Die rätselhaften rund 170 Steinhügel auf dem Grund des Bodensees vor dem Schweizer Ufer sind nach Angaben von Forschern viel älter, als bisher vermutet worden war.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Matthias Schnyder

Rätselhafte Steinhügel im Bodensee wurden wohl von Menschen errichtet.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Steinhügel im Bodensee sind 5.500 Jahre alt

Vor dem Schweizer Ufer des Bodensees gibt es eine Stelle im Wasser, die Wissenschaftler seit Jahren zum Grübeln bringt: Rund 170 Steinhügel liegen dort metertief unter der Wasseroberfläche. Wer hat sie gebaut - und warum eigentlich?

Die rätselhaften 170 Steinhügel auf dem Grund des Bodensees vor dem Schweizer Ufer sind nach Angaben von Forschern viel älter als bislang vermutet. Die Archäologen im Kanton Thurgau fanden heraus, dass die Hügel nahe Uttwil in der Jungsteinzeit vor etwa 5.500 Jahren aufgeschüttet wurden. Um den Zeitraum bestimmen zu können, hatten die Forscher gemeinsam mit Geologen der Universität Bern Bohrproben aus rund acht Metern Tiefe an den Hügeln genommen.

Gehören die Steinhügel zu Pfahlbauten im Bodensee?

Neben den Steinhaufen wurden auch Hölzer, die zwischen den Steinen gefunden wurden, untersucht. Organisches Material lässt sich mittels des Radiokarbon-Verfahrens datieren und so die Bauzeit der Hügel eingrenzen. Denn zunächst nahmen die Forscher an, die Hügel stammten aus der Bronzezeit rund 1.000 v. Chr.

Nach einer ersten Auswertung gehörten die Steinhügel möglicherweise zu Pfahlbauten, die ebenfalls tief unter Wasser liegen und bislang noch nicht entdeckt wurden, erklärte das Thurgauer Amt für Archäologie. Denn es fanden sich mehrere, teilweise mit Steinbeilen behauene Holzpfähle, die belegen, dass die Steinhügel von Menschen errichtet wurden.

Aufgereiht wie Perlen: Steinhaufen unter Wasser

Die Steinhügel wurden 2015 vom Institut für Seenforschung in Langenargen (Bodenseekreis) bei einer Tiefenvermessung des Bodensees zwischen Romanshorn und Bottighofen entdeckt. Sie haben jeweils einen Durchmesser von 15 bis 30 Metern und befinden sich in regelmäßigen Abständen in einer Reihe in Ufernähe, rund viereinhalb Meter unter Wasser.

Steinhügel: nicht natürlich entstanden, menschengemacht

Anfangs war unklar, ob es sich um natürliche Ablagerungen des Bodenseegletschers vor 18.000 Jahren handelte. Untersuchungen mit einem Georadargerät der Technischen Universität Darmstadt ergaben aber, dass die Hügel von Menschenhand aufgeschüttet worden waren. Der Archäologe Urs Leuzinger vom Amt für Archäologie des Kantons Thurgau schätzt, dass die Hügel zur Zeit des Baus im flacheren Wasser gelegen haben. "Ich gehe davon aus, dass das Wasser den Menschen damals maximal bis zum Bauchnabel ging", sagte er.

Eine Theorie: Stonehenge vom Bodensee

Wozu die Steinhügel dienten, ist noch völlig unklar. Es gibt derzeit verschiedene Theorien, in diesem Zusammenhang sei auch der Begriff "Stonehenge vom Bodensee" aufgetaucht, sagte Leuzinger. Einen astronomischen Bezug halte er allerdings für unwahrscheinlich. Seiner Meinung nach könnte es aber durchaus einen kultischen Hintergrund für die Hügel geben. "Sie könnten zum Beispiel als Begräbnisplattform oder als Denkmal für Verstorbene genutzt worden sein."