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CO2-Bepreisung: Sinnvolles Instrument oder Strafgebühr?

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CO2-Bepreisung: Sinnvolles Instrument oder Strafgebühr?

Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, müssen die CO2-Emissionen sinken. Die Regierung setzt auf die CO2-Abgabe, um den Treibhausgas-Ausstoß zu verringern. Autofahren und Heizen wird dadurch zum Teil erheblich teurer.

Seit Anfang des Jahres müssen Unternehmen, die fossile Energieträger auf den Markt bringen, für die CO2-Verschmutzung eine Abgabe entrichten. Die sogenannte CO2-Bepreisung ist Teil des "Klimaschutzprogramms 2030" der Bundesregierung. Bezahlt wird sie am Ende vom Verbraucher. Benzin ist daher um sieben Cent und Diesel um acht Cent pro Liter teurer geworden. Auch die Heizkosten steigen.

Wer die Umwelt mit CO2 verschmutzt, muss bezahlen

Die CO2-Abgaben sollen für Verbraucher und Unternehmer ein Anreiz sein, auf klimafreundliche Alternativen umzusteigen, sei es beim Heizen, bei der Stromversorgung oder Mobilität. Denn wer die Umwelt durch CO2 verschmutzt, soll dafür bezahlen.

Die Kosten für die CO2-Zertifikate trägt zunächst der Brenn- und Kraftstoffhandel. Wenn Unternehmen also Heizöl, Flüssiggas, Erdgas, Kohle, Benzin oder Diesel verkaufen, benötigen sie für jede Tonne CO2, die die Stoffe im Verbrauch verursachen werden, ein Zertifikat als Verschmutzungsrecht. Der Preis für die Zertifikate ist politisch festgelegt. 2021 müssen für jede Tonne 25 Euro bezahlt werden. Danach steigen die Gebühren an. 2025 sind es 55 Euro.

Für das Jahr 2026 soll ein Preiskorridor von mindestens 55 und höchstens 65 Euro gelten. An der Zapfsäule und den Heizkosten-Abrechnungen macht sich der Preisanstieg bereits bemerkbar.

Benzin und Diesel sind durch CO2-Gebühr teurer

Noch ist der Preisanstieg für die Fahrer gering. Aber im Jahr 2025 werde der Liter Benzin durch CO2-Abgaben rund 15 Cent mehr kosten und der Liter Diesel 17 Cent mehr als im Jahr 2020, so die Prognose des ADAC.

Das Fahren mit Verbrennungsmotoren soll dadurch unattraktiver gemacht werden. Wer sich nicht klimafreundlich verhält, wird zur Kasse gebeten. Nach Berechnungen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung könnte die CO2-Gebühr den Kohlendioxidausstoß von Autos in Deutschland um mindestens 740.000 Tonnen reduzieren. Zum Vergleich: Die gleiche Schadstoffminderung würde durch die Stilllegung von etwa 360.000 Fahrzeugen erreicht.

Entlastung durch höhere Pendlerpauschale und Förderungen

Um Menschen mit einem weiten Arbeitsweg nicht über Gebühr zu belasten, wurde im Gegenzug die Pendlerpauschale ab dem 21. Kilometer von derzeit 30 auf 35 Cent angehoben. Damit sollen vor allem Arbeitnehmer in ländlichen Regionen, die oftmals nicht auf den Öffentlichen Personennahverkehr oder das Fahrrad umsteigen können, entlastet werden. Zudem bietet der Staat attraktive Förderungen beim Kauf eines Autos mit klimafreundlichem Antrieb an.

Mehrkosten für Heizung

Nicht nur bei der Mobilität, sondern auch beim Heizen wirkt sich die neue CO2-Bepreisung aus. Für ein Liter Heizöl fallen etwa 8 Cent Mehrkosten an. Bei einem typischen Einfamilienhaus mit Ölheizung und einem jährlichen Verbrauch von etwa 2.500 Litern belaufen sich die Mehrkosten auf etwa 200 Euro pro Jahr. Tendenz weiter steigend.

Eine energetische Sanierung ist sinnvoll. Durch die Kostensteigerung entsteht eine Lenkungswirkung, davon sind führende Umwelt- und Klimaforscher wie Karen Pittel, Leiterin des ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen überzeugt:

"Die CO2-Abgabe ist definitiv eine gute Idee, weil sie dazu führt, dass uns in den Preisen bewusst gemacht wird, was wir an CO2 durch unseren Konsum und unsere Produktivität verursachen." Prof. Karen Pittel

Wer seinen Energieverbrauch optimieren will, dem bieten Bund, Länder, Landkreise und Kommunen derzeit attraktive Förderungen an. Kompetenten Rat gibt es hier von Energieberatern. Auch diese Kosten werden zum erheblichen Teil von der öffentlichen Hand übernommen.

Mieter-Vermieter-Dilemma

Zu Jahresbeginn hat sich das Heizen für Millionen Haushalte in Deutschland verteuert. Den gestiegenen Heizkosten stehen die meisten Mieter machtlos gegenüber. Sie können den Vermieter nicht zu einer Investition in effizientere Heizsysteme zwingen.

"Für den Mieter schafft die CO2-Abgabe den Anreiz, effizient zu heizen. Nicht einfach die Fenster aufzureißen und weiter zu heizen." Karen Pittel, ifo Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen

Für Vermieter ist eine Sanierung derzeit finanziell wenig sinnvoll. Sie tragen die Kosten für die energetische Sanierung, haben aber keine direkten finanziellen Vorteile, da sie die gestiegenen Heizkosten direkt an die Mieter weiter reichen. 8 Prozent der Kosten für Modernisierungsmaßnahmen kann der Vermieter jedoch jährlich auf den Mieter umlegen.

Umwelt- und Sozialverbände fordern eine gerechtere Lastenverteilung und mehr ökonomische Anreize für die Vermieter. Die gewünschte Lenkungswirkung hin zu umweltfreundlicheren Energiesystemen könne so nicht erreicht werden.

Was passiert mit den Einnahmen aus der CO2-Gebühr?

Die Bundesregierung will durch die Mehreinnahmen vor allem eine Entlastung bei der EEG-Umlage erreichen. Strompreise sollen dadurch günstiger werden. Zudem fließen die Mehreinnahmen in eine steuerliche Entlastung der Entfernungspauschale für Berufspendler und eine Mobilitätsprämie für Geringverdiener.

Auch Investitionen in klimafreundlichen Verkehr und energieeffizientere Gebäude sollen durch die Einnahmen aus der CO2-Abgabe stärker gefördert werden. Angebote hierzu gibt es bereits viele.

Negative Folgen des CO2-Ausstoßes

CO2 ist ein sogenanntes Klimagas. "Klimagase führen dazu, dass sich die Atmosphäre aufheizt und wir Temperatursteigerungen haben", erklärt Christian Plass-Dülmer, Leiter des Observatoriums Hohenpeißenberg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Gespräch mit UNKRAUT-Moderator Florian Kienast. Auf dem Hohenpeißenberg werden schon seit 1781 meteorologische Daten erfasst. Heute ist das Observatorium Teil des weltweiten Klimaüberwachungsprogramms.

Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich auch bei uns deutlich. "Massive Dürreperioden besonders im nördlichen Bayern oder massive Schneefälle im Winter 2019 oder wenn wir die Bilder vor Augen haben, wie die großen Wasserstraßen einfach ausgetrocknet sind und die Schiffe nicht weiterkommen. Also da fühlt sich Klimawandel schon bedrohlich an", macht Gudrun Mühlbacher, Chefin des Regionalen Klimabüros des Deutschen Wetterdienstes in München deutlich.

Wo immer es möglich ist, sollte man auf CO2 verzichten. Denn derzeit verursachen wir in Deutschland pro Jahr im Durchschnitt 9 Tonnen CO2 pro Person.

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