Häufig enthalten sie Milchzucker oder Stärke – Placebos, die in Arzneimittel-Test im Vergleich zur Wirksamkeit tatsächlicher Medikamente verabreicht werden. Zeigt der Wirkstoff einer Arznei in einer Patientengruppe den gewünschten nachhaltigen Effekt im Vergleich zur anderen, so gilt das Medikament als wirksam.
Entscheidend ist, was im Nichts enthalten ist
Forscher der Universität Oxford fanden jetzt allerdings heraus, dass es nicht nur darauf ankommt, was nicht im Placebo enthalten ist - sondern auch darauf, aus welchen Stoffen das Scheinmedikament tatsächlich besteht. So wurden olivenölhaltige Placebos lange in Studien zu Cholesterin senkenden Medikamenten eingesetzt, bis man herausfand, dass Olivenöl selbst einen Cholesterin senkenden Effekt hat.
Gleiche Symptome, unterschiedliche Ursachen
Ähnliches stellten die Forscher nun in Test zum Arzneimittel Oseltamivir fest, das im Grippemittel Tamiflu enthalten ist. Um dem bitteren Beigeschmack des tatsächlichen Wirkstoffs nachzuahmen, mischte man dem Placebo den in Rindergalle vorkommenden Bitterstoff Dehydrocholsäure bei. Was man nicht bedachte: Dehydrocholsäure kann ebenso wie der eigentlich zu testende Wirkstoff Oseltamivir Auswirkung auf das Verdauungssystem haben. In der Folge wurden die gemessenen Nebenwirkungen des Wirkstoffs Oseltamivir auf den Magen-Darm-Trakt der Patienten im Rahmen dieser Studie verfälscht. Die Patienten der Kontrollgruppe litten ebenfalls unter Magen-Darm-Problemen – allerdings aufgrund einer anderen Ursache.
"Unterschiedliche Placebos haben sehr unterschiedliche Auswirkungen. Dies führt mitunter zu falschen Schlussfolgerungen in Hinblick auf positive oder negativen Effekte einer neuen Therapie." Dr. Jeremy Howick, Direktor des Oxford Empathy Programme, Universität Oxford
Niemand wisse, wie die vermeintlich wirkungslosen Inhaltsstoffe von Placebos medizinische Studien-Ergebnisse verfälschen, so die Oxforder Wissenschaftler. In keiner der 94 untersuchten Studien seien die Bestandteile der Placebos nach aktuellen Leitlinien dokumentiert worden.
"Die Idee, dass wir die Inhaltsstoffe von Placebos dokumentieren müssen, halten viele für überflüssig, da sie irrtümlich glauben, Placebos seien neutral." Dr. Rebecca Webster, Oxford Empathy Programme, Universität Oxford
Tatsächlich, so die Autoren der Oxforder Studie, sei es unmöglich, Aussagen darüber zu treffen, wie häufig die Inhaltsstoffe von Placebos Einfluss auf Studienaussagen zu neuen Behandlungsmethoden haben. Denn dafür müssen die Inhaltsstoffe adäquat dokumentiert werden. Und das sei derzeit kaum der Fall.