Grundschulkinder mit Masken und ihre Lehrerin (Symbolbild)
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Grundschulkinder mit Masken und ihre Lehrerin (Symbolbild)

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Corona-Schutz: So kommen Kitas und Horte an einen Raumluftfilter

Bald sind die Sommerferien vorbei – damit startet auch der Corona-Stress für Kinder, Lehrer und Erzieher wieder. Luftfilter können helfen, auch in privaten Kitas und Hort-Einrichtungen. BR24 klärt, wie man an so ein Gerät kommt – und was noch hilft.

Inzwischen ist allen klar: Einen hundertprozentigen Schutz vor dem Corona-Virus kann es nicht geben. Gerade dort, wo die Regeln nicht immer eingehalten werden können, bleibt die Pandemie auch im Herbst eine Herausforderung - zum Beispiel in der Kinderbetreuung. Deshalb lohnt es sich, verschiedene Schutzmaßnahmen zu treffen, um die vermutlich kommende vierte Welle so gut es geht im Griff zu behalten. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Luftfiltern, Lüften & Co.

Welche Schutzmaßnahmen sind am sinnvollsten?

Expertinnen und Experten betonen immer wieder den Nutzen des Lüftens. Nur so kann die Raumluft schnell und wirksam ausgetauscht werden. Dass das an nasskalten Herbst- und Wintertagen keine besonders schöne Aussicht ist, ist aber auch klar.

Deshalb bleiben die AHA-Regeln genauso wichtig: Abstand halten, Hände waschen und die Alltagsmaske tragen. Allerdings sind auch da die Stimmen aus den Betreuungseinrichtungen wie Krippen, Kindergärten und Horten eindeutig: Das lässt sich nicht immer umsetzen.

Eine zusätzliche Hilfe sind CO2-Sensoren. Die sind kostengünstig zu haben und melden per Alarmsignal, wenn die CO2-Konzentration im Raum zu hoch wird – und es wieder Zeit zum Lüften ist.

Was ist mit Raumluftfiltern?

Hoffnungen liegen auch auf den Raumluftfiltern. Die Geräte wurden eigentlich entwickelt, um in Operationsräumen die Luft rein zu halten. Wie viel sie in Klassenräumen bringen, darüber sind Expertinnen und Experten sich uneins.

Laut Umweltbundesamt und anderen Untersuchungen können die mobilen Raumluftfilter kaum stark genug sein, um die Luft eines ganzen Raumes schnell und wirksam genug umzuwälzen. Außerdem machen die Geräte Geräusche, die auf Dauer störend sein können. Wenn deswegen dann der Filter abgeschaltet bleibt, gibt es gar keinen Schutz mehr, so die Befürchtung. Deshalb rufen Experten dazu auf, verschiedene Schutzmaßnahmen zeitgleich anzuwenden.

Es gibt aber auch Untersuchungen, die nahelegen, dass Raumluftfilter andere Schutzmaßnahmen lockern können. Laut der Universität der Bundeswehr in München genügen handelsübliche mobile Raumluftreiniger in der Preisklasse um 2.000 Euro, um Kinder mit Masken und einigermaßen Abstand in Innenräumen zuverlässig vor der Verbreitung des Virus zu schützen.

Unsere Einrichtung soll trotzdem einen Raumluftfilter haben: Woher bekommen wir den?

Es lohnt sich, erst einmal zu wissen, welche Anforderungen so ein Gerät erfüllen sollte. Christian Kähler ist Professor für Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr und nennt drei wichtige Kriterien: Das Gerät sollte einen Filter der Klasse H13 oder H14 verwenden. Es sollte pro Stunde mindestens das Sechsfache des Raumvolumens umwälzen können, bei einem Raum mit 50 Quadratmetern und drei Metern Deckenhöhe wären das 900 Kubikmeter. Und damit man den Raumluftfilter wegen des Lärms nicht genervt ausschaltet, sollte er nicht lauter als 50 Dezibel sein. Wichtig ist auch, dass er im größten Teil des Raums an der längsten Wand positioniert wird. Und natürlich, dass es nicht vor den Fenstern steht – sonst kann man ja gar nicht mehr lüften.

Das Fraunhofer Institut für Bauphysik hat gemeinsam mit dem Hotel- und Gaststättenverband einen "Reine Luft"-Konfigurator (externer Link) entworfen. Damit kann ermittelt werden, welche Geräte für welche Räume sinnvoll sind. In der Regel haben die Geräte die Maße eines kleinen Kühlschranks: 50 x 50 cm Grundfläche und in etwa 1,20 m hoch.

Wer bekommt einen Raumluftfilter?

Prinzipiell natürlich alle, die das möchten. Die Frage ist nur, ob das Geld erstattet wird oder nicht. In Bayern bekommen alle Betreuungseinrichtungen, die nach dem Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz (BayKiBiG) gefördert werden, eine Förderung für Raumluftfilter. Das Sozialministerium rechnet mit rund 50.000 Geräten im ganzen Freistaat.

Aktuell werden vor allem die Einrichtungen bedacht, in denen sich Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren bewegen, also dort, wo die Schulpflicht gilt, aber die Kinder in der Regel noch nicht geimpft sind. Die Kindergärten sollen in einem späteren Schritt noch folgen. Wie bald der gegangen werden kann, hängt von der Größe der Gemeinde ab. In München werden aktuell gut 6.000 mobile Raumluftfilter beschafft und man hofft, dass damit wenigstens die Klassen- und Betreuungsräume in den Grundschulen vorerst versorgt sind.

Wie viel wird gefördert?

Sicher sind aktuell nur 50 Prozent der Förderung und maximal 1.750 Euro pro Gerät – die übernimmt nämlich der Bund, beziehungsweise der Freistaat, der das Geld zur Verfügung gestellt bekommt. Im Juli hat das Sozialministerium sein Förderprogramm für Raumluftreiniger verlängert und auf alle Altersgruppen erweitert.

Ob die andere Hälfte übernommen wird, hängt von der Stadt, beziehungsweise Kommune ab, in der die Betreuungseinrichtung sich befindet. Denn die Gemeinden konnten sich nicht auf ein einheitliches Vorgehen bei der Förderung einigen. So kommt es, dass in München die andere Hälfte der Kosten zwar übernommen wird, in Altomünster aber nicht. Betriebskosten und Materialerneuerung werden nicht gefördert.

Wie genau läuft der Beschaffungsprozess ab?

Beispiel München: Bei den städtisch und kommunal betriebenen Einrichtungen läuft die Beschaffung über das Bildungsreferat. Bei den privaten Trägern läuft sie in der Regel über das Sozialreferat. Die Einrichtung muss dann aktiv Bedarf anmelden. Die Anträge werden gesammelt und an das bayerische Sozialministerium weitergereicht. Welcher Gerät-Typ dann angeschafft wird, entscheidet die Gemeinde, die vorab ein Angebot einholen muss. Wie lange es vom Antrag bis zur tatsächlichen Installation des Geräts dauert, ist sehr unterschiedlich.

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