München gedenkt der Opfer des rassistischen Anschlags am Olympia-Einkaufszentrum vor sieben Jahren.
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München gedenkt der Opfer des rassistischen Anschlags am Olympia-Einkaufszentrum vor sieben Jahren.

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"Kein Vergessen": München gedenkt der Opfer des OEZ-Attentats

Sieben Jahre ist es her, dass ein Mann am Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen erschossen hat - und dann sich selbst. Er hatte ein rassistisches Motiv. Das Gedenken an diesem siebten Jahrestag wird auch von Angehörigen der Opfer gestaltet.

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Ein Demonstrationszug und eine Feier zum Gedenken: Rund 300 Menschen sind an diesem Samstagnachmittag vom Moosacher Bahnhof zur Hanauer Straße gezogen. Am Denkmal "München Erinnern" beim Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) hielten sie inne, um an die Opfer des rechtsextremen Anschlags von 2016 zu erinnern. Dort fand schließlich die Gedenkfeier mit rund 600 Teilnehmern statt. Genau heute vor sieben Jahren erschoss ein Attentäter dort neun Menschen aus rassistischen Motiven.

Zum ersten Mal hat die Initiative "München Erinnern", ein Zusammenschluss von Angehörigen der Getöteten, das Gedenken maßgeblich mitgestaltet. Sie hatte zu dem Demo-Zug aufgerufen, der vor der offiziellen Feier mit der Stadt München stattfand.

Gedenken für die Opfer des OEZ-Anschlags von 2016.
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Gedenken für die Opfer des OEZ-Anschlags von 2016.

"Kein Vergessen – kein Schlussstrich"

Die Stimmung beim Demo-Zug war ziemlich bedrückend, es war recht still, die Trauer der Menschen immer noch spürbar. Die Angehörigen der Opfer trugen weiße T-Shirts - mit Bildern der Getöteten darauf. Sie hielten Schilder mit Aufschriften wie "Kein Vergessen – kein Schlussstrich" oder "Rechten Terror bekämpfen".

Die Angehörigen und Überlebenden wollten mit dieser Demonstration einfordern, dass der Anschlag auch bundesweit als rechter Terror und Teil einer Reihe solcher Verbrechen anerkannt und benannt wird.

Reiter: OEZ-Attentat in einer Reihe mit Hanau und Halle

Der zweite und offizielle Teil der Gedenkveranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Stadt München statt. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) stellte dabei das OEZ-Attentat in eine Reihe mit den Anschlägen von Hanau und Halle und dem Mord an Walter Lübcke. "Da gibt es Zusammenhänge, die lange nicht gesehen wurden, weil das Attentat viel zu lange als unpolitische Tat eines Einzelnen bewertet wurde", sagte Reiter bei der Gedenkveranstaltung. "Das OEZ-Attentat muss endlich mit diesen Taten in einer Reihe genannt werden, auch bundesweit."

Deshalb sollten bei dem Gedenken auch Hinterbliebene und Überlebende weiterer rechter, rassistischer und antisemitischer Anschläge sprechen, etwa aus Halle, Hanau, Solingen und Duisburg. "Alle diese rassistischen und rechtsextremen Anschläge haben vieles gemeinsam", sagte Reiter. Er forderte, das OEZ-Attentat mit diesen Taten in einer Reihe zu nennen, auch bundesweit. Dies ist bereits seit Jahren auch eine Forderung und Kritik der Angehörigen.

Der Täter von Hanau habe vorher fünf Jahre in München gelebt. Der Täter am OEZ wiederum habe auf den Tag genau fünf Jahre nach dem Attentat des rechtsextremen Anders Breivik in Norwegen gemordet. "Seine Tat traf Menschen aus Familien, die in der rassistischen Sichtweise des Täters "Fremde" waren und aus seiner Sicht "nicht dazugehörten"", sagte Reiter.

OB Reiter über "rassistische Sichtweise des Täters"

Die Tat dürfe nicht verdrängt werden. Nur dann könne der Gefahr solch brutaler, rassistischer Angriffe entgegengewirkt werden. Um die Kontinuität rechten Terrors aufzuzeigen und der Opfer zu gedenken, sollen laut Reiter die Gräber der in München beigesetzten Opfer als Gedenkgräber gewidmet werden: "Auch nach sieben Jahren bleibt diese schreckliche Tat unfassbar und unbegreiflich." Reiter sagte, er sei froh, dass wieder so viele Angehörige der Opfer hier seien. Diese Gemeinsamkeit helfe denen, dieses schreckliche Thema zu verarbeiten. "Man wird’s nie vergessen können".

Acht Jugendliche und eine Frau erschossen

Zum Hintergrund: 2016 erschoss ein 18-Jähriger acht Jugendliche und eine 45-jährige Frau am Münchner Olympia-Einkaufszentrum. Vier weitere Menschen wurden durch Schüsse verletzt. Anschließend tötete sich der Täter selbst.

Über Jahre mussten die Hinterbliebenen zusammen mit der Stadt München dafür kämpfen, dass die Morde von den bayerischen Sicherheitsbehörden nicht als Tat eines verwirrten jungen Mannes gewertet werden, sondern als rassistisch motivierter Anschlag. Der Täter hatte gezielt nach Menschen gesucht, die in seinen Augen nicht-deutsch aussahen.

2016 wurden acht Jugendliche und eine 45-jährige Frau am Münchner OEZ von einem 18-Jährigen aus rassistischen Gründen erschossen wurden.
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2016 wurden acht Jugendliche und eine 45-jährige Frau am Münchner OEZ von einem 18-Jährigen aus rassistischen Gründen erschossen wurden.

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