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Zahl der Baugenehmigungen deutlich gesunken

Die erhöhten Zinsen haben den Immobilienmarkt fest im Griff. Die Kaufpreise könnten deshalb vielleicht nachgeben, die Baukosten bleiben jedoch hoch. Baugenehmigungen sinken derweil. Nur noch 135.000 neue Wohnungen wurden im ersten Halbjahr gebaut.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Egal, ob Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhaus mit Etagenwohnungen: Die Zahl der Baugenehmigungen ist in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahreswert um mehr als ein Viertel gesunken - von 185.000 auf 135.000, stellt das Statistische Bundesamt fest. Hohe Baukosten, hohe Zinsen und der Mangel an Handwerkern werden als Gründe dafür genannt.

Im Juni wurden sogar 28,5 Prozent weniger Wohnraum genehmigt. Im gesamten Halbjahr geht es um 50.600 Wohnungen, die jetzt nicht gebaut werden. Dazu gehören auch größere Umbauten, etwa energetische Sanierungen. Die Halbjahresbilanz im Wohnungsbau zeige ein "ungemein düsteres Bild", so der Verband der Deutschen Bauindustrie, und eine Besserung sei nicht in Sicht.

Eigenheim besonders betroffen

Als "besonders dramatisch" bezeichnet der Verband der Deutschen Bauindustrie die Situation beim Neubau von Eigenheimen. Da zeigte die Statistik einen Rückgang um gut ein Drittel auf 27.000. Bei den Zweifamilienhäusern waren es mit 7.700 nicht einmal halb so viele wie ein Jahr zuvor. Von den Mehrfamilienhäusern, deren Etagenwohnungen den größten Beitrag auch für Mieter leisten könnten, wurden insgesamt 27 Prozent weniger genehmigt.

Bauindustrie macht Ampelkoalition schwere Vorwürfe

Neben hohen Zinsen und Baukosten macht die Industrie die nochmals erhöhten energetischen Anforderungen dafür verantwortlich. Außerdem herrsche Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Politik. Daraus ergebe sich ein negatives Umfeld, in dem Investoren weiter auf der Bremse stünden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte zum März überraschend die laufende Bauförderung für Neubauten beendet und neue verschärfte Kriterien für den Klimaschutz eingeführt. Gefördert werden von der staatlichen KfW-Bank grundsätzlich weniger Neubauten und kaum noch Ein- und Zweifamilienhäuser. Alle müssen jetzt einen höheren Energiestandard erfüllen. Zudem wurde von der Ampelkoalition ein neues Heizungsgesetz verabschiedet, das einen Anteil von mindestens 55 Prozent des Energiebedarfs aus Erneuerbaren wie Wind und Sonne vorschreibt. Viele Einzelheiten zur Art des Heizens sind aber weiterhin unklar, wie die künftige Energieversorgung mit Strom in den Verteilnetzen oder die Zukunft der Gasnetze.

Neue Bauförderung des Bundes zeigt zunächst keine Wirkung

Das Statistische Bundesamt erklärte dazu, seit März gebe es eine neue Wohnbauförderung für klimafreundlichen Neubau von der KfW. Diese Förderung könne sowohl von Privatpersonen zur Eigennutzung oder Vermietung als auch von Bauunternehmen beantragt werden. Noch sei kein eindeutiger Effekt dieser Maßnahmen auf die Genehmigungszahlen erkennbar. Im Gegenteil: Von März bis Juni hat sich der Rückgang der Baugenehmigungen sogar noch weiter beschleunigt.

Bauministerin Geywitz würde strenge Kriterien wieder zurücknehmen

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) machte deshalb bereits einen Kompromissvorschlag, der einen Teil der verschärften Förderkriterien für die KfW-Kredite wieder zurücknehmen würde. Geywitz könnte gut damit leben, wenn neue Häuser nicht maximal 40 Prozent eines normierten Standardgebäudes, sondern höchsten 55 Prozent davon verbrauchen würden. Die Aufstockung vom KfW-55-Standard, der bis Anfang 2023 noch ausreichend war, auf den erhöhten KfW-40-Standard führt zu einem erheblichen Mehraufwand. In einigen Gewerken können sich Baukosten damit verdoppeln, was zu Absagen bei Projekten geführt hat, zum Beispiel von Bauträgern. Im Endeffekt könnte KfW-40 dazu geführt haben, dass einige Bauvorhaben geplatzt sind.

Unklar ist aber, ob auch das von den Grünen geführte Bundeswirtschaftsministerium, das für die Bauförderung zuständig ist, sich mit dem Kompromissvorschlag von Geywitz anfreunden könnte.

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