BMW produziert die meisten seiner X-Modelle im US-amerikanischen Werk Spartanburg
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BMW produziert die meisten seiner X-Modelle im US-amerikanischen Werk Spartanburg

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#Faktenfuchs: Sind deutsche Autos in den USA billiger?

US-Präsident Trump erwägt 25 Prozent Strafzölle auf Autoimporte aus der EU. Deutsche Autos würden dann in den USA deutlich teurer werden. Noch würden sie dort erheblich weniger kosten als in Deutschland, sagt ein Facebook-Nutzer. Stimmt das?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Schon mehrmals hat US-Präsident der europäischen Wirtschaft damit gedroht, Strafzölle von bis zu 25 Prozent auf Autoimporte zu verhängen. "Die schicken ihre Mercedes hierher, aber wir können unsere Autos nicht zu ihnen schicken", beklagt der US-Präsident.

Markus Söder kritisiert drohende US-Strafzölle auf Autoimporte

25-prozentige Zölle würden die deutsche Wirtschaft schwer belasten, sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder: "Deutsche Autos sind keine Bedrohung der nationalen Sicherheit, sondern stärken den Automobilstandort USA." Auf der Facebook-Seite von BR24 wurde das Thema heftig diskutiert. Ein Nutzer stellte die Frage: "Wieso werden dann deutsche Autos in den USA erheblich billiger angeboten als in Europa?"

Wir haben bei den beiden bayerischen Autoherstellern BMW und Audi nachgefragt.

Mehrwertsteuer auf Autos variiert innerhalb der USA

Wegen unterschiedlicher Mehrwertsteuersätze ist es nicht ganz einfach, die Preise von Automodellen in Deutschland und den USA zu vergleichen. Während in Deutschland für Autos eine Mehrwertsteuer von 19 Prozent gilt, schwankt der Mehrwertsteuersatz, die sogenannte "Sales Tax", in den USA von Bundesstaat zu Bundesstaat. Audi rechnet im Schnitt mit 5,8 Prozent Sales Tax. Hinzu kommen sogenannte "Local Taxes", die von Kommune zu Kommune variieren. Im Schnitt beträgt die kombinierte Steuerrate aus bundesstaatlicher und kommunaler Mehrwertsteuer etwa 6,5 Prozent. (Eine Übersicht über die Sales-Tax-Sätze in den 50 US-Bundesstaaten liefert die NGO Tax Foundation).

Netto-Preise für Autos in den USA und Deutschland

Besser lassen sich die Nettolistenpreise zu vergleichen. Tendenziell sind Autos von BMW und Audi in den USA etwas günstiger. Wie groß die Unterschiede ausfallen, hängt vom jeweiligen Modell ab. Ein BMW330i, der im März auf den Markt kommt, kostet in den USA umgerechnet 37.408 Euro netto, in Deutschland sind es 37.605 Euro. Etwas größer sind die Unterschiede beim X5 xDrive40i, der in den USA 53.743 Euro netto kostet und hierzulande 59.412 Euro. In Deutschland kostet der X5 also rund zehn Prozent mehr. Allerdings ist ein 1:1-Vergleich schwierig, denn der Netto-Listenpreis wird von mehreren Faktoren beeinflusst, wie BMW-Pressesprecherin Emma Begley sagt:

"Natürlich spielen die marktüblichen Gegebenheiten und das jeweilige Preisniveau der Märkte eine wichtige Rolle, entscheidend ist außerdem die Ausstattung – denn Märkte konfigurieren ihre jeweilige ‘Basisausstattung’ je nach lokaler Nachfrage." Emma Begley, BMW-Pressesprecherin

Wegen niedrigerer Mehrwertsteuer sind deutsche Autos in den USA billiger

Audi sieht generell "keinen gravierenden Unterschied" zwischen den Netto-Listenpreisen in den USA und in Deutschland, wie Pressesprecherin Susanne Killian sagt. So kostet ein Audi A4 45 TFSI in Deutschland 36.848,73 Euro, in den USA 42.000 Dollar, was umgerechnet etwa 37.187 Euro entspricht (Stand 19.2.). Beim Netto-Preis ist das Fahrzeug in den USA also um 0,9 Prozent teurer als in Deutschland. Beim Brutto-Preis wendet sich das Blatt aufgrund der unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze: Wenn man mit 6,5 Prozent in den USA und in Deutschland mit den gesetzlich vorgeschriebenen 19 Prozent rechnet, kostet der A4 in den USA 39.604 Euro und in Deutschland 43.850 Euro, ist in den USA also um zehn Prozent günstiger.

Import eines in den USA gekauften Autos lohnt sich nicht

Wie groß der Preisunterschied ist, hängt immer auch vom aktuellen Wechselkurs ab. Zurzeit ist ein Dollar etwa 0,88 Euro wert. Je schwächer der Dollar ist, desto günstiger ist es, ein deutsches Auto in den USA zu kaufen. Allerdings nur in der Theorie, in der Praxis lohnt sich der Import eines in den USA erworbenen Fahrzeugs nach Deutschland meistens nicht. Zwar entfällt die Sales Tax für sofort exportierte Produkte, dafür fallen Zollgebühren und Einfuhrumsatzsteuer an.

Im Detail funktioniert das so: Auf den Nettopreis werden die Überführungskosten addiert. Auf diese Summe, genannt Zollwert, wird der Zollsatz von 10 Prozent erhoben, auf die daraus resultierende Summe werden dann 19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer fällig. "Dieser Satz entspricht der Mehrwertsteuer und wird erhoben, damit inländische Händler nicht benachteiligt werden", sagt André Lenz, Pressesprecher bei der Generalzolldirektion. Beim BMW X5, der netto in den USA etwa 5600 Euro günstiger ist als in Deutschland sähe die Rechnung so aus:

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Wegen der Zollgebühren und der Einfuhrumsatzsteuer lohnt sich ein Autoimport aus den USA nicht.

Die Importkosten führen also dazu, dass der X5, der netto in den USA um mehr als 5.600 Euro günstiger ist, im Endeffekt um einige hundert Euro teurer wäre als ein in Deutschland gekaufter X5.

Auf große BMW X-Modelle wird Zoll fällig

Die größeren BMW X-Modelle sind ein Sonderfall, weil sie überwiegend (X3) bzw. ausschließlich (X4, 5, 6 und 7) in den USA gebaut werden. Damit BMW diese Modelle in Deutschland verkaufen kann, muss der Münchner Autohersteller diese Fahrzeuge importieren und dafür ebenfalls Zoll und Einfuhrumsatzsteuer abführen. Die Einfuhrumsatzsteuer kann BMW als Vorsteuer von seiner Umsatzsteuerschuld abziehen. Die Zollgebühr fließt aber in die Preisgestaltung ein, auch wenn BMW aus Wettbewerbs-Gründen hierzu keine näheren Angaben machen will. Umgekehrt erheben die USA für aus Deutschland importierte Autos einen Zollsatz von 2,6 Prozent.

Fazit

Autos von BMW und Audi sind in den USA geringfügig günstiger als in Deutschland. Wie groß der Preisunterschied ist, hängt von Modell und US-Bundesstaat ab. Die USA kennen im Gegensatz zu Deutschland keinen einheitlichen Mehrwertsteuersatz. Außerdem beeinflusst der Wechselkurs zwischen Dollar und Euro den Preisunterschied. Ein Import von in den USA gekauften deutschen Autos nach Deutschland lohnt sich in den allermeisten Fällen nicht, da Zollgebühren und Einfuhrumsatzsteuer höher sind als der Preisvorteil.

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