Logo der Sparkasse und der Volksbanken-Raiffeisenbanken auf einem Monitor
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Banken und Sparkassen am Untermain im Fusionsfieber

2024 ändert sich die Bankenlandschaft am Untermain: Die Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg und die Frankfurter Volksbank Rhein/Main fusionieren. Und auch die Sparkassen am Untermain wollen sich stärker positionieren. Was das für die Kunden heißt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

2024 bringt für viele Bankkunden am Bayerischen Untermain große Veränderung mit sich: Sowohl die Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg als auch die Sparkassen von Aschaffenburg und Miltenberg gehen Fusionen und Übernahmen ein und wollen sich damit im Wettbewerb neu aufstellen. Den Kontoinhabern versprechen die Institute mehr Dienstleistungen und einen verbesserten Service.

Deutschlands größte Volksbank im Rhein/Main-Gebiet

Der Bayerische Untermain mit seiner starken Wirtschaft, den vielen Unternehmen und einer hohen Kaufkraft der Konsumenten ist zum Zielmarkt der Frankfurter Volksbank geworden. Deren langjährige Chefin Eva Wunsch-Weber drückte es so aus: "Mit der jetzt bevorstehenden Fusion erweitern wir das Geschäftsgebiet um den dynamisch wachsenden Markt Bayerischer Untermain."

Unter der Führung von Wunsch-Weber fanden in den letzten Jahren bereits mehrere Übernahmen anderer Volksbanken rund um Frankfurt statt. Insgesamt wurden seit 1990 schon 22 solche Fusionen durchgeführt. In diesem Jahr wurde der Name geändert zu "Volksbank Rhein/Main". Damit wäre ein möglicher Gebietsanspruch bis an die hessischen Landesgrenzen formuliert: im Westen bis nach Wiesbaden und Mainz und im Osten bis ins hessisch-bayerische Grenzgebiet. Was in Deutschland bisher selten war, ist, dass eine Volksbank sogar darüber hinaus bis ins benachbarte Bundesland expandiert.

Viel Bewegung bei den Volks- und Raiffeisenbanken im Rhein-Main-Gebiet

Dabei hat die Raiffeisenbank-Volksbank Aschaffenburg gerade erst mit der Raiffeisenbank Waldaschaff-Heigenbrücken einen Zusammenschluss vollzogen. In den vergangenen Wochen wurden nun auch die IT-Systeme beider Banken erfolgreich zusammengelegt. Die Frankfurter Volksbank Rhein/Main hat ihrerseits grenzübergreifende Erfahrungen zwischen Hessen und Bayern gesammelt: Vor zwei Jahren fusionierte sie bereits mit der VR-Bank Alzenau aus dem Landkreis Aschaffenburg.

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Ein Mann schiebt seine Bankkarte in den Geldautomaten.

Starke Geschäftszahlen sprechen für sich

In Zahlen ausgedrückt soll die Verschmelzung der Volksbanken von Frankfurt und Aschaffenburg einen neuen deutschen Marktführer schaffen. Die Bilanzsumme der neuen gemeinsamen Bank würde auf rund 20 Milliarden Euro steigen. Die Aufsichtsräte beider Banken haben dem bereits zugestimmt. Im nächsten Jahr soll die Fusion vollzogen und anschließend wohl rückwirkend zum 1. Januar 2024 wirksam werden. Im gesamten Verbund der 740 Genossenschaftsbanken in Deutschland wäre neben dem Zentralinstitut DZ Bank in Frankfurt nur noch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) größer als die neue Volksbank Rhein/Main, zu der dann eben auch der gesamte Bayerische Untermain gehören würde.

Kampf um Kunden – eine der größten Sparkassen Bayerns entsteht am Untermain

Auf der Gegenseite versuchen die Sparkassen in diesem Wettbewerb mitzuhalten und ihre Stärke in der Region auszuspielen, wo sie traditionell verwurzelt sind. So soll mit Wirkung zum 1. Januar 2024 – praktisch zeitgleich mit den Volksbanken – aus der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau und der Sparkasse Miltenberg-Obernburg die neue Sparkasse Aschaffenburg-Miltenberg entstehen. Das Versprechen ist auch hier mehr Leistung für die Kunden und Kundinnen, die mit über 1.100 Beschäftigten in der Stadt und in beiden Landkreisen mit einer Bilanzsumme von rund 7,6 Milliarden Euro erbracht werden soll. Die neue Sparkasse am Untermain würde damit zu den zehn größten in Bayern gehören und das in einem vergleichsweise kleinen Gebiet. Das zeigt, wie hoch der Marktanteil in der Region ist.

Das zweite Versprechen ist, dass kein wichtiger Standort aufgegeben wird, weil das neue Institut seinen Sitz sowohl in Aschaffenburg als auch in Miltenberg haben soll. Beide Häuser hätten schließlich eine fast 200-jährige Tradition in der Region.

Banken müssen mit weniger Personal auskommen – Trend zu mehr Onlinebanking

So soll für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zusammenschluss der beiden Sparkassen in Aschaffenburg und Miltenberg nach eigener Aussage langfristig sichere Arbeitsplätze schaffen. Denn auch Banken und Sparkassen leiden inzwischen unter Fachkräftemangel und stellenweise sogar Personalnot wie viele andere Branchen etwa im Handwerk oder verarbeitenden Gewerbe. Auch das mag ein Grund für Fusionen und Übernahmen sein, bei denen sich am Ende mit weniger Personal eine größere Bank führen lässt, unterstützt von neuer Informationstechnologie – und unter kräftiger Mithilfe der Kunden und Kundinnen, die ihre Bankgeschäfte zunehmend online erledigen müssen

Neue Angebote für lokale Wirtschaft – größere Unternehmen finanzieren

Für die Unternehmen und die Wirtschaft am Untermain soll die Fusion bedeuten, dass es mehr finanziellen Spielraum gibt für umfangreiche und komplexe Finanzierungen. Mehr Möglichkeiten für mittelständische Unternehmen könnten dazu führen, dass die eine oder andere Ansiedlung oder Investition hier stattfindet, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte. Für die privaten Kundinnen und Kunden ist dagegen schwieriger, eine Prognose abzugeben, was sich für sie jetzt ändern soll. Die verschärfte Konkurrenzsituation und das vergrößerte Bankenangebot können eigentlich kaum zu einer Einschränkung für die Kontoinhaber führen, sofern diese flexibel sind.

Die Zeiten ändern sich auch für private Bankkundinnen und -kunden

Neben den öffentlichen-rechtlich Sparkassen und den genossenschaftlichen Volksbanken gibt es auch noch andere private Geschäftsbanken wie Deutsche oder Commerzbank und unzählige Internetbanken, deren Angebote nicht ortsgebunden sind. Schwieriger ist es mit der Versorgung in der Fläche vor Ort auf dem Land. Da hatte sich in den vergangenen Jahren bereits gezeigt, dass sich eigentlich alle Banken zunehmend zurückziehen: Viele Filialen wurden geschlossen, örtliches Personal eingespart und nur noch Automaten aufgestellt zum Geld abheben oder Überweisungen zu tätigen. In dieser Hinsicht kann es gut sein, dass Kundinnen und Kunden zu noch mehr freiwilliger und unfreiwilliger Mitarbeit aufgefordert sind. Künftig setzen alle Banken verstärkt auf noch mehr Internet-Dienstleistungen wie etwa Online-Beratung und im Durchschnitt auch auf weniger persönliche Kundenkontakte.

Bankenfusionen: Was steckt dahinter für die Unternehmen?

Das Ziel solcher Zusammenlegungen ist nach innen die Gewinnmaximierung und nach außen eine zusätzliche Attraktivität für viele Kunden und Kundinnen. Die Größe soll dabei für wirtschaftliche Stärke stehen. So ist es für Großbanken leichter, höhere Kosten zu tragen wie etwa für die Digitalisierung und für die wachsenden Anforderungen der Bankenaufsicht (Regulierung) mit immer mehr Vorschriften, die zu erfüllen sind. Da können kleinere Geldhäuser mit viel weniger Personal kaum mithalten.

Zu spüren ist dieser wirtschaftliche Druck zu Fusionen und Übernahmen vor allem bei zahlreichen Volksbanken, von denen in den letzten Jahren mehr als 300 zusammengelegt wurden. Aber auch bei Sparkassen besteht offensichtlich Handlungsbedarf in Richtung größere Einheiten.

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