Ein Haufen alter Fahrräder auf dem Odeonsplatz in München. (Symbolbild)
Bildrechte: BR/Herbert Ebner

Alte Fahrräder werden oft direkt entsorgt statt repariert. (Symbolbild)

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Aus Alt mach Neu - Münchner recycelt Fahrräder

Reparieren oder gar Upcycling: Das ist gerade besonders im Trend. Ein Münchner macht genau das mit defekten Fahrrädern - ein Hobby, das ihn schon in ziemliche Schwierigkeiten gebracht hat.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Wenn Ferdinand Pohlers in seinen Keller und Hinterhof geht, ist er umzingelt von Fahrrädern. Die meisten sind defekt und eigentlich schrottreif. Doch Pohler hat sich entschieden, sie zu reparieren. Jedes Fahrrad hat für ihn ein Highlight: Das eine hat eine Fichtel-und-Sachs-Dreigangschaltung, das nächste einen schönen Stahlrahmen, das dritte einen coolen 90er-Jahre-Look. An all diesen Fahrräder schraubt Pohler so lange herum, bis sie wieder fahrtauglich sind.

Reparatur statt Schrottpresse

Doch seine Leidenschaft für Fahrräder hat den begeistern Bastler schon in ziemliche Schwierigkeiten gebracht. Pohler gabelte alte, verrostete Räder am Straßenrand auf, die von der Stadt mit einem roten Bändchen für die Schrottpresse gekennzeichnet waren. Er habe gedacht: "Man macht nichts Böses, wenn man die selbst herrichtet für die Ersatzteilgewinnung oder einfach, um ein bisschen daran herumzubasteln", so Pohler. Er nahm die markierten Fahrräder mit nach Hause, reparierte sie und gab sie an Freunde und Bekannte weiter.

Leidenschaft mit Risiko

Pohler sagt, er habe gedacht, dass die Räder sonst eh niemand mehr wolle. Doch sein Vorgehen war nicht legal. Ein Nachbar wurde auf die vielen Fahrräder im Keller aufmerksam und benachrichtigte die Polizei. "Und dann sind plötzlich sechs Leute reingestürmt und haben nach dem großen Fahrraddieb gefahndet", erzählt der Bastler.

Anzeige wegen Diebstahls

Pohler bekam eine Anzeige wegen schweren Diebstahls. Nachdem der 33-Jährige sich Hilfe bei einem Anwalt geholt und seine Sicht dargelegt hatte, wurde die Anzeige zwar fallengelassen. Doch der Vorfall hat Spuren bei ihm hinterlassen: Die ganze Sache hat mich natürlich schon sehr verstört. Dann habe ich mich sortiert und habe mir überlegt: Wie will ich weitermachen? Und bin dann in die SPD eingetreten, um Lokalpolitik zu gestalten."

Engagement in der Politik

Im Bezirksausschuss geht es Pohler nun unter anderem darum, Ressourcen rücksichtsvoll zu nutzen. Dabei hat er auch die Fahrräder im Hinterkopf, die verschrottet werden sollen. Ihm ist wichtig, dafür eine Kreislaufwirtschaft zu entwickeln, "dass sie also nicht in der Schrottpresse landen, sondern dass die Teile verwertet werden, damit nicht so eine Ressourcenverschwendung stattfindet."

Forderung: Gewerbliche Nutzung von schrottreifen Rädern

Derzeit ist die Nutzung der alten Fahrräder nämlich so geregelt: Zwei Monate nach Abholung haben die ursprünglichen Besitzerinnen und Besitzer Zeit, das Fahrrad bei der Park & Ride GmbH abzuholen. Wenn dieser Zeitraum verstrichen ist, können 40 gemeinnützige Organisationen Interesse an den Schrotträdern anmelden. Privatpersonen dürfen das nicht. Der Großteil der eingelagerten Fahrräder landet schließlich in der Schrottpresse. Genau das will Pohler ändern und wünscht sich von der Stadt München, dass man diese Fahrräder gewerblich nutzen kann.

Sein eigener Weg ist nun legal

Die Fahrräder, an denen er selbst herumschraubt, organisiert sich Pohler inziwschen ganz legal - über E-Bay Kleinanzeigen. Vielleicht darf er die vor sich hin rostenden Fahrräder auf den Münchner Straßen irgendwann ja auch aus der Schrottpresse retten.

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