Wir fühlen uns jünger als wir sind
Bildrechte: picture alliance / Westend61 | Uwe Umstätter

Fröhliche Frau mit kleinem Surfbrett am Meer

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Jung oder alt? Eine Frage der Einstellung

Wie alt ein Mensch ist, lässt sich in Lebensjahren messen. Doch dieses sogenannte chronologische Alter ist relativ. Studien belegen, dass sich immer mehr Menschen jünger fühlen, als sie eigentlich sind – und das hat Auswirkungen auf die Gesundheit.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Wissen kompakt am .

Heutzutage sind 70-Jährige im Schnitt gesünder als noch vor einigen Jahrzehnten. Forschende aus Berlin und Heidelberg wollten wissen, ob sich das auch in ihrer Einstellung spiegelt. Also: Fühlen sich Menschen heutzutage auch jünger, als sie eigentlich sind? Ja, ist die klare Antwort einer Langzeitstudie.

Biologisches Alter und gefühltes Alter gehen auseinander, bestätigt der Psychologe Hans-Werner Wahl von der Universität Heidelberg: "Unser Hauptbefund besteht darin, dass ältere Menschen sich deutlich jünger fühlen als vergleichbar alte Menschen von vor 30 oder 40 Jahren."

60 ist das neue 50

Das heißt: Jemand, der heute 60 Jahre alt ist, fühlt sich so wie mit Anfang 50. Dieser Verjüngungseffekt nimmt von Generation zu Generation zu. Und er verstärkt sich mit dem Älterwerden noch. Das ergab die Befragung von 15.000 Erwachsenen über einen Zeitraum von 25 Jahren. Im Schnitt fühlen sich Menschen heute um etwa 11 Prozent ihres Lebensalters jünger. Das gilt aber nur für Gesunde.

Frauen realistischer in Selbsteinschätzung

Und: Es gibt Unterschiede zwischen den Geschlechtern, so der Psychologe: "Frauen sind flexibler in ihren Anpassungen, man backt kleinere Brötchen, erreichbare Ziele, die aber dann zu Erfolgen führen. Und dazu führen, hier ich kann doch noch vieles machen, wohingegen Männer öfter scheitern und mit 80 oder 85 Jahren doch noch Dinge machen, die zum Teil nicht mehr funktionieren." Es gibt auch regionale Unterschiede: Westdeutsche fühlen sich jünger als Ostdeutsche.

Wer sich jung fühlt, ist gesünder

Außerdem interessant: Wer sich jung vorkommt, ist auch wirklich gesünder, körperlich und geistig fitter. Das liegt daran, dass diejenigen, die sich jünger fühlen, mehr in ihre körperlichen Aktivitäten investieren. "Wir interpretieren das so, dass über das Sich-Jünger-Fühlen und positive Einstellungen zum eigenen Älterwerden eine bedeutsame motivationale Kraft entfaltet wird: Ich trau mir 'noch' was zu als älterer Mensch", sagt Hans-Werner Wahl.

Übrigens: Wenn wir noch jünger sind – etwa 16, 17 Jahre, fühlen wir uns eher älter und wollen uns auch älter darstellen. Studien belegen, dass dieser Prozess dann etwa mit Mitte 20 umkippt, wo wir langsam aber sicher anfangen, uns jünger zu fühlen als wir sind.

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