Die Hummel-Populationen gehen stark zurück. Ursachen sind die intensive Landwirtschaft und die Klimaerwärmung.
Bildrechte: BR/Sylvia Bentele
Bildbeitrag

Die Hummel-Populationen gehen stark zurück. Ursachen sind die intensive Landwirtschaft und die Klimaerwärmung.

Bildbeitrag
> Wissen >

Klimawandel führt zu einem starken Rückgang der Hummeln

Klimawandel führt zu einem starken Rückgang der Hummeln

Hummeln brummen immer seltener: Nach einer Langzeitanalyse von mehr als 60 Hummelarten trägt der Klimawandel zu einem drastischen Rückgang der Wildbienen in Europa und Nordamerika bei.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Hummeln und Bestäuber im Allgemeinen sind deutlich seltener geworden. Das ist schon länger bekannt. Als Hauptursache hierfür gilt die intensive Landwirtschaft. Es gibt aber auch spezielle klimatische Umstände für das Hummelsterben und darauf haben sich die Autoren einer neuen Studie, die am 6. Februar 2020 im Fachjournal Science erschienen ist, konzentriert.

Hummeln fühlen sich bei kühlen Temperaturen wohl

Hummeln gehören zu den Wildbienen, die in vielen Teilen der Welt zurückgehen. Anders als andere Insektenarten fühlen sie sich in kühleren Regionen wohl. Da Hummeln schon bei niedrigen Temperaturen aktiv sind, gelten sie bei Obst und Gemüse als höchst effiziente Bestäuber.

Wissenschaftler von der kanadischen Universität Ottawa untersuchten, wie sich Veränderungen der Niederschlagsmenge, der Temperatur und anderer klimatischer Bedingungen auf die Überlebensfähigkeit von Hummelarten auswirken.

Autoren untersuchten Datensätze des 20. Jahrhunderts

Peter Soroye und seine Kollegen hatten als Grundlage ihrer Arbeit eine Datenbank mit 550.000 Datensätzen von 66 Hummelarten und verglichen zwei Zeiträume: von 1901 bis 1974 und von 2000 bis 2014. Es handelt sich dabei nicht um systematische Monitoring-Daten, wie man sie heute erheben würde. Die früheren Naturforscher betrieben Feldforschung, um so viele Arten wie möglich zu finden, aber sie verwendeten keine standardisierten Methoden.

Unterschiedlich starker Hummel-Rückgang in Nordamerika und Europa

Das Hauptinteresse der Wissenschaftler galt der Verbreitung und Vielfalt der Hummeln unter lokalen Änderungen von Temperatur und Niederschlag. Sie stellten fest, dass der Reichtum an Hummelarten zwischen 2000 und 2014 rapide zurückging. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Standort von Hummeln besetzt wird, sank in Nordamerika um 46 Prozent und in Europa um 17 Prozent im Vergleich zum Zeitraum 1901 bis 1974.

Den ungewöhnlich starken Rückgang der Hummelpopulationen in Nordamerika im Vergleich zu Europa erklärt Axel Hochkirch, Professor im Fachbereich Biogeographie an der Universität Trier und Vorsitzender des Komitees zum Schutz wirbelloser Tiere des Weltnaturschutzverbands (IUCN), mit der intensiveren Landwirtschaft in den USA – zum Beispiel im sogenannten 'corn belt'. Auch trage zum Hummelsterben in Nordamerika die Ausbreitung von Krankheiten bei, die meist durch von Honigbienen übertragen werden.

Trotz Klimaerwärmung: Hummeln ziehen nicht gerne um

Doch abgesehen davon macht der Klimawandel den Hummeln ebenfalls sehr zu schaffen. Die Hummelpopulationen in wärmeren Regionen des Südens, wie Spanien und Mexiko, sind vom Rückgang am stärksten betroffen, sowohl in Anzahl als auch Vielfalt. Gleichzeitig dehnen sich die Hummelvölker in den kühleren nördlichen Regionen weniger stark aus, was viele andere Insektenarten bei fortschreitender Klimaerwärmung machen. Das weist nach Ansicht der Forscher darauf hin, dass die steigenden Temperaturen die Hummelpopulationen auf beiden Kontinenten wohl zunehmend belasten werden.

"Hummeln scheinen schlecht darin zu sein, neue Orte im Norden zu besiedeln, die sich durch den Klimawandel erwärmen, aber gleichzeitig verschwinden Arten in Regionen, in denen es zu warm wird. Dies führt zu einem Rückgang der Anzahl der Arten pro Region. Es ist eigentlich überraschend, dass sie so schlechte Kolonisierer sind, denn Hummeln können sehr weit fliegen. Man kann sogar ihre Königinnen über die Nordsee fliegen sehen." Roel van Klink am Deutschen Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig