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Regenwurm Darum feiern wir den Regenwurm

Er ist unermüdlich im Einsatz unter Tage. Er kann sogar im Wasser atmen. Warum Regenwürmer im Garten weniger Arbeit und satte Ernte bedeuten - und wie wir ihnen Gutes tun können.

Von: Sabine Dangel

Stand: 22.01.2024

Regenwurm | Bild: mauritius images / Westend61 / Nabiha Dahhan

Rund 140 Regenwürmer durchgraben in etwa einen Quadratmeter Ackerboden, in einem entsprechenden Wiesen-Stück leben im Schnitt sogar 250. Und obwohl es so viele von ihnen gibt, wissen wir vergleichsweise wenig über ihn. Den Regenwurm. Sagt die Biologin Roswitha Walter, die eine Arbeitsgruppe zu Bodentieren am Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) leitet und sich seit mehr als zehn Jahren intensiv mit dem Regenwurm beschäftigt. Wobei es den einen Regenwurm so gar nicht gibt: 49 verschiedene Arten kommen allein in Deutschland vor, zwei davon wurden erst vor einigen Jahren entdeckt. Sie bilden vier Hauptgruppen - die Kompostwürmer, die streubewohnenden Regenwürmer (typisch im Wald vorkommend) sowie die flachgrabenden und die tiefgrabenden Würmer, wie etwa der Tauwurm, der bis zu zwei Meter tiefe, senkrechte Röhren anlegen kann. 

Was essen Regenwürmer am liebsten?

"Regenwürmer ernähren sich von totem organischem pflanzlichen Material, wie abgestorbenen Pflanzenresten, Mist oder Laub", erklärt Biologin Walter. Neben dieser organischen Nahrung nehmen Regenwürmer auch viele Mineralien und Mikroorganismen aus dem Boden auf und verkneten dies alles in ihrem Darm.  

Warum ist der Regenwurm wichtig?

Regenwurmröhren durchziehen den Erdboden kreuz und quer.

Regenwürmer graben waagrechte und senkrechte Röhren unter der Erde. Sie lockern dadurch den Boden auf, was das Wurzelwachstum von Pflanzen erleichtert; die Röhren leiten das Regenwasser in die Tiefe und verteilen es im Boden; zudem bieten sie Lebensraum für Kleinstlebewesen. Die Pflanzenreste und Blätter, die etwa der Tauwurm in seine Röhren zieht, dienen nicht nur den Würmern, sondern auch anderen Bodenlebewesen als Nahrung. Einen großen Beitrag für einen fruchtbaren Boden liefern sie durch ihren ausdauernden Appetit: Was der Regenwurm am Ende als Wurmkot ausscheidet, ist sehr nährstoffreich und enthält die für die Bodenfruchtbarkeit enorm wichtigen sogenannten Ton-Humus-Komplexe.  

Wie kann ich in meinem Garten Regenwürmer unterstützen?

"Wer die Regenwürmer in seinem Garten unterstützen möchte, sollte vor allem auf eine gute Ernährung für die Würmer achten", so Biologin Walter: "Viel organisches Material ausbringen über Kompost, Erntereste, die auf dem Beet liegen bleiben, über reifen Mist oder auch über Mulchen." Man sollte den Boden nie unbedeckt lassen, auch nicht im Winter - sondern etwa sogenannte Zwischenfrüchte anbauen. Besonders gern haben Regenwürmer übrigens Leguminosen, wie etwa Kleegras, denn das sammelt viel Stickstoff an seinen Wurzeln an.

Regenwumkot - nährstoffreiche Hnterlassenschaft

Eine Gartenarbeit sollten Sie zudem komplett den Würmern überlassen: das Umgraben. Wer mit dem Spaten so umgräbt, dass der Boden voll gewendet wird, schadet vielen Bodenorganismen und stört ihren Lebensraum. Gönnen Sie sich lieber eine halbe Stunde mehr im Liegestuhl mit dem beruhigenden Gedanken, wer gerade unermüdlich für Sie unter Tage arbeitet.  

Tipp: Der BAYERN 1 Aussaatkalender (als pdf zum Downloaden und Ausdrucken): Wann sät man welches Gemüse?

Atmen Regenwürmer?

Regenwürmer haben keine Lungen - an lebensnotwendigen Sauerstoff kommen sie auf ungewöhnliche Weise: "Regenwürmer atmen über die Haut", erklärt unsere Expertin Walter.  

Wie schnell ertrinken Regenwürmer?

Regenwürmer können im Wasser atmen.

"Regenwürmer können sogar Sauerstoff aus dem Wasser nehmen, wenn dieses nicht zu warm ist", erklärt Roswitha Walter. Wird der Boden kurzfristig von fließendem oder kaltem Wasser (das in der Regel sauerstoffreich ist), bedeckt, stellt dies meist kein Problem für die Würmer dar; nur im länger stehenden und warmen Wasser überleben sie nicht." 

Warum kommen Regenwürmer raus, wenn es regnet?

Er ist der größte Feind der Regenwürmer - der Maulwurf.

In jedem Fall nicht, weil sie sonst ertrinken würden - denn sie können ja im Wasser atmen. Zu den Gründen gibt es eine Reihe von Theorien. Gesichert ist keine davon, betont Roswitha Walter. Eine Möglichkeit ist, dass das Klopfen der Regentropfen auf die Erdoberfläche einen Fluchtreflex bei den Würmern vor ihrem größten Feind, dem Maulwurf, auslöst. Sie fliehen an die Oberfläche, weil sie dort vor ihrem lichtscheuen Erzfeind sicher sind. Nach einer anderen Theorie bietet die regennasse Erdoberfläche den Regenwürmer eine (austrockungs)sichere Möglichkeit, sich ein neues Revier zu suchen. 

Des Regenwurms Leid - des Gärtners Freud: Deshalb ist der Maulwurf so nützlich

Wenn ein Regenwurm zerteilt wird - überleben beide Hälften?

Auch wenn wahrscheinlich jeder von uns als Kind diese Geschichte gehört hat - sie ist und bleibt falsch. Es gibt nur einen Überlebenden: "Der vordere Teil hat eine hohe Chance zu überleben, wenn er groß genug ist", sagt LfL-Fachfrau Walter, "der hintere nicht." Befindet sich sogar der sogenannte Gürtel (die meist rosafarbene Verdickung am Wurmkörper) am vorderen Teil, erhöht das die Überlebenschancen des Regenwurmes deutlich. Er kann übrigens sogar einige Ringe nachbilden, so Roswitha Walter.  

Warum heißt der Regenwurm Regenwurm?

Zur Herkunft seines Namens gibt es keine Gewissheit, nur Überlegungen. Nach der einen rührt der Name "Regenwurm" von dem Phänomen her, dass die Würmer vor allem nach starken Regenfällen an die Erdoberfläche kommen und dort dann sichtbar werden. Alternativ wird der Regenwurm mit dem Wort "rege", also "fleißig" in Verbindung gebracht: Weil der Regenwurm so unermüdlich den Boden durchgräbt, trägt er das Lob "rege" eben auch in seinem Namen.

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https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/bio-duenger-welcher-bioduenger-ist-gut/bayern-1/12473265/


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