Zwei Containerschiffe liegen im Hamburger Hafen am Eurogate Container Terminal.
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Deutsche Wirtschaft trotz Ukraine-Krieg überraschend gewachsen

Trotz des Ukraine-Krieges hat die deutsche Wirtschaft im Frühjahr überraschend zugelegt. Das BIP stieg zwischen April und Juni um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Der Staat profitierte von steigenden Steuereinnahmen.

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Deutschlands Wirtschaft ist im zweiten Quartal überraschend minimal gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent zu, so das Statistische Bundesamt. Damit fiel das Ergebnis etwas besser aus als Ende Juli, als die Statistiker in einer ersten Schätzung noch von einer wirtschaftlichen Stagnation ausgingen.

Im ersten Quartal 2022 war die deutsche Wirtschaft noch um 0,8 Prozent gewachsen, im ersten Halbjahr gab es insgesamt einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

BIP erreicht wieder Vorkriegsniveau

"Trotz der schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat sich die deutsche Wirtschaft in den ersten beiden Quartalen 2022 behauptet", erklärte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel, zusammenfassend. Mit dem kleinen Plus von 0,1 Prozent habe die Wirtschaft das Vorkrisenniveau des vierten Quartals 2019 wieder erreicht.

Gestützt wurde die Wirtschaft den Angaben zufolge vor allem von den privaten und staatlichen Konsumausgaben. Als Problem benannte das Statistische Bundesamt die schwächelnde Baubranche. Insgesamt verschärft der Ukraine-Krieg Probleme, die der deutschen Wirtschaft schon zuvor zu schaffen machten. Energiepreissprünge und anhaltende Lieferengpässe belasten die Industrie. Zugleich reißt die höchste Inflation seit Jahrzehnten Löcher in die Kassen der Verbraucher.

Experten befürchten Rezession

Nach Einschätzung von Ökonomen stehen der deutschen Wirtschaft angesichts der Gas-Krise besonders harte Monate bevor. Dem Ifo-Institut zufolge wird der private Konsum wegen der steigenden Verbraucherpreise im weiteren Jahresverlauf als Konjunkturmotor mehr und mehr ausfallen.

Die Deutsche Bundesbank hält eine sinkende Wirtschaftsleistung im Winterhalbjahr inzwischen für "deutlich wahrscheinlicher". "Die hohe Unsicherheit über die Gasversorgung im kommenden Winter und die starken Preissteigerungen dürften die privaten Haushalte und Unternehmen deutlich belasten", hieß es im jüngsten Monatsbericht der Notenbank. Die Bundesbank geht davon aus, dass die Inflationsrate in Deutschland im Herbst "eine Größenordnung von zehn Prozent" erreichen könnte.

Staatsdefizit schrumpft

Immerhin hat sich infolge der leichten wirtschaftlichen Erholung und damit steigender Steuereinnahmen die Kassenlage des deutschen Staates trotz zusätzlicher Belastungen infolge des Ukraine-Krieges im ersten Halbjahr 2022 deutlich verbessert. Zudem endeten zahlreiche Corona-Maßnahmen und Sonderausgaben, die zur Eindämmung der Pandemie und ihrer Folgen notwendig waren.

Im ersten Halbjahr gab der Fiskus 13,0 Milliarden Euro mehr aus als er einnahm, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Berechnungen mitteilte. Bezogen auf die gesamte Wirtschaftsleistung lag das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung bei 0,7 Prozent. Im ersten Halbjahr 2021 hatte es noch bei 4,3 Prozent gelegen.

Schulden machte zuletzt fast nur noch der Bund, während Länder und Sozialversicherung mehrheitlich Überschüsse produzierten. Gespart wurde dagegen eher wenig: Die Staatsausgaben wurden insgesamt nur um 0,2 Prozent zurückgefahren.

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