Große Hufeisennase, eine seltene Fledermausart, hier im Flug bei Nacht.
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Deutschlands seltenste Fledermausart: die Große Hufeisennase. In der deutschlandweit einzigen Kolonie leben 340 erwachsene und 135 Jungtiere.

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Batnight 2021: Fledermäuse erleben in der Fledermausnacht

Sie sehen mit ihren Ohren, fliegen mit ihren Händen und mit bis zu 880 Herzschlägen pro Minute. Doch immer seltener sind Fledermäuse in Deutschland zu sehen. In der Batnight am 28. und 29. August können Sie die Tiere besser kennenlernen.

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Den Fledermäusen in Deutschland geht es schlecht. Von den etwa 25 hierzulande noch heimischen Arten könne man bei keiner Art sagen, dass man sich keine Sorgen machen müsse, sagt Sebastian Kolberg, Referent für Artenschutz und Fledermausexperte beim Naturschutzbund Deutschland in Berlin (NABU). Zahlreiche Aktionen bei der Internationalen Fledermausnacht, die in Deutschland dieses Jahr am 28. August und 29. August stattfindet, sollen dazu beitragen, mehr über die Handflügler, wie Fledermäuse bei genauer Übersetzung des wissenschaftlichen Namens "Microchiroptera" eigentlich heißen, und deren Schutz zu erfahren.

Der Mensch ist größter Feind der Fledermaus

Seit über 50 Millionen Jahren bevölkern Fledermäuse die Erde, sie haben kaum natürliche Feinde und trotzdem sind viele der in Deutschland vorkommenden Fledermausarten gefährdet, einige hierzulande sogar schon ausgestorben, mahnt der Fledermausexperte Kolberg. Schuld daran ist, wie bei so vielen anderen gefährdeten Arten, der Mensch.

Denn um zu überleben, sind die fliegenden Säugetiere unter anderem auf Wälder mit vielen alten Bäumen und naturnahe Wiesen angewiesen. Nur dort finden sie ausreichend Unterschlupf und Insekten als Nahrung. Außerdem brauchen sie "Strukturvielfalt", wie Kolberg die abwechslungsreichen Landschaften nennt, als Orientierung, "um vom Tagesquartier ins Jagdgebiet zu finden". Die für die Fledermäuse so wichtigen Lebensräume werden aber durch den Eingriff des Menschen in die Natur immer rarer.

Warum sanierte Gebäude für Fledermäuse ein Problem sind

Doch nicht nur die zunehmend einheitliche Natur macht den Fledermäusen zu schaffen. Auch ihre Quartiere werden immer knapper. Das hat unter anderem mit der modernen Bauweise zu tun.

In energetisch sanierten Gebäuden zum Beispiel fehlen Spalten, Luftschlitze und andere Freiräume, in denen sich etwa die Hälfte der hierzulande lebenden Fledermausarten gerne zurückzieht. Und natürlich leiden Fledermäuse auch unter dem Einsatz von Pestiziden. Das Gift tötet schließlich viele Insekten, von denen sie leben.

Deutschlands seltenste Fledermaus via Webcam bewundern

Mit all dem hat auch Deutschlands seltenste Fledermausart, die Große Hufeisennase, zu kämpfen. Lange galt die Fledermausart in Deutschland als ausgestorben, bis in den 1990er Jahren einige Tiere in einer damals einsturzgefährdeten Scheune entdeckt wurden. "Zum Tiefststand bestand die Population aus etwa 30 Individuen", sagt Rudi Leitl, der sich mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) um Deutschlands letzte Kolonie der Großen Hufeisennasen kümmert. Heute leben in dem "Fledermaushaus" im oberpfälzischen Hohenburg 340 erwachsene Fledermäuse und 135 Jungtiere, deren Treiben jeder rund um die Uhr bequem vom Sofa aus beobachten kann. Eine Webcam ist installiert und überträgt die Geschehnisse in der wieder hergerichteten Scheune.

Für Rudi Leitl ist die Fledermausart aber noch längst nicht über den Berg. "Solange es nur eine Kolonie gibt, ist die Art hochgradig gefährdet", sagt er. Deshalb überlegen die Fachleute jetzt, in der Umgebung ein zweites Quartier zu schaffen.

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Hufeisennasen-Fledermäuse hängen an der Decke im "Fledermaushaus" im bayerischen Hohenburg.

Internationale Fledermausnacht 2021

Nach Angaben des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (Eurobats) beteiligen sich an der Internationalen Fledermausnacht, die jedes Jahr am letzten Augustwochenende stattfindet, mehr als 30 europäische Länder.

In Deutschland veranstaltet der LBV und der NABU am 28. und 29. August zahlreiche Aktionen. Die Naturschutzverbände laden vielerorts zu abendlichen Wanderungen ein, auf denen Interessierte Fledermäuse live erleben und sich von Fachleuten über ihre Lebensweise informieren lassen können.

NABU: Fledermäuse übertragen nicht das Coronavirus SARS-CoV-2

In jüngster Vergangenheit wurden immer wieder Fledermäuse mit dem neuartigen Coronavirus, das die Erkrankung Covid-19 auslösen kann, in Verbindung gebracht. Der NABU vermerkt dazu auf seiner Internetseite, dass es keine Belege dafür gebe, dass die in Deutschland heimischen Fledermäuse Träger jenes Corona-Stammes sind, dem auch das Coronavirus SARS-CoV-2 entstammt.

Das Virus werde von Mensch zu Mensch übertragen. Um sich und andere zu schützen, sollte man sich daher an die öffentlich ausgerufenen Schutzmaßnahmen halten, rät der NABU.

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