Symbolbild zu Spritpreisen und Tanken an der Tankstelle
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Der Rohölpreis ist in den vergangenen drei Monaten um 25 Prozent gestiegen. Diesel und Benzin

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Warum die Spritpreise vorerst hoch bleiben

Russland und Saudi-Arabien wollen weniger Rohöl liefern. Dadurch steigen auch die Preise für Diesel und Benzin. Autofahrer müssen sich an den Tankstellen auf 2 Euro pro Liter einstellen.

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Der Preis für Rohöl hat sich nach den neuen Jahreshöchstständen von Anfang dieser Woche wieder etwas beruhigt. Experten erwarten aber, dass die Notierungen bald wieder anziehen und damit auch die Preise für Heizöl und Kraftstoffe verteuern. Hauptgrund sind die Absprachen von Russland und Saudi-Arabien im Lieferkartell der Ölförderländer OPEC-Plus, die das Angebot knapp halten.

Russland und Saudi-Arabien treiben Rohölpreis

Anders als im vergangenen Jahr hilft der höhere Ölpreis Russlands Präsident Wladimir Putin inzwischen bei der Finanzierung des Ukraine-Kriegs. Experten erwarten ein Comeback des russischen Energiehandels, der zunächst stark unter den EU-Sanktionen litt. Russland verkauft deutlich mehr Öl und Gas als im ersten Kriegsjahr und besitzt hohe Reserven.

Vor allem Saudi-Arabien setzte als führendes Ölförderland im Kartell der OPEC-Staaten Lieferbeschränkungen durch, an die sich auch Russland bis zum Jahresende halten will. Das soll den Rohölpreis weiter treiben, der in den vergangenen drei Monaten bereits um 25 Prozent gestiegen ist.

Politischer Streit zwischen OPEC-Plus-Ländern und dem Westen

Putin und der saudische König Salman verstehen ihre Förderabsprachen im Rahmen des Öl-Kartells Opec-Plus auch als Machtdemonstration gegenüber dem Westen. Die USA und die Saudis waren beim Öl Jahrzehnte lang eng miteinander verbunden bei den Lieferbeziehungen. Doch die arabische Seite versucht diese Abhängigkeit von Amerika als wichtigstem Kunden abzulegen mithilfe von exklusiven Lieferungen, vor allem an asiatische Länder. China kauft außerdem bei Russland kräftig ein, wobei es die Wirtschaftssanktionen des Westens ignoriert, die wegen des Ukraine-Kriegs bestehen.

Für die übrigen Länder, die ihr Rohöl auf den freien Energiemärkten kaufen, haben die Opec-Plus-Länder die Liefermengen bis Ende 2023 inzwischen um rund 1,5 Millionen Barrel gekürzt. Allein Saudi-Arabien und Russland liefern pro Tag 1,3 Millionen Fass weniger aus. Das hat den Barrel-Preis der Nordsee-Sorte Brent Anfang der Woche auf bis zu 95 Dollar steigen lassen und lässt nichts Gutes erwarten für Mineralölprodukte wie Heizöl, Diesel oder Superbenzin.

USA hat niedrige Öl-Reserven

Die Marke von einhundert Dollar für ein Barrel, was einem 159-Liter-Fass entspricht, könnte bald fallen. Denn die nationalen Öl-Reserven der USA sind diesmal schon vor dem Winter auf weniger als die Hälfte geschrumpft.

Und die amerikanische Förderung mit ihrer Fracking-Technologie liefert derzeit nur wenig Öl. Für Verbraucher in Deutschland könnte das heißen, dass Benzin-Preise um 2 Euro je Liter wieder häufiger werden und auch das Heizöl vorerst teuer bleibt.

Gegenreaktion der USA erwartet: mehr nationaler Öl-Förderung

Es ist zu erwarten, dass die USA nicht länger tatenlos zusehen, wie Putin und König Salman den Westen hier politisch vorführen. Bekannt ist, dass Saudi-Arabien einen Barrel-Preis von mindestens 85 Dollar benötigt, um im Rahmen der Opec-Lieferungen das gigantische Finanzloch in seinem hochdefizitären Staatshaushalt auszugleichen. Bei diesem Preis wird es aber auch für die US-Ölindustrie mit ihren Fracking-Firmen wieder attraktiv, deutlich mehr zu fördern.

Experten wie Georg Hochwimmer von General Research in München sehen in den Vereinigten Staaten bereits eine Gegenbewegung. In US-Bundesstaaten wie Utah werde die Förderung schon wieder hochgefahren, sagt Hochwimmer. Viele amerikanische Ölfirmen hätten wegen der niedrigen Preise in den letzten Jahren und wegen der hohen Zinsen und Investitionskosten ihre Förderung zurückgenommen, um keine Verluste zu erleiden. Einige dieser Firmen könnten jetzt wieder an den Markt zurückfinden.

Auch US-Präsident Joe Biden hat großes Interesse an niedrigeren Öl-Preisen. Mitten im Präsidentschaftswahlkampf 2024 wäre es schlecht, wenn eine Gallone Benzin an amerikanischen Tankstellen deutlich mehr als vier Dollar kosten würde. Zuletzt waren es bereits 3,80 US-Dollar. Im Wahlkampf könnte das als weiteres Zeichen der Inflation gewertet werden, für die Wähler häufig den amtierenden US-Präsidenten verantwortlich machen.

ADAC: Höhere Preise an den Tankstellen "nicht nachvollziehbar"

An deutschen Tankstellen waren die Kraftstoffe in der Ferienzeit ab August aus saisonalen Gründen bereits teurer wegen der höheren Nachfrage durch die Urlauber. In der vergangenen Woche gab es zunächst einen kleinen Rückgang bei Benzin und Diesel aber keine Trendwende. Denn seitdem ziehen die Preise wieder an.

Der ADAC kritisiert diesen Anstieg als ungerechtfertigt und weist vor allem auf den geringen Unterschied zwischen Benzin und Diesel hin. Deren Preise hätten sich im Schnitt bis auf 5 Cent angeglichen, obwohl Diesel um etwa 20 Cent je Liter niedriger besteuert werde als Benzin.

Grafik: So viel kosten Benzin und Diesel in Bayern

Dieser Artikel ist erstmals am 20. September 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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