Magnetare sind stark magnetische Neutronensterne, von denen einige manchmal Radiostrahlung erzeugen. Bekannte Magnetare rotieren alle paar Sekunden, aber theoretisch könnten "Ultra-Langzeit-Magnetare" viel langsamer rotieren.
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Der Eindruck eines Künstlers, wie das Objekt aussehen könnte, wenn es ein Magnetar wäre.

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Astronomen entdecken mysteriöses Objekt in der Milchstraße

Ein Radioteleskop in Australien hat Signale empfangen, die für Astronomen völlig neu sind. Vermutlich stammen sie von einem sterbenden Stern bislang unbekannter Art.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Wissen kompakt am .

Es klingt fast wie im aktuellen Katastrophen-Film "Don’t Look Up": Ein Student entdeckt einen bislang unbekannten Himmelskörper. Die höhergestellten Kollegen sind erstmal sehr skeptisch, finden das Objekt dann aber selbst – und trauen erstmal ihren Augen nicht.

Immerhin ist von Anfang an klar: Das Objekt wird nicht die Erde vernichten. "Es ist nicht auf Kollisionskurs mit uns. Jeder kann einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen", erzählt gut gelaunt die Astrophysikerin Dr. Natasha Hurley-Walker dem Bayerischen Rundfunk. Umso spektakulärer ist aus ihrer Sicht die Entdeckung: "Wir haben etwas gefunden, das noch niemand je gesehen hat. Es war eine richtig vergnügliche Reise, herauszufinden, was es ist."

Unbekanntes Himmelsobjekt: ein sterbender Stern?

Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass die Astronomen der australischen Curtin-Universität in Perth noch nicht restlos herausgefunden haben, was sie da gefunden haben. Weitgehend sicher sind sie sich immerhin, dass es eine Art sterbender Stern ist, dessen Eigenschaften irgendwo zwischen den anderen Arten von sterbenden Sternen angesiedelt sind, die man kennt.

Das Objekt mit dem schönen Namen GLEAM-X J162759.5-523504 dreht sich um die eigene Achse, hat ein extrem starkes Magnetfeld und sendet sehr energiereiche Radiostrahlung, die alle 18 Minuten die Erde trifft.

"Es gibt viele verschiedene rotierende Objekte mit großen Magnetfeldern. Das unsrige haben wir langsam eingegrenzt auf zwei Anwärter: eine ungewöhnliche Art eines schnell pulsierenden weißen Zwergs oder einen sehr langsamen Magnetar", sagt Natasha Hurley-Walker. Mittlerweile scheint die zweite Variante am wahrscheinlichsten: eine ungewöhnlich langsam pulsierende Art eines Magnetars.

Was sind Magnetare?

Magnetare sind recht kleine, unglaublich dichte sterbende Sterne mit sehr starken Magnetfeldern. Wäre der Mond ein Magnetar, könnten wir keine EC-Karten mit Magnetstreifen benutzen, weil sie gelöscht würden. Der deutsche Astrophysiker Harald Lesch hat ein weiteres Bild: Wäre sein solcher Magnetar-Mond nur halb so weit von der Erde entfernt wie unser Mond, würde er Züge aus den Gleisen heben.

Zurück zu GLEAM-X J162759.5-523504.3 – der glücklicherweise 4.000 Lichtjahre entfernt ist und dort wenig anrichten kann. Ursprünglich entdeckt hat ihn der Curtin-Student Tyrone O’Doherty. "Ganz am Anfang waren wir schon skeptisch", sagt Natasha Hurley-Walker. Als sie selbst der Sache nachgeht, findet sie zwar Hinweise, dass da etwas sein muss, ist aber zwischenzeitlich tatsächlich beunruhigt: Die Radiowellen, die das Objekt aussendet, scheinen zunächst nur eine scharf begrenzte Frequenz zu umfassen.

Radiosignal mit einer Frequenz: "Sind das Außerirdische?"

"Das war kein Objekt, das man natürlicherweise sieht. Also dachte ich, ich hätte einen Fehler gemacht. Aber es gab keinen Fehler. Dann dachte ich, die Instrumente arbeiten nicht richtig. Aber alles stimmte." Das Signal konnte an dieser Stelle auch nicht von einem Satelliten oder Flugzeug stammen. "Und dann hatte ich diesen Moment, an dem ich dachte: ich hab‘ grade ein sich wiederholendes Radiosignal gefunden, mit genau einer Frequenz … Sind das Außerirdische? Und das war schon ein furchteinflößender Gedanke." Aber dann tauchten doch andere Frequenzen auf, und eine natürliche Quelle war wieder wahrscheinlich.

Der endgültige Beweis aus Sicht von Hurley-Walker, hier wirklich einen neuen Himmelskörper gefunden zu haben, und nicht irgendeiner Fehlmessung aufgesessen zu sein, war eine winzige Unregelmäßigkeit in den empfangenen Signalen. "Im Prinzip eierten sie." Die Astrophysiker in Perth fanden, dass das Eiern genau zur Umlaufbahn der Erde um die Sonne passte. "Das war dann der Aha-Moment. Sowas kann sich nicht durch irgendeinen Fehler in die Daten schleichen. Das ist ein echtes Signal. Sehr aufregend."

Leider ist GLEAM-X J162759.5-523504.3 mittlerweile wieder von den Teleskopen verschwunden. Niemand weiß warum. Deshalb hat man auch noch nicht mehr über ihn herausgefunden.

Hurley-Walker plant nun einen regelrechten Himmel-Scan, um das Objekt wieder zu finden - mit dem hauseigenen Radioteleskop in der westaustralischen Wüste. Denn so stark das Radiosignal von GLEAM-X J162759.5-523504.3 auch ist, optisch sichtbar ist er nicht. "Wenn wir nochmal sowas finden, werden wir vorbereitet sein. Wir werden alle Radioteleskope der Welt und im All darauf richten. Und diesmal werden wir genügend Informationen bekommen, um ganz genau sagen zu können, was wir da entdeckt haben."

Was ist ein Magnetar?
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Was ist ein Magnetar? Manchmal wissen nur Experten wie der Astrophysiker Harald Lesch weiter.

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