Wärmepumpe
Bildrechte: Moritz Frankenberg/dpa

Wärmepumpen als ein Weg aus der Energiekrise? Auf dem Europäischen Wärmepumpen-Gipfel in Nürnberg wird darüber diskutiert.

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Wie leise Wärmepumpen samt KI auch Kritiker überzeugen sollen

Durch die Diskussion um das "Heizungsgesetz" hat das Image der Wärmepumpe gelitten. Zu Unrecht, finden Experten. Die Technologie ist aus Sicht vieler der beste Weg aus der Energiekrise. Die Wärmepumpen der Zukunft sind leise und von KI gesteuert.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Leise nieselnder Regen, eine Geräuschkulisse, die dieser Tage im Herbst häufig zu hören ist. Und nicht lauter sollen die Wärmepumpen in Zukunft nachts sein. Denn laute Wärmepumpen werden häufiger zum Streitpunkt zwischen Nachbarn. Wie zuletzt in Köln, wo Anwohner nachts aus dem Schlaf gerissen wurden. Ein Mitarbeiter des Kölner Umweltamts stellte beim Ortstermin tatsächlich fest: Die Pumpe ist zu laut. Der Hausbesitzer wurde kontaktiert, das Verfahren läuft.

Aus diesem Grund spezialisieren sich mittlerweile verschiedene Unternehmen auf die Lautstärke-Reduzierung von Wärmepumpen. Wie das funktionieren kann, darüber tauschen sich die Expertinnen und Experten derzeit auf dem europäischen Wärmepumpengipfel, dem "European Heat Pump Summit" in Nürnberg aus. Zusätzlich müssen sie auch das Image der Wärmepumpe wiederherstellen.

Kaputtes Image? Ausgeschaltete Pumpe zu laut

"Es gab schon Fälle, da hat der Nachbar eine Wärmepumpe installiert, aber die war noch gar nicht angeschlossen. Der Nachbar hat sie aber schon gehört. Insofern ist der subjektive Aspekt nicht zu unterschätzen und es gilt, die Akzeptanz der Wärmepumpe, was die Geräuschentwicklung angeht, massiv anzugehen", sagt Alwin Friederichs von der österreichischen Firma Getzner Spring Solutions, die unter anderem leisere Wärmepumpen entwickelt. Friederichs ist überzeugt, dass die Schallreduzierung bei Wärmepumpen aufgrund der immer dichteren Bauweise in den Städten zu einem "Riesen-Thema" werde.

KI schaltet Wärmepumpe nach Wetterbericht

Die Wärmepumpe der Zukunft ist also leise – und wird von künstlicher Intelligenz, kurz KI – unterstützt. Auch die Entwicklung von Wärmepumpen kommt an dem bestimmenden Thema der vergangenen Jahre nicht vorbei. "Es gibt im Bereich der Wärmepumpen schon Steuerungssysteme, die den Wetterbericht in die Prognose mit einbeziehen können", sagt Veronika Wilk vom Austrian Institute of Technology.

Denn wenn das Haus über eine Photovoltaik-Anlage verfüge, könne die Wärmepumpe proaktiv den Sonnenstrom nutzen, um Wärme zu erzeugen. Diese wird dann im Warmwasserspeicher gespeichert und stehe den Bewohner zur Verfügung, wenn die Sonne nicht scheint, erklärt Veronika Wilk weiter. Solche smarten Tools könnten für Energieeinsparungen und vor allem für sinnvolleren und zielgerichteteren Energieeinsatz sorgen.

"Heizungsgesetz", Krieg und Unabhängigkeit

Der Aufschwung der Wärmepumpe hat sich laut Marek Miara vom Fraunhofer Institut für Solarenergie-Systeme ISE in Freiburg vor allem im vergangenen Jahr gezeigt, was "wirklich spektakulär" gewesen sei: Da habe es einen Anstieg von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben. Die Gründe dafür seien vielfältig, so Miara. Natürlich habe das Gebäudeenergiegesetz eine Rolle gespielt. Aber vor allem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe für ein Umdenken gesorgt. Die Wärmepumpe als Ausdruck von Versorgungsunabhängigkeit: "Plötzlich war die Wärmepumpe nicht nur gut fürs Klima, sondern auch gut für die Unabhängigkeit", sagt der Forscher vom Fraunhofer Institut.

Pro und Contra: "Wärmepumpe steht für Weltbild"

Das Thema Wärmepumpe polarisiert, und für Marek Miara steht es damit nicht mehr für eine Technologie an sich, sondern für ein Weltbild. "Wenn über die Wärmepumpe geredet wird, reden sie über Habecks Heizhammer. Das ist natürlich eine extreme Verkürzung. Es ist sehr einfach, gegen eine Wärmepumpe zu sein, obwohl man nicht weiß, was das ist, eben nur, weil man gegen eine bestimmte Sichtweise ist", kritisiert Miara.

Seiner Meinung nach verbindet die Wärmepumpe alles, "was wir in der Zukunft brauchen". Sie könne elektrische Energie nutzen, die zukünftig mit erneuerbaren Energien im Überfluss vorhanden sein werde. "Die Wärmepumpe kann diese Energie nutzen, und sie kann auch zusätzlich die Netze stabilisieren", erklärt der Forscher. Auf die einfache Frage: "Ist die Wärmepumpe tatsächlich der Weg aus dem Energie- und Heizdilemma?" liefert Marek Miara eine einfache Antwort: "Definitiv."

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