Junge Frau vor der LMU in München
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Weniger zulassungsbeschränkte Studiengänge in Bayern

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Ab Herbst: Weniger Studiengänge mit Numerus clausus in Bayern

Viele Studienfächer haben einen Numerus clausus, weil es einen Mangel an Studienplätzen gibt. Im kommenden Wintersemester sind es jedoch weniger Studienanfänger als in den Jahren zuvor und das sorgt für Entspannung - auch in Bayern.

Studienanfänger in Bayern müssen zum Start des Wintersemesters weiter mit Zulassungsbeschränkungen rechnen. Der Anteil an Studiengängen mit Numerus clausus (NC) ist aber zum Wintersemester 2022/23 niedriger als im Vorjahr: 32,9 Prozent aller Angebote haben einen NC, das sind nach einer Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) 3,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Das CHE untersucht die Quoten jedes Jahr und teilte die Ergebnisse am Dienstag mit.

Zahl der Studienanfänger sinkt

Ein Grund für die geringere Zahl an zulassungsbeschränkten Studiengängen dürfte die sinkende Zahl von Studienanfängern sein. Das sorgt an den Hochschulen dafür, dass die Kapazitäten nicht so schnell überlastet sind. Außerdem nahm die Zahl der Studienangebote zu. Die Hochschulen können damit vermehrt Zulassungsbeschränkungen fallen lassen. Das sei vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels auch politisch gewollt, sagte Cort-Denis Hachmeister, Experte für Hochschulzugang beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Im bundesweiten Vergleich liegt Bayern im Mittelfeld, was den Anteil an zulassungsbeschränkten Studienangeboten angeht. Er liegt in ganz Deutschland seit Jahren bei etwa 40 Prozent, mit abnehmender Tendenz. Bundesweit sank die NC-Quote vom vergangenen Wintersemester zum kommenden um 1,8 Prozentpunkte auf 37,9 Prozent. Hamburg liegt mit 62,8 Prozent an der Spitze, den geringsten Anteil hat Thüringen mit 19,6 Prozent.

Hälfte aller Studienfächer in München zulassungsbeschränkt

In München, weiter ein begehrter Studienort, ist weiter mehr als die Hälfte der Studienangebote zulassungsbeschränkt. Dort stieg der Anteil von Studiengängen mit Numerus clausus gegen den Trend leicht von 52 auf 53 Prozent. Die höchste NC-Quote unter Städten mit mehr als 16.000 Studierenden weist laut CHE Garching als Außenstandort der Technischen Universität München auf. Alle Masterstudienangebote seien dort zulassungsbeschränkt, im Bachelor liege die Quote bei 41 Prozent.

Die TU weist diese Darstellung als falsch zurück. Nur zwei von rund 180 Studiengängen der Universität hätten einen Numerus Clausus, nämlich Medizin und ein Teilstudiengang für Lehramt der Beruflichen Bildung, sagte ein Sprecher. Er berief sich dabei auf die Satzung der TU über die Festsetzung der Zulassungszahlen für das Studienjahr 2023/24. Am Standort Garching würden entgegen CHE-Aussage gar keine Studiengänge mit NC angeboten. Die dort angebotenen Studiengänge hätten keine Zulassungsbeschränkung oder sähen ein Eignungsverfahren vor. Vom CHE war am Abend keine Stellungnahme mehr zu erhalten.

In Erlangen hingegen war die Quote vor einem Jahr durch die Einführung von Eignungsprüfungen als eine Alternative zur Zulassungsbeschränkung um 35 Prozentpunkte hochgeschnellt. Nun sei der gegenteilige Effekt zu beobachten; die Quote liege nur noch bei 6 Prozent, teilte das CHE mit.

Numerus clausus auch in Form von Praktika möglich

Rechts-, Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften haben in Bayern die höchste NC-Quote mit 42,7 Prozent. Mathematik und Naturwissenschaften - dazu zählt auch Medizin - liegen bei 36,7. Am leichtesten bekommt man einen Studienplatz in Sprach- und Kulturwissenschaften, dort liegt die Quote bei 19,6 Prozent; bei Ingenieurwissenschaften ist sie bei 35,8 Prozent.

Bei Studienangeboten mit NC müssen sich Studienanwärter um die Zulassung bewerben. Kriterien sind je nach Hochschule nicht immer nur die Abiturnoten. Weitere Bedingungen können etwa Testergebnisse, Auswahlgespräche, Berufserfahrung oder Praktika sein.

"Numerus clausus"- Check

Weil die Zahl der Studienangebote mit einer Zulassungsbeschränkung weiter rückläufig ist, haben die rund 800.000 Menschen, die im Herbst ein Grund- oder weiterführendes Studium beginnen, gute Chancen auf einen Studienplatz ihrer Wahl. Die Autoren des NC-Checks aber warnen: Beim Blick auf die Bundesländer zeigt sich ein deutlich anderes Bild. Beliebte Städte wie Hamburg, Berlin oder manche Regionen etwa in Baden-Württemberg haben deutlich höhere Hürden bei der Zulassung. So haben Hamburg und Berlin mit 62,8 und 61,2 die höchsten NC-Quoten im Ländervergleich. Aber auch in Karlsruhe, München, Leipzig und Konstanz haben mehr als die Hälfte der Studienangebote einen NC.

  • Zum Artikel: Gleichstand bei Studentinnen und Studenten an den Unis

Im Video: Medizin studieren ohne Numerus clausus

Medizinstudium ohne Zugangsbeschränkung: Eine Partnerprogramm bietet Studierenden die Möglichkeit, die ersten drei Jahre ihres Studiums an der Universität Split in Kroatien zu verbringen und die verbleibenden drei Jahre an der Medical School mit Hauptstandort in Coburg zu absolvieren.

Studenten üben an einer Puppe.
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Medizinstudium in Coburg auch ohne Numerus clausus möglich

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