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25 Jahre Main-Donau-Kanal: Ökologisches Desaster?

Für die Bayerische Staatsregierung ist der einst umstrittene Main-Donau-Kanal eine Erfolgsgeschichte und das Jubiläum, ein Grund zu feiern. Naturschützer ziehen allerdings eine ganz andere Bilanz. Von Thomas Muggenthaler

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Hubert Weiger vom Bund Naturschutz hat sich vor 25 Jahren vehement gegen den Bau des Kanals engagiert. Er sieht sich heute bestätigt: Hochwertige Feuchtgebiete seien irreparabel geschädigt oder ganz verschwunden.

Irreparabel Naturverluste

Auch seltene Vogelarten wie Bekassine und Braunkehlchen suche man inzwischen oft vergeblich in den Tälern. Das ganze sei ein "ökologisches Desaster." Der Bau des Main Donau Kanals habe aus Flüssen stehende Gewässer gemacht - mit entsprechenden Folgen, bilanziert Hubert Weiger.

"Wir haben massive Verluste in den Gewässern selbst. Viele Fischarten sind nicht mehr vorhanden, weil die Altmühl aufgehört hat als Fluss zu existieren." Hubert Weiger, Bund Naturschutz

Invasive Arten

Auf eine weitere Veränderung weist der Biologe Jürgen Geist von der der Technischen Universität München hin: Der Bau des Kanals habe dazu geführt, dass sich Arten aus dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer heute nicht nur in der Donau, sondern bis in den Main und den Rhein breit machen - und heimische Arten verdrängen. Zu diesen „Invasions-Arten“ gehört beispielsweise die Grundel und der große Höckerflohkrebs, bekannt auch als „Killer Shrimp.“

Schwierige Gesamtbilanz

Eine ökologische Gesamtbilanz sei schwer zu erstellen, so Jürgen Geist. Die CO2-Bilanz spreche aber eindeutig dafür, Güter auf dem Kanal zu transportieren. Viel investieren, um den Kanal ökologisch zu optimieren, würde er hingegen nicht mehr. Es sei eben ein Kanal und kein Fluss.

"Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Der Kanal ist gebaut. Daher ist es besser, wenn man in die Feuchtgebiete oder in andere Fließgewässer investiert, wo man tatsächlich noch etwas verbessern kann." Jürgen Geist, Technische Universität München