Ottmar Hitzfeld als Spieler und Trainer
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Ottmar Hitzfeld als Spieler und Trainer

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Titelsammler und Menschenfreund: Ottmar Hitzfeld ist 75

Am 12. Januar feierte Ottmar Hitzfeld seinen 75. Geburtstag. Einer der erfolgreichsten Trainer der Bundesligageschichte gewann allein mit dem FC Bayern fünf Meistertitel, drei Pokalsiege und zur Krönung 2001 Champions League und Weltpokal.

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Erfolgreicher Fußballspieler und -trainer, gläubiger Christ, Menschenfänger und Motivator - das alles ist Ottmar Hitzfeld. In seiner langen Trainerkarriere, die ihn nach diversen Engagements in der Schweiz erst zu Borussia Dortmund, dann zum FC Bayern München und schließlich als Nationaltrainer zu den Eidgenossen führte, gehörte er nicht zu den "Schleifern" - im Gegenteil: Hitzfeld war bekannt für einen besonders menschlichen Umgang mit seinen Spielern.

Bis heute wird er dafür von Ex-Profis wie Stefan Effenberg, Lothar Matthäus oder Matthias Sammer geschätzt und sogar verehrt. An diesem Freitag (12.01.) wurde der Lörracher 75 Jahre alt.

Titelsammler und punktbester deutscher Trainer aller Zeiten

Hitzfelds Erfolge sprechen für ihn und seine Methoden: Zweimal wurde er als Coach Schweizer und sieben Mal Deutscher Meister, davon fünf Mal mit dem FC Bayern München. Nur ein Meistertitel fehlt zum Rekord des unvergessenen Udo Lattek (acht Titel). Die Krönung von Hitzfelds Karriere waren die Champions-League-Titel, die er 1997 mit Borussia Dortmund und 2001 mit dem FC Bayern München gewann. Hitzfeld ist weltweit der einzige Trainer, der es mit zwei Vereinen aus dem gleichen Land geschafft hat, die Königsklasse zu gewinnen.

Mit insgesamt 25 Titeln ist er auch der erfolgreichste deutsche Fußballtrainer über alle Wettbewerbe hinweg. Zudem weist er bis heute den besten Punkteschnitt aller Bundesligatrainer auf. Dabei ist Hitzfeld immer bescheiden und demütig geblieben. Nie zeigte er Allüren oder ließ sich den Erfolg heraushängen. Seine Gefühle behielt der akribisch arbeitende Coach meist für sich, was ihm zum Spitznamen "General" verhalf. Bei seinem Abschied vom FC Bayern flossen dennoch Tränen.

Olympia-Auswahl und Zweitliga-Torrekord als Spieler

Bereits als Spieler war Hitzfeld erfolgreich, auch wenn er es nie zu einem großen Titel brachte. Beim FC Basel von Trainer Helmut Benthaus entdeckt, wechselte er 1975 nach Deutschland zum VfB Stuttgart, für den er in der Bundesliga und auch zwei Saisons in der 2. Fußball-Bundesliga spielte. Bis heute hält der frühere Mittelstürmer einen Zweitliga-Torrekord: Am 13. Mai 1977 in der Partie gegen den SSV Jahn Regensburg erzielte er beim 8:0-Sieg des VfB sechs Treffer.

"Ich stand an diesem Abend einfach immer richtig. Die sechs Tore waren mir fast peinlich", erinnerte sich Hitzfeld in dem biorgafischen Porträt "Ottmar Hitzfeld. Fußballverrückter. Mutmacher. Menschenfänger" von 2019. Ein typischer Hitzfeld-Satz. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hitzfeld bereits neunmal für Deutschland gespielt - allerdings nicht für die A-Nationalmannschaft.

1972 hatte ihn der spätere Bundestrainer Jupp Derwall in die Olympiaauswahl berufen, mit der Hitzfeld an der Seite eines gewissen Uli Hoeneß spielte und in der Zwischenrunde nach einer 2:3-Niederlage gegen die DDR - das erste jemals ausgetragene deutsch-deutsche Duell - ausschied.

Goldenes Trainerhändchen im Champions-League-Finale

Nachdem Hitzfeld seine Spielerkarriere beim FC Lugano und beim FC Luzern in der Schweiz auslaufen ließ, versuchte er sich schon bald als Trainer. Der SC Zug gab dem jungen Fußballlehrer die Chance, sich in der damaligen Nationalliga A zu behaupten. Schnell wurden größere Klubs auf den jungen Deutschen, der im deutsch-schweizerischen Grenzort Lörrach aufgewachsen war, aufmerksam. Über die Stationen FC Aarau und Grasshopper Club Zürich landete er schließlich 1991 in der Bundesliga bei Borussia Dortmund. Der Rest ist Geschichte.

Bei allen Erfolgen blieb Ottmar Hitzfeld immer bescheiden: "Man braucht in solchen Spielen eben auch Glück", spielte er etwa seine Rolle beim Champions-League-Triumph des BVB herunter, als er im Finale in München Lars Ricken einwechselte, der kurz danach mit seiner ersten Ballberührung den 3:1-Endstand gegen Juventus Turin besiegelte.

Barcelona 1999? "Das Schlimmste, was passieren kann!"

Diese Demut ist einerseits seinem Glauben geschuldet, aber auch eigenen Erfahrungen wie der "Mutter aller Niederlagen", wie Hitzfeld das 1:2 mit dem FC Bayern im Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United selbst nennt. "Es war das Schlimmste, was passieren kann. Ich habe sicherlich eine DVD irgendwo bei mir zu Hause. Aber ich habe immer lieber vergangene Triumphe angeschaut."

Wie den erlösenden Triumph in der Königsklasse zwei Jahre später. Nachdem man zuvor erst Manchester United und dann Titelverteidiger Real Madrid ausgeschaltet hatte, wartete im Endspiel von Mailand der FC Valencia. Und die Bayern gewannen die Partie im Elfmeterschießen. "Erst mit Dortmund und dann mit den Bayern die Champions League zu gewinnen, ist etwas Besonderes. Denn dort hatte man nicht die Möglichkeiten wie die Großklubs im Ausland", so Hitzfeld 2019.

"Burn-out": Angebot vom DFB kam zum falschen Zeitpunkt

Was die wenigsten wissen: Im Anschluss erhielt der "Welttrainer" Angebote aus China, von Real Madrid und sogar vom DFB. 2004 nach der Europameisterschaft in Portugal hätte er Bundestrainer werden können. "Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder wollte mich unbedingt. Ich war nach sechs Jahren bei Bayern aber ausgelaugt und nicht fit."

Es war der Anfang einer "Burn-out"-Erkrankung, die Hitzfeld zu einer Pause zwang, in der er sich auch in psychische Behandlung begab. Nach überstandener Krankheit übernahm Hitzfeld später noch einmal den FC Bayern - und dann die Schweizer Nationalmannschaft. Letztere führte er ins WM-Achtelfinale gegen Brasilien, wo die Schweiz unglücklich nach Verlängerung gegen den späteren Vize-Weltmeister Argentinien ausschied. Es war der Schlusspunkt seiner glanzvollen Trainerkarriere.

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Ottmar Hitzfeld

"Rentnerleben" mit Golf und den Enkeln

Heute genießt es Hitzfeld, frei zu sein und zu tun und zu lassen, was er will. Aus der Öffentlichkeit hat sich der nun 75-Jährige, der wieder in seiner Heimatstadt Lörrach wohnt, weitestgehend zurückgezogen. Er meidet TV-Studios, weil er den Stress nicht mehr möchte, spricht aber noch gelegentlich mit befreundeten Sportjournalisten, wenn zum Beispiel wieder mal der Bundesliga-Klassiker zwischen seinen Ex-Klubs, dem FC Bayern und Dortmund, ansteht.

Mit Ehefrau Beatrix besucht er in München regelmäßig seinen Sohn und die inzwischen drei Enkel oder er fährt zu seinem Zweitwohnsitz in die Berge nach Engelberg. Im Sommer spielt er Golf. Ansonsten lebe er "wie ein Rentner", sagte Hitzfeld einmal.

Auf seine Karriere und seine Erfolge blickt er mit einem gewissen Stolz. Das Wichtigste ist ihm aber heute die Familie und dass er ein Leben ohne Stress führen kann: "Ich bin einfach froh, dass ich jetzt ein ruhiges Leben habe, ruhig schlafen und mich auf den nächsten Tag freuen kann." Am liebsten im Kreise seiner Familie. Und so hielt er es auch an seinem 75. Geburtstag.

Ottmar Hitzfeld im Jahr 2008
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Ottmar Hitzfeld im Jahr 2008

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