Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht bei der Sitzung des Bundestags.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Wolfgang Kumm

Die Bundesregierung sei "mit allen Beteiligten in einem engen Austausch", erklärte ein Sprecher der Bundesregierung um Olaf Scholz. (Symbolbild)

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Kanzler Scholz hält deutsches Bankensystem für "gut aufgestellt"

Nach den Banken-Turbulenzen bemüht sich die Bundesregierung um Beruhigung. Neben Olaf Scholz äußern sich auch das Finanzministerium und die EU-Bankenbehörden zuversichtlich. Am Morgen waren die Aktienkurse großer Banken kurzzeitig eingebrochen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Die Bundesregierung hat angesichts der Unruhe an internationalen Finanzmärkten die Stabilität des deutschen Finanzsystems betont. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte am Morgen nach Angaben eines Regierungssprechers das "entschlossene Handeln der Schweizer Behörden" bei der Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS. In der Übernahme sehe er keine Gefahr für das deutsche Bankensystem.

Situation nicht mit Bankenkrise 2008 vergleichbar

Gesetzgeber und Bankenaufsicht in Europa hätten aus der Finanzkrise 2008 gelernt und die Bankenregulierung erheblich verschärft, betonte der Regierungssprecher. "Das deutsche Bankensystem ist daher gut aufgestellt." Mit der großen Bankenkrise der Jahre 2008 und 2009 sei die Situation nicht vergleichbar. Die Bundesregierung sei "mit allen Beteiligten in einem engen Austausch" und werde "auch die weitere Entwicklung genau beobachten", sagte der Sprecher.

Insbesondere begrüße sie das "global koordinierte Handeln der Zentralbanken", um die Liquidität des Bankensystems zusätzlich zu stärken. Die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Fed und andere große Zentralbanken hatten eine "koordinierte Maßnahme" angekündigt, um Bankgeschäfte in Dollar zu erleichtern und so die Finanzmärkte zu beruhigen.

Finanzministerium: Deutsches System "stabil"

Auch eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums betonte: "Das deutsche Finanzsystem ist stabil." Es gebe keine Erkenntnisse zu einem "systemischen Problem im deutschen Finanzwesen", beobachtet werde vielmehr eine hohe Resilienz. Die deutschen Aufsichtsbehörden und die europäische Finanzaufsicht stünden in engem Kontakt und beobachteten die Lage aufmerksam.

Die Credit Suisse war nach dem Zusammenbruch des US-Geldinstituts Silicon Valley Bank (SVB) in einen Abwärtsstrudel geraten. Nach tagelangen Verhandlungen hatte die UBS die in Schieflage geratene Credit Suisse für drei Milliarden Schweizer Franken übernommen. Die Übernahme der zweitgrößten Schweizer Bank durch die größere UBS ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Staat und Aufsichtsbehörden ging es darum, einen Flächenbrand zu verhindern.

EU-Bankenbehörden halten europäische Geldhäuser für stabil

Die EZB-Bankenaufsicht, die EU-Behörde zur Abwicklung maroder Institute SRB sowie die EU-Bankenbehörde EBA sehen nach der Rettungsaktion für die Schweizer Großbank Credit Suisse den europäischen Bankensektor ebenfalls weiter als stabil an.

Die drei europäischen Institutionen begrüßten das Vorgehen der Schweizer Behörden vom Sonntag zur Sicherung der Finanzstabilität, wie sie gemeinsam mitteilten. "Der europäische Bankensektor ist widerstandsfähig und besitzt eine solide Kapital- und Liquiditätsausstattung", erklärten sie.

Aktionäre müssen zuerst Verluste schultern

Es gebe nach den Abwicklungsvorschriften eine bestimmte Reihenfolge, in der Aktionäre und Kreditgeber einer Bank in Schwierigkeiten Verluste zu tragen hätten, teilten die drei Institutionen mit. Danach müssten Aktionäre zuerst die Verluste schultern. Erst danach würden eigenkapitalähnliche Anleihen (AT-1) herangezogen. Dieser Ansatz sei in vergangenen Fällen angewandt worden und werde auch in Zukunft das Handeln der EZB-Bankenaufsicht und der EU-Abwicklungsbehörde SRB in Krisenfällen bestimmen.

Im Zuge der Rettungsaktion für die Credit Suisse verlieren AT-1-Anleiheinvestoren ihren Einsatz. Insgesamt werden dabei Papiere im Nominalwert von rund 16 Milliarden Franken auf Null abgeschrieben. Die AT-1-Bonds waren nach der Finanzkrise 2007/08 erfunden worden. Solche Anleihen sollen in einer Krise als Puffer dienen und verhindern, dass Geldhäuser schnell in die Knie gehen.

Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!