Akkus und Batterien in einem Sammelbehälter
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Europas Batteriegesetz: Länger und sauberer nutzen

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Europas Batteriegesetz: Länger und sauberer nutzen

In den kommenden Monaten und Jahren gelten durch die neue EU-Batterieverordnung schrittweise strengere Vorgaben fürs Recycling. Akkus sollen auch leichter zu tauschen sein. Hersteller und Verbraucher müssen sich umstellen.

Ein häufiges Ärgernis: Ältere Smartphones laufen schnell leer, aber der Akku lässt sich nicht selbst wechseln. Wenn es zu lästig wird, hilft nur ein neues Gerät.

Smartphones & Co: Akkus leichter austauschbar

Die neue EU-Verordnung soll helfen. Sie will das Ein- und Ausbauen von Akkus durch Nutzerinnen und Nutzer erleichtern. Auch Hersteller von E-Rollern oder Elektrofahrrädern müssen ab 2027 ihre Produkte so gestalten, dass Akkus einfacher auszutauschen sind.

Etiketten und QR-Codes auf jedem Akku und jeder Batterie sollen künftig wichtige Informationen liefern zu Lebensdauer, Ladekapazität, Haltbarkeit, gefährlichen Inhaltsstoffen und Sicherheitsrisiken. Batterien von E-Rollern oder für industrielle Prozesse bekommen einen sogenannten Batterie-Pass. Der enthält Hinweise auf den CO₂-Fußabdruck, verwendete Materialien und Verfahren, denen die Batterie am Ende ihrer Lebensdauer unterzogen werden könnte. Das soll beim Wiederaufbereiten helfen.

Hersteller müssen alte Akkus sammeln

Denn das Hauptziel der Verordnung ist, den Umweltschutz bei Herstellung und Entsorgung von Akkus und Haushaltsbatterien zu stärken. Sie einfach wegzuwerfen, ist in zweierlei Hinsicht schlecht: Es schadet der Umwelt und vergeudet wertvolle Rohstoffe. Trotzdem wird derzeit ein großer Teil der Batterien und Akkus in der EU nicht recycelt, sondern einfach entsorgt.

Das soll sich ändern, indem die Ziele beim Sammeln und Recyclen schrittweise erhöht werden. Für die Hersteller gelten Zielvorgaben, Akkus und Batterien am Ende ihrer Lebensdauer zu sammeln.

Klare Vorgaben für Recycling-Quoten

Für Batterien und Akkus in Handys, Laptops, Spielzeug oder tragbaren Haushaltsgeräten sowie Knopfbatterien und andere Haushaltsbatterien beträgt die Recycling-Quote bis Ende 2027 63 Prozent; sie wird bis Ende 2030 auf 73 Prozent erhöht. Das Sammelziel bei Akkus aus E-Rollern oder E-Bikes liegt 2028 bei 51 Prozent und 2031 bei 61 Prozent.

Die steigenden Kosten fürs Recycling werden wohl auf die Kaufpreise von Batterien und Akkus aufgeschlagen.

EU-Batterien bald die umweltfreundlichsten der Welt?

Die neue Verordnung deckt den gesamten Lebenszyklus von Batterien ab, die in der EU verkauft werden – vom Abbau der notwendigen Rohstoffe bis hin zur Wiederverwertung. Das soll sicherstellen, dass in der Europäischen Union verkaufte Batterien und Akkus die umweltfreundlichsten der Welt sind.

Erste derart umfassende Regulierung

Es ist das erste Mal, dass ein Produkt so umfassend reguliert wird. Die Verordnung ersetzt die Batterierichtlinie aus dem Jahr 2006, die längst nicht mehr zeitgemäß war: Angetrieben von den ehrgeizigen EU-Klimazielen steigt die Nachfrage nach Elektroautos stark an. Das wiederum lässt die Batterieproduktion sprunghaft wachsen, vielerorts entstehen Gigafabriken zu deren Fertigung. Nach EU-Schätzungen wird die Nachfrage bis 2030 weltweit um das 14-fache steigen.

Batterie-Verordnung soll EU wettbewerbsfähig machen

Die neue Verordnung soll den aufstrebenden Batteriemarkt der EU stärken – Europa sieht sich im direkten Wettbewerb mit Asien und den USA. Außerdem will die EU ihre Abhängigkeit von Drittstaaten bei der Einfuhr seltener Metalle verringern.

Akku-Rohstoffe wiederverwerten und in EU-Kreislauf holen

Derzeit dominiert China die weltweite Versorgung mit wichtigen Rohstoffen, sodass Europa dem asiatischen Markt weitgehend ausgeliefert ist. Nach der Sammlung werden wichtige Rohstoffe aus den Altbatterien zurückgewonnen, sodass sie im europäischen Produktionskreislauf verbleiben.

So müssen die Hersteller von Industrie- und E-Autobatterien bei der Herstellung neuer Produkte einen Mindestanteil an recyceltem Material verwenden: 16 Prozent bei Kobalt, 85 Prozent für Blei, jeweils sechs Prozent für Lithium und Nickel.

Wiederverwerten von Batterien soll vor 2035 rentabel sein

Der Auf- und Ausbau des europäischen Batterie-Recyclings kostet viel Geld, wird sich aber nach Ansicht von Fachleuten lohnen. Eine Studie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) beziffert die Kosten bis 2035 auf rund neun Milliarden Euro.

Nach einer längeren Durststrecke wird die Wiederverwertung der Akkus von E-Autos nach Überzeugung der Experten aber schon vor 2035 ein rentables Geschäft sein. Bis dahin könnte der Bedarf an kritischen Rohstoffen wie Lithium, Nickel und Kobalt in der Batteriezellenproduktion zu einem Drittel durch Recyclingmaterial gedeckt werden.

Derzeit hat Asien auch beim Recycling die Nase vorn: Als Vorreiter gelten Südkorea und China mit ihren Vorgaben aus dem Jahr 2013, etwa 90 Prozent der Batterien wiederzuverwerten.

Im Video: Batterien testen mit diesem Trick

Life-Hack: Batterien testen
Bildrechte: BR/Andreas Weindl
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Batterien testen

Dieser Artikel ist erstmals am 25.08.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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