Sadio Mané wechselt zum saudischen Klub Al-Nassr
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Sadio Mané wechselt zum saudischen Klub Al-Nassr

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Sadio Mané verlässt den FC Bayern: Der Fall eines Weltstars

Als Sadio Mané im Sommer 2022 vom FC Liverpool zum FC Bayern wechselte, träumten sie in München von großen Erfolgen. Nach einem Jahr ist nichts mehr von dieser Euphorie übrig. Mané wechselt nun zum saudischen Klub Al-Nassr. Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

"Servus, I bin's da Sadio", grinste Sadio Mané in beachtlichem Bayerisch bei seiner Vorstellung beim FC Bayern in die Kamera. Das war im Sommer 2022. Ein Jahr mit wenig überzeugenden Leistungen später wollten die Münchner ihm ganz schnell wieder "Servus" sagen.

Am Dienstag meldeten der FC Bayern und der saudische Klub Al-Nassr beim Transfer nun offiziell Vollzug. Mané hatte den Wechsel schon am Vortag bestätigt. Er unterschrieb einen Vertrag bis 2027. Laut Medienberichten zahlen die Saudis eine Ablöse von knapp 30 Millionen Euro für den Senegalesen, der in der Wüste 40 Millionen Euro netto pro Jahr verdienen soll.

Als Weltklasse-Spieler gekommen, setzt Mané seine Karriere jetzt also in der zwar ambitionierten und finanzstarken, aber nicht wirklich konkurrenzfähigen Saudi League bei Al-Nassr fort. Dort wird er Teamkollege von Cristiano Ronaldo.

Guter Saisonstart, aber kein Neuner und kein Lewandowski-Ersatz

Dabei lief zu Beginn noch alles nach Plan bei den Bayern. In seinem Debüt beim Bundesliga-Auftakt gegen Eintracht Frankfurt spielte Mané über die volle Distanz und erzielte auch gleich seinen ersten Treffer. Am dritten Spieltag steuerte der Senegalese einen Doppelpack zum 7:0-Erfolg beim VfL Bochum bei. Doch danach sollten in der gesamten Saison nur noch vier weitere Treffer folgen. Wenig für einen, der mit der Empfehlung, einer der besten Offensivspieler der Welt zu sein, an die Isar gewechselt war.

Zu wenig für einen, der den Abgang von Robert Lewandowski zum FC Barcelona mit kompensieren sollte. Der Pole hatte in München in seinen letzten drei Bundesliga-Spielzeiten mindestens 30 Tore erzielt und 2021 sogar den Allzeit-Rekord von Gerd Müller gebrochen und auf 41 Treffer verbessert. Mané, der in Liverpool von Jürgen Klopp zwar bisweilen als falsche Neun im Sturmzentrum aufgeboten worden war, konnte von einer derartigen Torquote nur träumen.

Schwierige Verletzung stoppt Mané

Doch zu seiner fehlenden Torgefahr kam dann auch noch eine Verletzung am Wadenbeinköpfchen – zugezogen im vorletzten Ligaspiel vor der WM-Pause gegen Werder Bremen. Seine WM-Teilnahme mit dem Senegal musste er daraufhin absagen.

Der damals 30-Jährige fiel drei Monate aus und konnte erst Ende Februar wieder eingreifen. Danach sollte er nur noch fünfmal in der Anfangsformation stehen. In der Champions League blieb ihm in dieser Zeit nur die Rolle als Backup.

Sané-Watschn bringt Mané ins Abseits

Der Wechsel auf der Trainerbank des FC Bayern von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel hatte wenig positive Wirkung auf die Situation Manés. In seinem letzten Spiel als Bayern-Coach wechselte Nagelsmann seinen Offensivkünstler aufgrund schwacher Leistung zur Halbzeit aus. Unter Tuchel hatte er einen ähnlich schweren Stand. Die Situation wurde für den Senegalesen immer frustrierender und gipfelte in einer Auseinandersetzung mit Leroy Sané unmittelbar nach der Niederlage im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals bei Manchester City. Mané schlug seinem Mannschaftskollegen auf die Lippe. Das Image des Weltstars, eigentlich als höflicher, manchmal schüchterner Mann mit großem Herzen bekannt, der in seinem Heimatdorf Krankenhäuser und Schulen bauen lässt, wandelte sich schlagartig.

Denn anders als etwa Franck Ribéry, der in einem ähnlichen Moment Arjen Robben geschlagen hatte, war Mané kein gestandener Bayern-Spieler und hatte keine Lobby im Verein. Ganz anders Sané, der als etablierter Spieler in der Kabine gilt. Das Ansehen des Neuzugangs war zerstört, er war isoliert, seine Entschuldigung lief ins Leere.

Mané im Saisonfinale nur noch mit Kurzeinsätzen

Dazu trug auch die Situation bei, in der sich der Verein selbst befand. Der FC Bayern war zu diesem Zeitpunkt von innerlichen Streitigkeiten zerfressen. Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic hatten gerade Nagelsmann auf unschöne Art aus dem Verein entfernt, die Mannschaft schlitterte von Misserfolg zu Misserfolg und gleichzeitig kämpften die beiden um ihr eigenes berufliches Überleben. Salihamidzic, der normalerweise in so einem Fall vermittelt hätte, hatte selbst deutlich größere Probleme.

So schaltete der FC Bayern in der Causa Mané auf Autopilot, behandelte ihn nicht wie einen Weltstar oder Königstransfer, sondern wie einen ganz gewöhnlichen Spieler. Die Münchner bestraften den Übeltäter und suspendierten ihn für die Partie gegen Hoffenheim. Schon damals soll es erste Überlegungen gegeben haben, ihren Top-Transfer aus dem Sommer direkt wieder abzugeben.

Und auch Tuchel setzte in dieser schwierigen Situation als neuer Trainer auf alte Kräfte. Für Problemfall Mané gab es während der Mission, die Saison zu retten, keine Kapazitäten. Zumal Tuchel ganz nebenbei auch noch die Ausbootung etablierter Stars wie Thomas Müller und Leon Goretzka moderieren musste. So kam Mané nur noch auf Kurzeinsätze und konnte weder sportlich noch menschlich seinen Ruf beim FC Bayern wieder kitten. Beim Saisonfinale in Köln, bei dem die Münchner in letzter Minute die Meisterschaft holten, wurde Mané nicht einmal mehr eingewechselt.

Mané wollte bleiben

Das Signal von Tuchel war klar: Manés Dienste werden nicht mehr benötigt. Dies machte der Trainer zum Saisonauftakt noch einmal deutlich, als er ganz öffentlich aussprach, dass es Mané in seinem Kader schwer haben werde. Auch die Bayern-Verantwortlichen sparten nicht mit Kritik und ließen sich öffentlich über die Situation des Verkaufskandidaten aus. Präsident Herbert Hainer sagte: "Die Saison, die er gespielt hat, war sicherlich nicht zufriedenstellend, weder für ihn noch für uns", und lobte gleichzeitig die starke Konkurrenz des einstigen Weltstars. So öffentlich hatten die Bayern selten über eigene Spieler gesprochen.

Mané gab sich noch kämpferisch. In einem Interview beim senegalesischen Fernsehsender "2sTV" antwortete er auf die Frage, ob er dem Rekordmeister erhalten bleibe: "Ja, so Gott will. Wenn alles gut geht, werde ich zurückkehren." Er kehrte auch zurück, absolvierte unter anderem das Trainingslager am Tegernsee und reiste mit zur Asientournee. Zu dieser Zeit waren seine Tage in München aber längst gezählt. Angesprochen auf seine aktuelle Situation blaffte er am Rande der Teampräsentation einen Reporter an: "Ihr tötet mich jeden Tag – und jetzt wollt ihr mit mir sprechen."

Karriereende in der Wüste

Und auch der Ruf Manés, der vor seinem Wechsel nach München zweifelsohne zu den besten Fußballern der Welt zählte, war nach einem Jahr beim FC Bayern fast gänzlich ruiniert. Kein Top-Verein bemühte sich um die Dienste des Senegalesen und Mané muss nach nur einem Jahr weiter nach Saudi-Arabien ziehen. Es ist ein klassischer (und zugleich tiefer) Fall von "From hero to zero". Vor einem Jahr hätte das beim FC Bayern sicher niemand für möglich gehalten.

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