Ein Styropor-Behälter zum Transport von zur Transplantation vorgesehenen Organen wird an einem OP-Saal vorbei getragen.
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Organspende im Ausland: In verschiedenen Ländern gelten unterschiedliche Regeln. Diese betreffen auch Urlauber und Reisende.

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Organspende: Welche Regeln gelten für mich in anderen Ländern?

Andere Länder, andere Regeln: Weltweit gibt es verschiedene Regeln für Organspende. Was viele nicht wissen: Bei einem Todesfall gilt für einen Menschen immer die Regelung des Landes, in dem er oder sie gestorben ist. Darauf kann man sich vorbereiten.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

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In Deutschland gibt es ein neues Organspenderegister - bei Reisen im Ausland hilft dieses aber im Todesfall nicht weiter. Denn: Für die Organspende bei Menschen gelten stets die Regelungen des Landes, in dem er oder sie verstirbt.

Krankenhäuser im Ausland können auf das deutsche Organspenderegister nicht zugreifen. Dies sei ausschließlich aus Deutschland möglich, so ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte auf Anfrage von BR24. Die Erklärungen zur Organspende seien "in die deutsche Telematikinfrastruktur eingebettet". Bei Aufenthalten im Ausland sollten daher einige Dinge beachtet werden, wenn es ums Thema Organspende geht.

Experten raten: Dokumente mitführen

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät, sich vor dem Antritt einer Reise ausführlich über die rechtlichen Bestimmungen des Urlaubslandes zu informieren. Ist im Urlaubsland zum Beispiel die Widerspruchslösung in Kraft, ist es ratsam, ein entsprechendes Dokument mitzuführen, damit die Entscheidung berücksichtigt werden kann.

"Es ist bei einem Auslandsaufenthalt ratsam, neben einem Organspendeausweis in deutscher Sprache auch einen Ausweis in der Landessprache mitzuführen." Dr. Heidrun Thaiss, ehemalige Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Zudem ist es zum Beispiel in Österreich möglich, sich auch als Ausländer im staatlich geführten Widerspruchsregister eintragen zu lassen, wenn man einer Organspende nicht zustimmen möchte.

Das gilt in Deutschland: Zustimmung vor einer Organspende

In Deutschland gilt beim Thema "Organspende" die Entscheidungslösung. Das bedeutet: Das Entnehmen von Organen oder Geweben ist nach dem Tod eines Menschen nur dann zulässig, wenn er oder sie zu Lebzeiten zugestimmt hat. Dazu kommt: Bürgerinnen und Bürger sollen regelmäßig mit neutralen Informationen zum Thema Organspende versorgt werden, damit sie eine fundierte Entscheidung treffen können.

Falls nach dem Tod eines Menschen keine Entscheidung dokumentiert ist, können auch Angehörige oder Bevollmächtigte eine Entscheidung treffen. Die Entscheidungslösung ist eine Art der Zustimmungslösung, bei der immer eine aktive Zustimmung vor einer etwaigen Spende nötig ist. Vergleichbare Regelungen gelten beispielsweise in Dänemark, Island, Griechenland oder den Vereinigten Staaten.

Widerspruchslösung in Österreich, Spanien oder Italien

In Ländern wie Frankreich, Italien, Spanien oder Österreich gilt hingegen die Widerspruchslösung. Dabei ist es erlaubt, nach dem Tod Organe zur Transplantation grundsätzlich zu entnehmen, wenn die verstorbene Person zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat.

Gilt in einem Land die "enge Widerspruchslösung", kann nur die betreffende Person die Entscheidung treffen. In Österreich ist es zum Beispiel im Rahmen der "erweiterten Widerspruchslösung" auch möglich, dass gesetzliche Vertreter den Widerspruch gegen die Organspende übermitteln.

"Bei Patienten, die Potenzial als Organspender haben, wird versucht, den Spendewillen zu eruieren. Hierzu werden nach Möglichkeit auch die Verwandten involviert", erklärt eine Sprecherin des Österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf Anfrage von BR24.

Die jeweiligen Regelungen gelten nicht nur für die jeweiligen Staatsbürger des Landes. Vielmehr gilt die Regel für alle Menschen, die in dem jeweiligen Land sterben. Die Widerspruchsregel gilt beispielsweise auch in England, Portugal, Polen oder Kroatien. Mischlösungen sind aktuell in Schweden oder Slowenien in Kraft.

Im Video: Start für Organspender-Online-Register (Archiv vom 18.03.)

Ein Mann blickt in die Kamera.
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Nach Meinung des Mediziners würde eine Widerspruchslösung in Deutschland dafür sorgen, dass Organspende als selbstverständlich angesehen wird.

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