkreis und das Fichtelgebirge zu stärken und somit zu erhalten und medizinische Versorgung wohnortnah und in kommunaler Hand zu sichern.

Alleiniger Gesellschafter der Klinikum Fichtelgebirge gGmbH ist der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge. Als öffentlich-rechtlicher Klinikverband sorgen sie mit den beiden dezentralen Häusern für die medizinische Versorgung der nordöstlichsten Region Bayerns. Pro Jahr werden hier etwa 18.000 Patienten stationär und circa 27.800 Patienten ambulant behandelt.

Das Gebäude des Klinikums Fichtelgebirge in Selb.
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Das Haus in Selb des Klinikums Fichtelgebirge soll in einen ambulanten Medizincampus umgewandelt werden.

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