Ein Lokführer steigt in einen Triebwagen.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Oliver Berg

Nach der Gewerkschaft EVG hat jetzt auch die GDL ihre Forderungen an die Bahnbetreiber vorgelegt.

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Tarifverhandlungen mit der Bahn: Das fordert die GDL

Die Bahnbetreiber haben ein Problem: Sie müssen sich mit zwei konkurrierenden Gewerkschaften an den Tisch setzen. Die GDL hat jetzt ihre Forderungen bekanntgegeben. Bei den Verhandlungen mit der EVG sind zumindest aktuell Warnstreiks ausgeschlossen.

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Fünf für Fünf: Mit dieser Zahl will die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Herbst an den Verhandlungstisch mit der Bahn und auch mit ihren Wettbewerbern treten.

  • Zum Artikel: Tarifstreit Bahn: GDL macht ihre Forderungen öffentlich
  • Forderungsbündel: Bezahlung, Arbeitszeit, Altersversorgung

    Konkret sollen die Entgelte um 555 Euro angehoben werden. Die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG fordert 640 Euro - hat aber auch mehr Mitglieder in den untersten Lohngruppen, die dann auf eine höhere Prozentzahl kommen.

    Außerdem will die GDL die 35 Stunden Woche für Schichtarbeiter. Wer will, kann aber auch bis zu 40 Stunden in der Woche arbeiten, bei entsprechendem Lohnausgleich. Forderung drei ist die nach der Inflationsausgleichsprämie, die der Staat bis zu 3.000 Euro steuer- und abgabenfrei gestellt hat.

    Forderung vier betrifft die betriebliche Altersversorgung. Die soll auf fünf Prozent steigen für die, die nicht anders abgesichert sind. Und mit der Forderung fünf will die Gewerkschaft eine 5-Schichten-Woche durchsetzen – nach fünf und nicht erst nach sechs Tagen arbeiten am Stück soll ein Ruhetag von mindestens 48 Stunden zur Pflicht werden.

    Streiks der GDL frühestens im November

    Die Arbeitgeber dürften nicht begeistert sein von den Fünf für Fünf. Die GDL hält die aber für dringend geboten, um dem Kräftemangel auf der Schiene zu begegnen. Und sie hat gleich eines auch deutlich gemacht, was Fahrgäste nicht begeistern wird: Sie ist durchaus bereit, für ihre Forderung die Streikwesten auszupacken. Das allerdings geht erst mit Ablauf der Friedenspflicht im November. In den vergangenen Jahren ist die GDL bei Tarifverhandlungen stets recht hart aufgetreten und hat die Bahn ein ums andere Mal mit Warnstreiks unter Druck gesetzt.

    Die Deutsche Bahn nahm die Forderungen der GDL nach eigener Aussage zur Kenntnis und will diese "zu gegebener Zeit prüfen und bewerten". Mit der GDL werde im Herbst über neue Tarifverträge für etwa 10.000 DB-Beschäftigte verhandelt, sagte eine Bahn-Sprecherin. Im Fokus stünden aktuell aber die Verhandlungen um neue Tarifverträge mit der EVG.

    Bahn verhandelt bereits mit der EVG

    Die Forderung der GDL mit ihrem Bundesvorsitzenden Claus Weselsky platzt mitten in den laufenden Tarifkonflikt der Deutschen Bahn (DB) mit der weit größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft. Die mit der GDL konkurrierende EVG versucht seit Ende Februar, bei der Deutschen Bahn und Dutzenden weiteren Bahnunternehmen ein Gehaltsplus von 650 Euro pro Monat beziehungsweise 12 Prozent bei den oberen Lohngruppen auszuhandeln. Sie verhandelt dabei für rund 230.000 Beschäftigte, gut 180.000 davon arbeiten bei der Deutschen Bahn.

    Aktuell keine Warnstreiks bei der Bahn

    Zumindest für die kommenden Tage können Reisende aber eine Zugfahrt planen. In der laufenden Woche sind keine Warnstreiks zu erwarten. Die Deutsche Bahn sowie EVG wollen ab dem 12. Juni erneut über eine Lösung verhandeln, wie beide Seiten am Montagabend nach einem Abstimmungsgespräch mitteilten.

    Der bundeseigene Konzern ist bisher bereit, prozentuale Erhöhungen zwischen 8 und 12 Prozent (je nach Einkommensgruppe) in zwei Stufen zu zahlen, dazu 2.850 Euro Inflationsausgleichsprämie in ebenfalls zwei Schritten. Bei der Laufzeit sieht die Bahn 24 Monate vor - und damit doppelt so viel wie die Gewerkschaft.

    Letzter GDL-Abschluss 2021

    Der bisher letzte Tarifkonflikt zwischen der GDL und der Deutschen Bahn wurde im September 2021 gelöst. Vereinbart wurden damals Tariferhöhungen von insgesamt 3,3 Prozent sowie Einmalzahlungen - mit Blick auf die deutlich gestiegene Inflation ist ein Abschluss in dieser Größenordnung dieses Mal völlig ausgeschlossen.

    Die Gewerkschaft schaffte es damals allerdings auch, Tarifverträge für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Werkstätten und in der Verwaltung abzuschließen. Sie versucht auf diesem Weg, ihren Einfluss im DB-Konzern zu erhöhen, auch wenn die Tarifverträge nicht immer zur Anwendung kommen. Gestreikt wurde bei diesem Tarifkonflikt dreimal, die Ministerpräsidenten von Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Stephan Weil (SPD) und Daniel Günther (CDU), vermittelten.

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