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Greifvögel Autobahn Warum sitzen so viele Greifvögel neben der Autobahn?

Sind sie Ihnen auch schon aufgefallen, die Greifvögel neben der Autobahn? An manchen Strecken sitzt gefühlt alle paar Meter einer... Was machen die da eigentlich?

Stand: 08.02.2024

Greifvogel an der Straße | Bild: mauritius images / BRIAN BEVAN / Alamy / Alamy Stock Photos

"Greifvögel kann man an verschiedenen Straßenabschnitten gerade im Winter gut beobachten, weil sie auf Nahrungssuche sind", erklärt Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz. Und an großen Straßen, wie etwa Autobahnen, bieten sich natürlich sehr gute Gelegenheiten. Zum einen, weil Tiere überfahren werden: "Mäusebussarde sind keine Aas-Verschmäher - und wenn sie dort ein totes Tier , ob Maus, Hase oder Vogel, finden, werden die natürlich gefressen", so der Vogelschutz-Fachmann. Zudem gibt es im Winter, wenn Streusalz eingesetzt wird, am Straßenrand oder auch am Mittelstreifen immer wieder schneefreie Flächen, auf denen Mäuse besser zu beobachten und zu fangen sind. "Und deswegen sitzen Mäusebussarde zum Teil wirklich aufgereiht auf Pfosten oder Schildern, um eben einen besseren Überblick zu haben, was sich dort in ihrem Umfeld tut", so von Lindeiner.  

Mäuse auf dem Mittelstreifen - also dem Grünstreifen zwischen den beiden Fahrtrichtungen? Ja, sagt von Lindeiner. "Ich habe es selber schon im Stau erlebt und war überrascht zu sehen, wieviele Mäuse gerade auch im Mittelstreifen unterwegs waren. Das führt natürlich auch leider dazu, dass Mäusebussarde oder Turmfalken regelmäßig von Autos erfasst und getötet werden. Aber es ist wirklich so, dass diese Straßenränder eine sehr gute Nahrungsquelle für diese Vögel bieten - allerdings auch mit dem entsprechenden Gefahrenpotential."  

Welche Greifvögel sitzen denn da an den Straßen?

Straßenschilder bieten den Greifvögeln eine gute Ausgangsposition für die Jagd.

Bei den meisten Greifvögeln am Straßenrand dürfte es sich um Mäusebussarde oder Turmfalken handeln, vermutet Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz. Ganz einfach, weil diese auch am häufigsten vorkommen.

Seltener im Winter zu sehen und generell seltener wäre aber auch der Rotmilan ein möglicher Kandidat. Und selbst Großvögel wie der Seeadler fressen Aas - allerdings sieht man den seltener an der Straße sitzen, so der Vogelschutz-Experte.   

Warum sitzen gefühlt an manchen Strecken ganz viele Vögel, woanders kaum welche?

"Das ist an vielen Strecken tatsächlich zu beobachten", bestätigt von Lindeiner, "wir haben das schon häufig von Leuten mitgeteilt bekommen." Die Erklärung? "Es kann natürlich durchaus sein, dass es zu einer Konzentration von überwinternden Greifvögeln in einer Region kommt - denn die Mäusebussarde, die man jetzt bei uns sieht, kommen zum Teil aus dem Baltikum, aus Polen oder vielleicht sogar aus Finnland, und überwintern bei uns. Während unsere Mäusebussarde zum Beispiel in Frankreich überwintern." 

Warum sitzen die Greifvögel oft nach Mäharbeiten am Straßenrand?

Straßenränder bieten eine gute Nahrungsquelle für Greifvögel - nicht nur im Winter, auch im Sommer. So sind die Vögel auch an Straßen zu beobachten, wenn dort Mäharbeiten erfolgen. Denn dabei werden oft auch Kleinsäuger, Amphibien oder Reptilien getötet oder verletzt - und die bieten natürlich auch eine interessante Futterquelle, weiß Vogelschutz-Fachmann von Lindeiner: "Die Vögel wissen ganz genau, wann sie wo zu sein haben und wann es sich auch lohnt, dort zu warten."  

Wie geht es denn den Greifvögeln in Bayern?

"Insgesamt haben wir vernünftige Bestände von Mäusebussarden, und auch von Turmfalken", erklärt der Vogelschutz-Experte. "Manchen Arten geht es nicht ganz gut, beispielsweise einigen Weihen-Arten, dem Baumfalken oder dem Wespenbussard. Es gibt aber zum Glück auch Arten, die sich jetzt wieder ausbreiten, beispielsweise der Seeadler."

Hier erklären wir ein weiteres Phänomen, das nicht nur Hundebesitzer oft erleben - aber oft völlig falsch erklärt wird: Warum fressen Hunde Gras - Was fehlt meinem Hund, wenn er Gras frisst?

Hören Sie in unserem Interview Podcast Blaue Couch mit dem LBV Vorsitzenden Norbert Schäffer, was Zugvögel leisten und wie wir Singvögel im eigenen Garten helfen können. Den Podcast können Sie in der ARD Audiothek kostenlos downloaden und abonnieren.

https://www.ardaudiothek.de/episode/blaue-couch/norbert-schaeffer-biologe-und-vogelschuetzer-ueber-die-bewohner-in-heimischen-gaerten/bayern-1/12389119/


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