Mann schaut sich ein Fahrrad in einem Fahrradladen an.
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Tipps rund um den Fahrrad-Kauf

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Fahrrad statt Auto: Tipps rund um den Radl-Kauf

Klimakrise, hohe Spritpreise, Verkehrskollaps - Grund genug zu überlegen, ob das Rad nicht die bessere Alternative sein könnte. Doch gerade Radl-Wiedereinsteiger sollten einiges beachten: Welches Rad ist geeignet? Ist das alte noch verkehrstauglich?

So mach einer überlegt sich, vom Auto aufs Rad umzusteigen. Allerdings sollten Sie sich nicht wahllos ein Rad aus dem nächsten Laden holen oder den verrosteten Drahtesel aus dem Keller ausgraben. Zu Ihrer eigenen Sicherheit und zum Wohle Ihrer Gesundheit sollten Sie beim Einstieg in die Fahrradsaison einiges beachten.

Welches Fahrrad für welchen Zweck?

Irgendwann gibt auch das treuste Radl auf. Dann muss man sich nach einem neuen umsehen. Bloß, welchen Rad-Typ wählen aus dem breiten Angebot? Mountainbike, Holland-Rad oder Liegerad? Fahrräder gibt es viele, aber nicht jedes ist für jeden Zweck geeignet. Grob lassen sich Räder in Allrounder und Spezialräder einteilen.

  • Holland-Rad: Das sogenannte Holland-Rad ist ein Rad-Klassiker aus den Niederlanden. Typisch für das Rad ist die aufrechte Sitzposition und der damit nah am Körper positionierte Lenker. Außerdem hat es einen Komplettschutz der Kette. Holland-Räder gelten als sehr robust und langlebig. Die aufrechte Sitzposition ist aber nicht jedermanns Sache und auch nicht für jeden Rücken geeignet.
  • Trekking: Trekking-Räder sind die Bestseller auf dem Fahrrad-Markt. Sie sind robuste Allrounder, die mit ihren etwas breiteren Reifen gut auf der Straße liegen und sowohl im Alltag als auch in der Freizeit eingesetzt werden können.
  • Mountain-Bike: Mountain-Bikes sind zwar auch beliebte Alltagsräder, aber vor allem für Steigungen und bergiges Gelände konstruiert. Sie haben breite, profilierte Reifen und Gangschaltungen mit bis zu 30 Gängen. Meist sitzt man stark nach vorne geneigt.
  • Rennrad: Rennräder sind reine Sporträder und eher nicht für den Alltag geeignet. Sie haben schmalere Reifen als das normale Durchschnittsrad, sind schnell, leicht und wendig. Ihre Reifen reagieren empfindlich auf Unebenheiten des Straßenbelags, zum Beispiel Steine und Schlaglöcher.
  • E-Bikes bis max. 25 km/h: Das sogenannte EPAC = Electrically power assisted cycle ist ein Rad mit elektromotorischer Unterstützung ausschließlich beim Treten bis max. 25 km/h und einer Nenndauerleistung von maximal 250 W. Bei dieser Art Rad muss der Fahrer also selbst in die Pedale treten, kann dabei aber bis 25 Kilometer pro Stunde von einem Elektromotor unterstützt werden. Der Anteil der sogenannten "E-Bike 25" liegt laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) bei rund 99 Prozent. Sie zählen zu den Fahrrädern, weil sie eben nicht schneller fahren können als 25 Kilometer pro Stunde – dann schaltet sich der Motor ab. Ansonsten läuft er nur beim Treten. Diese Räder benötigen einen Akku zum Fahren. Ist der Akku leer, muss er einige Stunden aufgeladen werden. Stiftung Warentest hat im Mai 2020 E-Bikes getestet.
  • Schnelle E-Bikes und S-Pedelecs: E-Bikes, deren Motorunterstützung über die 25 km/h hinaus wirkt, werden meist schnelle E-Bikes und S-Pedelecs genannt. Diese Räder fahren, auch ohne dass man in die Pedale tritt. Dabei handelt es sich nicht um "Leichtmofas", sondern um Kraftfahrzeuge, die eine Zulassung des Kraftfahrt-Bundesamts benötigen. Ein Führerschein allein ist nicht ausreichend, um am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Wer ein schnelles E-Bike ohne Zulassung – dazu gehören auch schon auf einfachste Art getunte EPACS und Fernostimporte oder auch Sonderbauten aus heimischen Werkstätten – auf deutschen Straßen benutzt, macht sich strafbar, so Dipl.-Ing. Andreas Zauhar von der IHK für München und Oberbayern, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Fahrradschäden und -bewertung.
  • Kauftipp für EPACS: Achten Sie darauf, dass sich eine CE-Kennzeichnung und ein Typenschild leicht sichtbar am Fahrrad befinden. Liegt eine Original-Betriebsanleitung dem Fahrrad bei? Ein EPAC einschließlich Original- Betriebsanleitung muss CE-konform sein, so Zauhar. Bei manchen Herstellern und auch im Handel liegen da noch Wissenslücken vor.
  • Liegerad: Liegeräder haben eine kleine, aber treue Fangemeinde. Bei den meisten Liegerädern greifen Fahrer zum Lenken nicht nach oben, sondern nach unten, der Kopf ist abgestützt.
  • Klapprad: Klappräder sind praktisch, manche kann man zu einem kleinen Paket zusammenfalten und unter den Arm klemmen. Für längere Strecken sind diese Räder aber nicht geeignet, da man mit den kleineren Reifen nicht recht vom Fleck kommt.

Worauf Sie beim Fahrradkauf achten sollten

Auch wenn Sie meinen, den richtigen Fahrradtyp für sich gefunden zu haben, sollten Sie sich am besten von einem Fachhändler beraten lassen - und das Modell ausgiebig Probe fahren. Reagieren Sie auf ein neues Fahrrad mit Schmerzen im Rücken, den Handgelenken oder den Knien, lassen Sie die Rad-Einstellung vom Fachmann überprüfen. Schmerzen nach dem Radeln können viele Ursachen haben.

  • Rahmengröße: Verlassen Sie sich nicht allein auf Ihre Körpergröße, um die passende Rahmengröße zu ermitteln. Bei Sitzriesen und -zwergen beispielsweise sind die Verhältnisse zwischen Bein- und Oberkörperlänge im Vergleich zu "Normalos" verschoben. Um ein passendes Tourenrad zu finden, misst man den Abstand zwischen dem Boden und dem Schritt und multipliziert das Ergebnis mit 0,66. Bei einer Schrittlänge von 80 Zentimetern ergäbe das eine Rahmenhöhe von 52 Zoll.
  • Beine: Sitzen Sie auf dem Sattel, sollten Sie gerade so mit den Fußspitzen auf den Boden kommen. Beim Radeln sollten Sie die Knie nicht ganz durchstrecken können. Der Winkel zwischen dem Ober- und dem Unterschenkel sollte nicht weniger als 90 Grad betragen, wenn die Pedale waagrecht stehen, die Beine also maximal gebeugt sind.
  • Rücken: Wichtig ist auch, in welchem Neigungswinkel Sie sich nach vorne bücken und wie weit Sie die Arme zum Lenker strecken müssen. Die Ellbogen sollten dabei nie ganz durchgestreckt sein. Sitzen Sie nie ganz senkrecht auf dem Sattel: Stöße werden dann nicht abgefedert, sondern gehen direkt auf die Bandscheibe und weiter zum Kopf. Der Lenker sollte nicht tiefer als der Sattel eingestellt sein – es sei denn, Sie sind Profisportler.
  • Kinderräder: Für Kinder gelten diese Regeln nicht: Sie sollten mit beiden Füßen sicher auf den Boden kommen, damit Sie einen guten Stand haben. Außerdem sollten Sie auch gerade auf einem Rad sitzen, um eine gute Übersicht über ihre Umwelt zu haben.

Regeln für eine sichere Fahrt

  • Fahren Sie nach außen hin selbstbewusst, innerlich aber defensiv. Denken Sie für andere Verkehrsteilnehmer mit – umso mehr, je unübersichtlicher die Situation ist.
  • Nehmen Sie auf andere Verkehrsteilnehmer Rücksicht und fahren Sie vorsichtig Rad.
  • Fahren Sie eindeutig und vorausschauend Rad. Handzeichen helfen anderen Verkehrsteilnehmern, Sie einzuschätzen.
  • Halten Sie Blickkontakt zu anderen Verkehrsteilnehmern. Das erleichtert die Kommunikation im – manchmal unübersichtlichen oder hektischen – Verkehr.
  • Halten Sie ausreichend Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern und schaffen Sie sich Sicherheitszonen, in die Sie sich zurückziehen können, falls ein anderer Verkehrsteilnehmer geschlafen hat. Seien Sie besonders vorsichtig bei abbiegenden Autos und Lkw. Fahren im "toten Winkel" kann lebensgefährlich sein.
  • Fahren Sie nicht wie ein Geisterfahrer gegen die Fahrtrichtung.
  • Viele Menschen reagieren auf drückende Wetterlagen. Fahren Sie beispielsweise besonders umsichtig vor einem Gewitter, bei plötzlichen Wetterumbrüchen oder bei Föhn.
  • Führt Ihr Fahrtweg Sie an Touristen-Attraktionen vorbei, fahren Sie besonders rücksichtsvoll. In anderen Ländern herrschen andere Sitten und Touristen reagieren vielleicht anders auf den Verkehr, als Sie es gewohnt sind. Es gibt ausländische Reiseführer, die vor den rücksichtslosen deutschen Rambo-Radlern warnen.

3. Juni: Der Tag des Fahrrads

Das richtige Fahrrad ist das eine, eine besonnene Fahrweise das andere. Am 3. Juni wird in einigen europäischen Ländern der Tag des Fahrrads gefeiert. Er findet seit 1998 jährlich statt. Eingeführt wurde er, um unter anderem auf die wachsende Belastung der Fahrradfahrer durch den Autoverkehr hinzuweisen.

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