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Wildbienen Welche Hummel ist das denn?

Sie liefern zwar keinen Honig, dafür bestäuben sie viele Pflanzen: Hummeln sowie rund 580 Wildbienenarten leben bei uns. Was sie so besonders macht und wie wir ihnen helfen können.

Stand: 10.01.2024

Bienenfreundlich gärtnern und gewinnen - seit 2016 gibt es die Initiative "Deutschland summt". Wer einen bienenfreundlichen Garten, Balkon, ein begrüntes Dach oder einen Kindergarten-, Vereins-, Firmen- oder Schulgarten hat, kann sich bei dem Pflanzwettbewerb 2023 anmelden und zwar bis zum 31. Juli. Unter diesem Link kann man sich bewerben: Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb

Sie wollen Wildbienen und Bienen unterstützen? Hier lesen Sie, wie Sie Ihren Garten bienenfreundlich gestalten und welche Pflanzen Bienen mögen.

Wildbienen

Eine Wildbiene zu erkennen ist gar nicht so einfach, denn hinter dem Begriff "Wildbiene" verstecken sich über 500 verschiedene Bienen. Sie sind klein, groß, rot, gelb, schwarz oder braun. Manche tragen einen Pelz, andere sind ganz unbehaart. Viele Wildbienen sehen aus wie Wespen, andere wie Fliegen. Gerade, weil es so schwer ist, eine Wildbiene zu erkennen und sie zu bestimmen, sollten Sie genau hinsehen, welches Insekt Ihnen gerade begegnet.

Die Hummel

Eine Erdhummel fliegt Blüten der Großen Wachsblume an.

Eine der bekanntesten Wildbienen ist die Hummel. Die kleinen dicken Brummer haben viele unglaubliche Eigenschaften. Im Frühjahr kann man Hummeln noch vor allen anderen Bienenarten sehen, denn ihr dicker Pelz hält sie warm. So können Hummeln auch bei Temperaturen von bis zu zwei Grad ausfliegen. Im Frühjahr fliegt eine Hummel täglich bis zu 18 Stunden lang und steuert dabei über tausend Blüten an. Besonders gerne mag sie Lavendel, Rittersporn, Rosskastanie oder Kirschblüten. Übrigens: Hummeln sind die einzigen Bienen, die Tomatenpflanzen bestäuben können. Denn die Tomatenblüten geben Ihre Pollen nur frei, wenn man sie leicht schüttelt. Dazu setzen Sie sich Hummeln auf die Blüte und schütteln ihr Hinterteil so, dass sich die Blüte öffnet. Dafür sind andere Bienen einfach viel zu leicht.

Eine Ackerhummel auf Lungenkrautblüten

Bei einer Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich konnte vor kurzem nachgewiesen werden, dass kleine Bisse von Hummeln in Pflanzen deren Blütenwachstum fördern. In einem Versuchsgewächshaus beobachteten die Forscher Hummeln, die blütenlose Pflanzen zu attackieren schienen. Sie stachen mit ihren Mundwerkzeugen kleine Löcher in deren Blätter. Es zeigte sich, dass diese Pflanzen bis zu dreißig Tage früher blühten als Kontroll-Exemplare, die keinen Kontakt zu Hummeln hatten. Hummeln animieren also Pflanzen zur Blütenbildung. Deshalb sind Hummeln für die Natur und die Umwelt so hilfreich und wichtig.

Das Hummeltelefon

Schwarzer Körper, orangefarbender Hintern - eine Steinhummel

Sie haben eine Hummel entdeckt?
Machen Sie ein Foto von ihr und schicken Sie es dem Bund Naturschutz in Bayern e.V., denn das Hummeltelefon ist wieder gestartet. Sie bekommen Art und genauen Namen der Hummel durchgegeben und im Gegenzug wird jeder Hummelfund in eine interaktive Karte eingetragen. Im Jahr 2020 waren es über 4.100 Funde. So kann man mehr über die Verbreitung der Hummelarten in Bayern lernen. Fotografieren Sie den Brummer und schicken Sie das Bild zusammen mit Fundort (PLZ) und Funddatum per WhatsApp an 0151-18460163 oder per E-Mail an hummelfund@ifbi.net. Mehr im Link: Hier geht's zur Hummel-Hotline Das Hummeltelefon ist jedes Jahr ab Frühlingsbeginn bis einschließlich Ostern freigeschaltet.

Wo leben Wildbienen?

Die meisten Wildbienenarten sind Einzelgänger. Rund 480 der 580 Arten leben alleine, also solitär. Sie versorgen ihre Brut ohne die Hilfe ihrer Artgenossen. Es gibt keine Arbeitsteilung und auch kein Speichern von Vorräten.

Eine Wildbienenkönigin lebt nur vier bis acht Wochen. Im Frühjahr sucht sie sich ein Nest in Pflanzenstängeln, kleinen Ritzen im Holz, in Baumrinden, Lehmböden, Hecken, Reisig, Sandwegen oder sogar in leeren Schneckenhäusern. Nachdem die Königin 4 - 30 Zellen abgelegt hat, geht sie auf Nahrungssuche, um ihre Brut zu versorgen. Sie füllt die Zellen mit etwas Proviant aus Pollen und Nektar und verschließt sie dann. Dabei wird zuerst eine Zelle fertiggestellt, bevor mit der nächsten begonnen wird. Nach drei bis vier Wochen verpuppen sich die Larven. Normalerweise stirbt die Königin, bevor die ersten Jungbienen schlüpfen. Aus einem Teil der Zellen schlüpfen Arbeiterbienen, aus anderen männliche Drohnen und aus wenigen Eiern werden neue Königinnen. Alle Bienen verlassen das Nest und schwärmen aus. Die Drohnen begatten die Königinnen, die sich dann ein sicheres Winterquartier suchen. Im Herbst sterben die Drohnen und auch alle anderen Bienen. Nur die neuen Königinnen überleben den Winter.

Neben den solitär lebenden Bienen gibt es auch sogenannte Kuckucksbienen unter den Wildbienen. Diese Arten legen ihre Eier in fremde Nester und überlassen die Brutvorsorge der Wirtsbiene. Nur 43 Hummelarten und rund 50 Furchen- und Schmalbienenarten haben eine soziale Lebensweise und gründen Staaten.

Wildbienen vs. Honigbienen

Wussten Sie, dass für die Bestäubung eines Hektars mit Obstbäumen ein bis zweieinhalb Honigbienenvölker -  also über 10.000 Honigbienen - notwendig sind? Die selbe Anzahl an Bäumen kann aber auch von nur 530 nistenden Weibchen der gehörnten Mauerbiene in der gleichen Zeit bestäubt werden. Grund: Wildbienen sind viel effektivere Bestäuber als Honigbienen.

"Bei Obstbäumen kann man mit Wildbienen rund ein Drittel mehr Ertrag ernten. Auch bei Raps und Sonnenblumen hat man mit Wildbienen mehr Ertrag, auch, wenn gleichzeitig noch Honigbienen fliegen."

Dr. Andreas Fleischmann, Botanische Staatssammlung München

Wenn Honigbienen Pollen sammeln, dann wird dieser etwas nass. Nur so bleibt er am so genannten "Höschen" der Bienen kleben. Das Problem: Nasser Pollen keimt nicht mehr aus und ist deshalb für die Bestäubung verloren. Im Gegensatz dazu sammeln die allermeisten Wildbienen den Pollen trocken. Außerdem sammelt eine Honigbiene pro Flug entweder Pollen oder Nektar. Wildbienenweibchen hingegen sammeln immer beides, bleiben also länger auf den Blüten sitzen als eine Honigbiene.

Bienenarten

Wildbienen können weit früher im Jahr fliegen. Vor allem die Arten mit Pelz fliegen schon im Februar oder März bei Temperaturen von bis zu zwei Grad los und bestäuben die frühblühenden Pflanzen. Der größte Unterschied ist jedoch, dass Honigbienen nur einen kleinen Teil der heimischen Pflanzenarten bestäuben können. Viele Pflanzenarten, wie Schmetterlingsblütler oder Nachtschattengewächse werden von anderen Insekten wie zum Beispiel Wildbienen bestäubt.

Faszinierend ist auch, dass Wildbienen Blüten anfliegen können, die die Honigbienen oder andere Wildbienenarten aufgrund ihres Körperbaus nicht erreichen. Dazu gehören zum Beispiel Blüten mit Nektar in tiefen Kronröhren, wie zum Beispiel Rotklee, Eisenhut und Rittersporn. Hummeln zum Beispiel sind die einzigen Wildbienen, die Tomatenpflanzen bestäuben können. Die Pollen der Tomatenblüte sitzen gut verschlossen in den länglichen Staubbeuteln. Damit er herauskommt, muss die Blüte kräftig geschüttelt werden. Die Hummeln krallen und beißen sich an den Staubgefäßen fest und lassen ihre Flugmuskulatur vibrieren, ohne dabei die Flügel zu bewegen. Diesen Vorgang nennt man "buzzing".  Bei einer ganz bestimmten Frequenz rieseln die Pollen aus den Staubbeuteln heraus.

Das hat leider auch Nachteile für die Wildbiene: Rund ein Drittel aller Wildbienen sind auf Pollen ganz bestimmter Pflanzen angewiesen. Man nennt diese Arten oligolektische Bienenarten.

Stechen Hummeln?

Hummeln können stechen, tun es aber sehr selten. Ihr Stachel bleibt nicht - wie bei Bienen - in der Haut stecken. Sie können daher mehrmals stechen. Nicht alle Wildbienenarten haben einen Stachel. Manche besitzen einen, andere keinen und bei wieder anderen ist der Stachel so weich, dass er die menschliche Haut gar nicht durchbohren kann. Grundsätzlich stechen Wildbienen viel seltener als Honigbienen. Immerhin müssen sie keinen Honig und auch keine Brut verteidigen. Damit eine Wildbiene zusticht, müssen Sie sie direkt bedrohen, quetschen oder auf sie treten.

Wildbienen sind bedroht

Die Population von Wildbienen ist seit vielen Jahren rückläufig. Laut Landesbund für Vogelschutz ist von den 515 bayerischen Wildbienenarten über die Hälfte bedroht und ein Teil sogar schon ausgestorben. Gründe dafür gibt es viele:

Rostrote Mauerbiene

Im Gegensatz zu Honigbienen sind die Wildbienen von natürlichen Umwelteinflüssen bedroht. Bei Honigbienen kümmert sich der Imker um einen geeigneten Nistraum, er füttert zu, wenn die Bienen zu wenig Nahrung finden und bekämpft Krankheiten und Parasiten. Deshalb ist die Honigbiene weitgehend unabhängig von diesen natürlichen Faktoren geworden. Die Wildbienen sind dem ohne Schutz ausgeliefert. Deshalb sterben manche Populationen einfach aus.

Leider hat die industrielle Landwirtschaft auch eine Mitschuld am Bienensterben. Dünger und Pestizide töten die Wildbienen. Natürlich sind auch Monokulturen und Flächenversiegelung ein großes Problem für die Wildbienen. Sie brauchen ein differenziertes Blütenangebot zum Überleben. Leider gibt es auch immer weniger Sandwege, alte Hecken, Totholz oder Steinhaufen in unseren Wäldern und Feldern. Deshalb sinkt das Nistplatzangebot für Wildbienen immer mehr.


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