Der Gipfel des Großen Feldbergs im Taunus - hier eine Aufnahme vom 11. Mai 2020. Damals waren pünktlich zum Beginn der Eisheiligen alle Oberflächen und Pflanzen mit einer dicken Eisschicht überzogen.
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Im Mai stehen bei uns die Eisheiligen im Kalender. Dass es an diesen Tagen besonders kalt werden kann, liegt an der dann möglichen Wetterlage.

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Eisheilige: Kommt es wirklich vermehrt zu Kälteeinbrüchen?

Gemäß einer alten Tradition heißen fünf Tage im Mai "die Eisheiligen". Doch sind sie noch zeitgemäß? Kommt es in dieser Zeit wirklich vermehrt zu einem Kälteeinbruch? Und ist das Datum überhaupt korrekt? Zehn Fakten zu den Eisheiligen.

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Eisheilige, Kalte Sophie, Schafskälte, Hundstage - es gibt eine Vielzahl von Wetterregeln, die einen eigenen Namen haben. Manch einer kommt damit ganz durcheinander. Was sind jetzt noch mal die Eisheiligen und wann finden sie statt? Und was hat die "Kalte Sophie" damit zu tun? Ist es an den Eisheiligen wirklich eiskalt? Und: Welche Rolle spielt der Klimawandel? Eine Aufklärung in zehn Punkten.

Welches ist das richtige Datum der Eisheiligen?

Die Tage zwischen 11. und 15. Mai bezeichnen Meteorologen als Eisheilige. Genau genommen ist das nicht ganz richtig. Die Eisheiligen sind eine alte Bauernregel, die aus einer Zeit stammen, als noch der julianische Kalender galt.

Heute, nach der Kalenderreform von 1582, richten wir uns nach dem gregorianischen Kalender, bei dem die Zeitrechnung im Vergleich zum julianischen Kalender elf Tage vorgestellt wurde. Bei exakter Umrechnung des Datums vom julianischen auf den heute gebräuchlichen gregorianischen Kalender wären die Eisheiligen also erst Ende Mai.

Warum sind die Eisheiligen in Norddeutschland früher als in Süddeutschland?

Bei den Eisheiligen gibt es regionale Unterschiede. In Norddeutschland gelten die Tage vom 11. bis 13. Mai als Eisheilige. Im Süden und Südosten Deutschlands sind die Eisheiligen vom 12. bis 15. Mai. Die Eisheiligen beginnen also im Süden und Südosten einen Tag später und dauern dafür zwei Tage länger. Unter anderem der Deutsche Wetterdienst (DWD) begründet die eintägige Differenz zu Beginn der Eisheiligen damit, dass die Kaltluft diese Zeit "bei Eintritt der Nord-Wetterlagen benötigt, um von Nord nach Süd vorzudringen."

Warum gibt es die Eisheiligen?

Die Eisheiligen sollten deutlich machen: Im Mai kann es noch einmal richtig kalt werden. Und das ist besonders für kälteempfindliche Pflanzen gefährlich. Ihnen können die unter Polarlufteinfluss auftretenden niedrigen Temperaturen mit Nachtfrost schaden, weil sie im Mai in eine Wachstumsphase fallen, die für sie kritisch ist.

Woher kommt der Begriff "Eisheilige" und warum wird es kalt?

Der Begriff ist historisch gewachsen und entstand aus der Beobachtung heraus, dass es in der zweiten Maidekade häufiger zu Kaltlufteinbrüchen kam.

Warum es im Mai noch einmal so richtig kalt werden kann, liegt an der besonderen Wetterlage, die zu dieser Jahreszeit auftreten kann. Während es auf der Nordhalbkugel immer wärmer wird, kann es im hohen Norden noch ziemlich kalt sein. Im Mai kann diese kalte Polarluft aus dem Norden bei entsprechender Wetterlage noch zu uns kommen.

Lothar Bock vom Regionalen Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in München beschreibt im Gespräch mit dem BR die Wetterlage, die zu den Eisheiligen auftreten kann, folgendermaßen: "Wahrscheinlich ist es ein Zusammenspiel zwischen der europäischen Land-Meer-Verteilung und der in dieser Jahreszeit deutlich stärkeren Aufheizung des Kontinentes gegenüber den umliegenden Meeren."

Dies könne im Verlauf des Monats zu einem Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa führen, welches bei seiner Ostverlagerung auf der Rückseite polare Luftmassen aus dem noch vergleichsweise kalten Norden heranführen könne. "Folgt dem Tief dann ein Hochdruckgebiet mit trockener, wolkenarmer Luft und windschwachen Bedingungen, sorgt das in den Nächten für eine starke Abkühlung der Luft bis in den Frostbereich", erklärt der Klimatologe. Ein ähnlicher Mechanismus dürfte laut Bock auch für den Kälterückfall im Laufe des Junis, bei der sogenannten Schafskälte, eine Rolle spielen.

Wer sind die Eisheiligen?

  • 11. Mai: Mamertus (5. Jahrhundert), Bischof von Vienne
  • 12. Mai: Pankratius - auch Pankraz (3./4. Jahrhundert), Märtyrer
  • 13. Mai: Servatius - auch Servaz (4. Jahrhundert), Bischof von Tongeren
  • 14. Mai: Bonifatius - auch Bonifaz (3./4. Jahrhundert), Märtyrer
  • 15. Mai: Sophia - auch Kalte oder Nasse Sophie (3./.4. Jahrhundert), Märtyrerin

Gibt es die Eisheiligen noch - welche Rolle spielt der Klimawandel?

Obwohl der DWD in mehreren Veröffentlichungen schreibt, dass die Eisheiligen in den vergangenen Jahren häufig ausgeblieben seien, lässt sich laut Lothar Bock, Experte vom Regionalen Klimabüro des DWD in München, "ein Bezug des Auftretens der Eisheiligen zum Klimawandel momentan nicht herstellen." So gab es in den vergangenen 30 Jahren in Süddeutschland laut Statistik des DWD 2003, 2004, 2012 und 2019 noch Mitte bzw. Ende Mai "stärker ausgeprägte Kälterückfälle, die auch mit Luftfrost einhergingen".

Dass es keinen einheitlichen Trend beim Wetter an den Eisheiligen gibt, veranschaulichen auch die Wetterdaten der Wetterstation Augsburg, die das Klimabüro des DWD in München für die Dekaden 1961-1970, 1971 - 1980, 1991 - 2000, 2001 - 2010 und 2011 - 2020 ausgewertet hat. Die Daten von Augsburg seien aufgrund des eher ländlichen Standorts der Wetterstation dort repräsentativ für ganz Bayern, betont Wetterexperte Bock.

Im Einzelnen:

- 1961-1970 gab es um den 20.05. immer wieder Kälterückfälle, die sich deutlich in der Tagesmitteltemperatur äußerten.

- 1971-1980 und 1981-1990 brachten in diesem Zeitraum dagegen eine Wärmewelle, denen eine markante Abkühlungsphase um den 23.05. folgte.

- 1991-2000 war die Abkühlungsphase um den 20.05. prägnant.

- 2001 bis 2010 gab es keine ausgeprägten Kältephasen, dafür eine markante Warmphase um den 26.05.

- 2011 bis 2020 gab es stärkere Erwärmungsphasen um den 09.05. und um den 20.05., die durch eine markante Kaltphase um den 15.05. unterbrochen wurde.

Welche Bauernregeln gibt es zu den Eisheiligen?

Es gibt zahlreiche sogenannte Bauernregeln und Sprichwörter, die auf die Eisheiligen Bezug nehmen und darauf verweisen, dass es während dieser Tage einen Kälteeinbruch mit Bodenfrost geben kann. Zwei besonders häufig zitierte Sprüche sind: "Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz." Und: Pflanze nie vor der Kalten Sophie."

Warum sprechen Fachleute bei den Eisheiligen von Singularität?

Von Singularität sprechen Meteorologen immer dann, wenn eine vom normalen Wetterverlauf abweichende Wetterlage vorliegt, die aber zu bestimmten Jahreszeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit auftritt - so wie eben bei den Eisheiligen im Mai.

Welche "Wetterregeln" außer den Eisheiligen gibt es noch?

Neben den Eisheiligen im Mai gibt es in Mitteleuropa noch weitere, von der Norm abweichende, aber häufig auftretende Wetterphänomene, zum Beispiel:

- Märzwinter: häufig Mitte März auftretender Kälteeinbruch mit frostigen Temperaturen

- Schafskälte: zwischen 4. und 20. Juni häufig auftretender Kälteeinbruch

- Hundstage: Bezeichnung der heißen Tage zwischen 23. Juli und 23. August

- Altweibersommer: im Herbst, meist Ende September und Oktober auftretende Wetterlage mit sommerlich warmen Temperaturen bedingt durch ein stabiles Hochdruckgebiet

- Martini-Sommer: Schönwetterperiode gegen Ende der ersten November-Dekade aufgrund eines stabilen Hochdruckgebiets

- Weihnachtstauwetter: Bezeichnung für das mild-nasse Wetter, das zwischen dem 24. und 29. Dezember auftritt.

Welche Pflanzen sollten während der Eisheiligen geschützt werden?

Zu den Pflanzen, die während der Eisheiligen zu schützen sind, gehören alle frostempfindlichen Gewächse, wie zum Beispiel:

  • Oleander
  • Geranien
  • Astern
  • Freesien
  • Margeriten
  • aber auch Gemüse, wie zum Beispiel: Tomaten, Paprika, Auberginen und auch Gurken, Kürbisse und Zucchini

Im Audio: Brauchtumsexpertin über den "Marienmonat"

Dorothea Steinbacher
Bildrechte: BR/Lisa Hinder
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Dorothea Steinbacher

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