Eine junge Frau schnäuzt in ein Taschentuch. Sie hält sich im Freien auf, im Hintergrund sind
Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Franziska Gabbert

Welche Allergien quälen uns auch im Herbst noch?

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Allergie im Herbst: Schimmelpilze und einige Pollen noch aktiv

Niesen, juckende Augen, laufende Nase – all das sind Allergiesymptome, die vor allem im Frühling und Sommer auftreten. Doch längst nicht alle Allergiker können jetzt schon aufatmen. Einige Pollen und Schimmelpilze quälen uns auch im Herbst noch.

Über dieses Thema berichtet: alpha-gespräche am .

Viele denken bei einer Allergie an den klassischen Heuschnupfen – also an eine Allergie gegen Pollen, den Blütenstaub von Pflanzen. Zu den üblichen Verdächtigen gehören unter anderem Erle, Hasel, Birke und Gräser. Als Hauptsaison für die meisten Pollenarten gelten Frühjahr und Sommer. Dann verteilen verschiedenen Baumarten, Gräser und andere Pflanzen ihre Pollen besonders großzügig. Diese können zu den lästigen Heuschnupfen-Symptomen und langfristig auch zu Asthma führen.

Aufgrund der Klimaveränderungen fliegen die Pollen allerdings immer früher und auch immer zahlreicher. Zudem potenziert die Luftverschmutzung die Wirkung der Pollen, sodass Allergien weiter zunehmen.

Pollenflugzeit verlängert sich

Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin der Umweltmedizin am Uniklinikum Augsburg und Vize-Direktorin des Zentrums für Klimaresilienz an der Universität Augsburg, sagte auf dem Weltklimagipfel in Ägypten im November 2022: "[…] der Klimawandel feuert Allergien noch weiter an. Erstens, die Pollensaison wird durch den Klimawandel länger. Und: Es fliegen mehr Pollen pro Tag, und die Pollen werden aggressiver."

Die Pollenflugzeit und damit die Leidenszeit von Allergikern verlängert sich also: "Experten vermuten, dass die Pollenbelastung wegen des weltweiten Temperaturanstiegs innerhalb der letzten 25 bis 30 Jahre immer früher auftritt. Überaus milde Vorfrühlingstemperaturen und ungewöhnliche warme Winter sorgen für einen fast ganzjährigen Pollenflug", schreibt der Deutsche Allergie- und Asthmabund auf seiner Webseite. Ähnlich verhält es sich mit der Dauer der Zeckensaison. Auf die Hochsaison der Zecken von April bis Oktober ist aufgrund der Klimaerwärmung kein Verlass mehr. Bei mildem Wetter sind die Blutsauger schon deutlich früher durstig.

Je nachdem, worauf man allergisch reagiert, ist im Herbst also für mache Allergiker noch lange nicht Schluss mit ihrer Leidenszeit. Zwar sinken im Herbst die Temperaturen und die Tage werden kürzer, aber trotzdem sind auch dann noch einige Allergene unterwegs. Die Pollen von Traubenkraut, Beifuß, Brennnessel, Wegerich und die von Gräsern können sogar bis in den November fliegen.

Ambrosia – Gefahr für die Gesundheit

Besonderer Schrecken für Allergiker ist die Ambrosia-Pflanze, die von Ende Juli bis Oktober blüht. Ambrosia-Pollen sind besonders aggressiv und reizen damit nicht nur Allergiker. Die Allergene der Ambrosiapflanze, unter anderem auch Beifußblättriges Traubenkraut, Traubenkraut oder Ragweed genannt, sind viel stärker als die anderer Pflanzen in Europa. Schon bis zu drei Pollen pro Kubikmeter Luft reichen, damit sehr empfindliche Menschen reagieren, ab zehn Pollen kommt es bei vielen der Ambrosia-sensibilisierten Betroffenen zu Allergiesymptomen. Bei Birken- oder Gräserpollen spricht man erst bei mehr als 50 Pollen pro Kubikmeter Luft von einer starken Belastung, so das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Der Kontakt mit der Pflanze kann zu Asthma oder Kreuzallergien mit Bananen und Melonen führen.

Allergiker sollten sich vorab immer informieren, wie die Pollenbelastung für "ihre" Pollen gerade ist, wenn sie etwas im Freien unternehmen wollen. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat eine Seite eingerichtet, die den aktuellen Pollenflug in 3-Stunden-Intervallen für ganz Bayern zeigt. Auch der Pollenflugkalender des Deutschen Wetterdienstes bietet alle wichtigen Infos für Allergiker.

Schimmelpilze im Herbstlaub als möglicher Allergieauslöser

Grundsätzlich ist die Pollenbelastung in der Luft im Herbst allerdings geringer als im Frühling oder Sommer. Deswegen suchen Allergie-Forscher nach weiteren Auslösern für Allergien im Herbst. Im Verdacht stehen zum Beispiel auch trockene und häufig schon zerbröselte Herbstblätter, in denen Allergene vorkommen – wie zum Beispiel Schimmelpilze. Schimmel gehört neben Pollen, Hausstaubmilben und Tierhaaren zu den häufigsten Auslösern einer Allergie.

Symptome nach Gartenarbeit oder Spaziergängen?

Haben Sie nach Aktivitäten im Garten oder nach einem herbstlichen Spaziergang Symptome wie Atembeschwerden, Husten, tränende Augen, verschleimte Bronchien, Niesen oder sogar Asthma-Anfälle? Dann sollten Sie sich, wenn Allergien gegen Pollen ausgeschlossen sind, auf eine Schimmelpilzallergie testen lassen.

Schimmelpilze gedeihen überall dort, wo organisches Material und Feuchtigkeit vorkommen. Sie blühen nicht nur in der Wohnung, zum Beispiel auf Dachböden, in Kellern, Bädern, Kühlschränken, Teppichen, Polstern und Mülleimern, so die Ärzte-Zeitung, sondern sie kommen im Herbst auch vermehrt im Freien vor. Schimmelpilze gedeihen im Erdboden, auf Blättern oder in rottendem Holz. Sie vermehren sich, indem sie winzige, mit bloßem Auge unsichtbare Sporen ausbilden, die ähnlich wie Pollen in der Luft schweben. Bei Aktivitäten im Garten zum Beispiel werden die Sporen aufgewirbelt und eingeatmet. Feuchte Herbstluft steigert zudem die Freisetzung der Sporen.

Wichtig ist es deshalb, wo es geht, eine Schimmelpilzentwicklung durch entsprechende Maßnahmen zu unterbinden, und ansonsten dem Allergen nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. Die American Academy of Allergy, Asthma and Immunology (AAAAI) aus Milwaukee gibt einige Tipps, wie man den Kontakt zu Schimmelpilzen reduzieren kann.

So vermeiden Sie Kontakt mit Schimmelpilzen

  • Verzichten Sie darauf, im Garten den Rasen zu mähen, das Laub zu Haufen zu rechen oder Laubbläser zu benutzen. Sie wirbeln nicht nur Laub auf, sondern auch jede Menge Staub von getrocknetem Tierkot, Pollen, Bakterien und Schimmelpilzsporen. Grobe Partikel sinken schneller ab, feinere aber können lange in der Luft schweben und gelangen so in die menschliche Lunge. Wenn sich der Umgang mit Laub nicht vermeiden lässt, schützt eine Maske vor dem Einatmen der Allergene.
  • Herbstliche Waldspaziergänge durch raschelnde Laubhaufen sind tabu.
  • Auch Komposthaufen sind eine Quelle für Schimmelpilzsporen. Deswegen sollten sie möglichst weit entfernt vom Haus angelegt werden.
  • Ein Tipp, der für alle Arten von Pollenallergikern gilt: Wäsche nicht draußen an der Leine trocknen. Dort setzen sich Pollen und Sporen fest.
  • Holz für den Kamin nicht im Haus lagern.
  • Im Haus gilt: Achten Sie darauf, Ihre Pflanzen nicht zu überwässern, denn die feuchte Erde ist ein Eldorado für Schimmelpilze. Weitere Tipps, wie Sie Schimmel in der Wohnung vermeiden, erhalten Sie in dem Artikel: Sparen beim Heizen – droht jetzt mehr Schimmel in der Wohnung?

Im Video: Wenn die Allergie dein Feind wird

Mann schnäuzt in einer blühende Wiese ins Taschentuch.
Bildrechte: BR/Johanna Schlüter
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Allergien · Wenn die Natur dein Feind wird

Dieser Artikel ist erstmals am 21. September 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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