Die Weitwinkelansicht zeigt die Himmelsregion voller Sterne rund um das Sternbild Orion. Orion selbst ist mit blau leuchtenden Linien nachgezeichnet, Beteigeuze ist als Schulterstern mit einem roten Kreis markiert.
Bildrechte: ESO/N. Risinger (skysurvey.org)

Der Riesenstern Beteigeuze ist der Schulterstern des Orion und hier in einer Weitwinkelansicht rot markiert.

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Beteigeuze: Staub statt Sondernova

Der Riesenstern Beteigeuze sorgte für Spekulationen, als er Ende 2019 innerhalb kürzester Zeit stark an Helligkeit einbüßte. Würde er gar bald als Supernova explodieren? Nun hat ein Forscherteam eine Erklärung für diese "Große Verdunkelung" gefunden.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Es scheint wie eine kleine Ewigkeit her zu sein, dass manche Menschen sich Sorgen um einen Stern machten. Ab Oktober 2019 wurde der Stern Beteigeuze im Sternbild Orion mit einem Mal deutlich dunkler. Über Monate verdunkelte sich der immerhin zehnthellste Stern am Nachthimmel immer weiter, bis er im Februar 2020 nur noch bei 35 Prozent seiner üblichen Helligkeit am Himmel glomm. Dann die plötzliche Erholung: Schon wenige Monate später erstrahlte Beteigeuze genauso hell wie zuvor, als ob nichts gewesen wäre.

Was es mit der Großen Verdunkelung von Beteigeuze auf sich hat

Von dieser Tatsache kann man sich derzeit leider nicht selbst überzeugen: Beteigeuze ist als linker Schulterstern des Sternbilds Orion in unseren Breitengraden Teil eines klassischen Wintersternbilds und wird erst ab August wieder am Morgenhimmel zu sehen sein. Sein augenscheinlicher Helligkeitsabfall hat seitdem die Bezeichnung „die Große Verdunkelung“ bekommen. Ein Team aus Astronominnen und Astronomen hat nun eine Erklärung für dieses Ereignis ausgemacht und die Ergebnisse im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht.

Das Interesse an Beteigeuzes Großer Verdunkelung rührt nicht von ungefähr. Schließlich handelt es sich dabei nicht um einen x-beliebigen Stern am Himmel. Sein offizieller Name lautet laut Internationaler Astronomischer Union Betelgeuse, er stammt eigentlich aus dem Arabischen: yad al-ǧauzāʾ, übersetzt zu "Hand der Riesin". Riesig ist auch Beteigeuze selbst – denn der Stern ist ein Riesenstern. Würde man Beteigeuze ins Zentrum unseres eigenen Sonnensystems versetzen, würde er prompt alle vier inneren Gesteinsplaneten inklusive Erde verschlingen und fast die Umlaufbahn des Jupiters erreichen.

Beteigeuze und das Warten auf die Supernova

Bei Riesensternen wie Beteigeuze ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie als Supernova explodieren. Beteigeuze befindet sich sozusagen in den letzten Zügen seines Sternendaseins, er hat als extrem massereicher Stern den Wasserstoffbrennstoff in seinem Inneren bereits verbraucht. Nachdem er als Supernova explodiert ist, wird er als Neutronenstern oder als Schwarzes Loch sein Dasein fristen. Tatsächlich gilt Beteigeuze als einer der nächsten Supernova-Kandidaten überhaupt, er ist lediglich rund 724 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Das erklärt die teils aufgeregten Spekulationen, als er plötzlich dunkler wurde: Vielleicht stünde die Explosion als Supernova unmittelbar bevor?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mussten in dieser Hinsicht mit Logik enttäuschen: Schließlich macht es wenig Sinn, dass ein Stern, der kurz davor ist, die hellste Explosion abzuliefern, die eine Galaxie zu bieten hat, ausgerechnet dunkler werden würde. Zumal eine Supernovaexplosion ein Vorgang ist, der vom Kern des Sterns ausgeht und sich innerhalb von, wenn überhaupt, wenigen Sekunden abspielt. Beteigeuze ist aber, wie gesagt, sehr groß, und es war seine Oberfläche, die dunkler wurde. Bevor diese Oberfläche irgendetwas von den Vorgängen im Inneren mitbekommen würde, wäre der ganze Stern schon längst als Supernova explodiert.

Riesenstern Beteigeuze wurde dunkler und war von Staub verdeckt

Trotzdem interessierten sich natürlich auch Forscher für die Große Verdunkelung, denn eine Erklärung hatten sie zunächst auch nicht. Schließlich lieferten Beobachtungen erste Hinweise. Demnach war vor allem die südliche Hemisphäre von dem Helligkeitsabfall betroffen.

Vielleicht könnten riesige Flecken auf der Oberfläche von Beteigeuze, ähnlich wie die Sonnenflecken unserer eigenen Sonne, für den zeitweisen Helligkeitsabfall gesorgt haben? Jene Flecken sind kühler als die Regionen ohne Flecken, und daher auch dunkler. Eine andere Hypothese lautete, dass Beteigeuze teilweise von Staub bedeckt worden sein könnte.

Das Team um Miguel Montargès beschreibt nun in der „Nature“ Veröffentlichung des Rätsels Lösung, und es lautet: beides. Dafür verwendeten sie Aufnahmen, die sie von Beteigeuze vor, während und nach der Großen Verdunkelungen gemacht hatten. Anschließend schlossen sie aus diesen auf ein Szenario, das all diese Beobachtungen erklären könnte. Und das könnte so abgelaufen sein: Eine Zeit vor der Großen Verdunkelung hätte Beteigeuze demnach eine Gasblase aus heißem Material ausgestoßen – das kann passieren, denn die Oberfläche und das Innere des Riesensterns brodelt und kocht.

Daraufhin kühlte sich ein Teil der Oberfläche ab, was wiederum dazu führte, dass diese Gasblase zu Staub kondensierte. Einerseits war also ein Teil Beteigeuzes wohl tatsächlich zeitweise etwas dunkler. Andererseits versperrte diese frisch kondensierte Staubwolke ein paar Monate lang die Sicht.

Von Riesenstern zu Supernova: Beteigeuze im Sternbild Orion

Wer nun enttäuscht ist, dass man auf das Himmelsspektakel einer Supernova wohl noch warten muss, für den haben die Forscher am Ende Ihres Fachartikels einige beruhigende Worte parat: Obwohl das derzeitige Verhalten von Beteigeuze nicht auf seinen bevorstehenden Untergang hindeute, sei es immer noch möglich, dass er einfach so ohne Warnung explodieren könnte.

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