Symbolbild des Sternbilds Schlangenträger (Ophiuchus) vor dem Sternenhimmel. Das Sternbild quetscht sich zwischen Skorpion und Schütze in den Tierkreis, spielt aber bei den klassischen 12 Sternzeichen keine Rolle.
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Das Sternbild Schlangenträger (Symbolbild) bringt jeden November die Gerüchteküche zum Kochen: Wurde ein 13. Sternzeichen im Tierkreis entdeckt?

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"Nope!" Der Schlangenträger ist noch immer kein 13. Sternzeichen

Jedes Jahr zieht die Sonne im November durch das Sternbild Schlangenträger. Und wie alle Jahre jagt ein wildes Gerücht durch die Medien: Die NASA habe ein neues Sternzeichen geschaffen. Auch 2023 ist die Antwort: Nein, hat sie nicht.

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"Hast du kürzlich gehört, die NASA habe die Sternzeichen geändert? Nope, das haben wir definitiv nicht getan. Hier bei der NASA erforschen wir Astronomie, nicht Astrologie", heißt es in einem Post der NASA auf der Social-Media-Plattform Tumblr. Dieser Post ist allerdings schon 2016 erschienen, ganz neu ist das Thema also nicht. 2020 klagte die NASA, dass sie schon zehn Jahre lang mit dem angeblichen 13. Sternzeichen konfrontiert werde. Und auch der Schlangenträger ist alles andere als neu.

Der Schlangenträger - ein altes Sternbild

Der Schlangenträger (lat. Ophiuchus) ist schon mehrere tausend Jahre als Sternbild bekannt. Auch im Katalog der Sternbilder, den der gelehrte Ptolemäus im Jahr 150 n. Chr. veröffentlichte, war der Schlangenträger bereits enthalten. 48 der ptolemäischen Sternbilder sind auch heute noch als solche bekannt, doch einige haben ihre Form etwas verändert. Denn die endgültigen Grenzen der Sternbilder wurden erst 1930 von der Internationalen Astronomische Union (IAU) festgelegt.

Seither ragt der Schlangenträger mit einem Bein in den Tierkreis hinein. Und die Sonne wandert seither auch durch den Schlangenträger – immer Ende November.

Grafik: Der Schlangenträger ragt mit einem Bein zwischen Schütze und Skorpion in den Tierkreis

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Das Sternbild Schlangenträger ragt mit einem Bein zwischen den klassischen Tierkreisbildern Schütze und Skorpion in den Tierkreis (Ekliptik).

Was ist der Tierkreis?

Bereits in der Antike erkannte man, dass sich Sonne, Mond und Sterne immer durch die gleichen Sternbilder bewegen: durch Schütze, Steinbock, Wassermann, die Fische, den Widder, Stier, Zwillinge und Krebs, den Löwen und die Jungfrau bis zur Waage und in den Skorpion. Diese Sternbilder bilden den Tierkreis.

In Wirklichkeit sind die Sternbilder viel weiter entfernt. Sonne, Mond und Planeten ziehen aus unserer Sicht vor ihnen wie vor einer Sternenhimmel-Tapete vorbei. Verursacht wird die Sternbildwanderung von der Bewegung der Erde, die im Laufe eines Jahres um die Sonne kreist. Die anderen Planeten bewegen sich ebenfalls um die Sonne, auf mehr oder weniger der gleichen Ebene, der Planetenebene (Ekliptik). Auch der Mond bleibt zumindest ungefähr auf Höhe dieser Ebene. Projiziert auf die Sternenhimmel-Tapete ist die Ekliptik eine Linie. Alle Sternbilder des Tierkreises berühren diese Linie.

Der Schlangenträger kreuzt diese Linie ebenfalls und kann damit als 13. Tierkreis-Sternbild bezeichnet werden. Zu den klassischen Tierkreiszeichen gehört er dennoch nicht, das sind auch weiterhin nur zwölf.

Sternbild oder Sternzeichen: Das ist der Unterschied

Den grundlegenden Unterschied zwischen Sternbild und Sternzeichen hat die NASA in ihrem Post auf den Punkt gebracht: Es geht um die Frage: Astronomie oder Astrologie?

Die Astronomie erforscht und beschreibt Himmelsphänomene wissenschaftlich - Sonne, Mond, Sterne, ferne Galaxien oder nahe Planeten. Sterne bilden am Himmel so auffällige Gruppierungen (Konstellationen), dass sie schon seit Langem zu Sternbildern zusammengefasst werden. Diese Figuren haben nichts mit einer physikalischen Zusammengehörigkeit der jeweiligen Sterne zu tun, die oft Hunderte von Lichtjahren voneinander entfernt sind. Ein Sternbild dient in der Astronomie vor allem der Beschreibung: Objekte, die in diesem Sternbild zu finden sind, werden meist nach dem Sternbild benannt. Auch Sternschnuppen-Schwärme tragen ein Sternbild in ihrem Namen.

Die in der Astrologie genutzten Sternzeichen haben hingegen mit den wirklichen Sternbildern nicht mehr viel zu tun und spielen vor allem bei Horoskopen eine Rolle. Ursprünglich dienten sie einer Strukturierung des Jahresablaufs. Der Himmelskreis mit 360 Grad wurde dafür in zwölf gleich große Stücke unterteilt: Jedes Sternzeichen war dreißig Grad breit. Die astronomischen Sternbilder haben dagegen unterschiedliche Größen.

Die Sonne wandert im November durch den Schlangenträger

Anders als bei den Horoskop-Sternzeichen dauert die scheinbare Wanderung der Sonne durch ein Sternbild ganz unterschiedlich lange. Mal mehr als einen Monat, mal nur ein paar Tage. Vor dem Skorpion, der auf Höhe der Planetenebene ganz schmal ist, befindet sich die Sonne beispielsweise nur sechs Tage lang, dann wechselt sie in den Schlangenträger: vom 29. November bis zum 17. Dezember.

Um Ihr Horoskop brauchen Sie sich aber nicht zu sorgen: Astrologisch gesehen steht die Sonne dann bereits im Schützen.

Das Sternbild Schlangenträger am Sternenhimmel sehen

Im November können Sie den Schlangenträger nicht sehen, weil er sich gerade hinter der Sonne befindet - am Taghimmel. Erst ab Februar taucht das Sternbild langsam wieder am Firmament auf. Ideal steht es dann im Juli, wenn die Sonne auf der entgegengesetzten Seite der Erde zu sehen ist.

Grafik: Wanderung der Erde um die Sonne und scheinbare Wanderung der Sonne durch die Sternbilder des Tierkreises

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Die Sonne wandert scheinbar durch die Tierkreis-Sternbilder, wenn die Erde die Sonne umrundet: Aus unserer Sicht steht sie vor den Sternbildern.

Schon Ptolemäus kannte den Schlangenträger. Doch zum Sternzeichen schaffte es das Sternbild nicht.
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Das Sternbild Schlangenträger in symbolischer Darstellung.

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