Alexander Nübel
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FC Bayern und Nübel: Vorläufiges Ende eines Missverständnisses

Vor drei Jahren wechselte Alexander Nübel zum FC Bayern mit dem Ziel, Manuel Neuer zu beerben oder gar zu verdrängen. Gelungen ist ihm das nicht. Mit seiner Leihe zum VfB Stuttgart endet ein großes Missverständnis - vorläufig.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Im Januar 2020 gab der FC Bayern bekannt, was wochenlang die Spatzen von den Dächern gepfiffen hatten: Torhüter Alexander Nübel, nur wenige Monate zuvor Vize-Europameister im Tor der U21-Nationalmannschaft geworden, wechselt im Sommer 2020 ablösefrei vom FC Schalke 04 an die Säbener Straße.

Einsatzgarantie für Nübel irritierte Neuer

Der gebürtige Paderborner galt als das größte deutsche Torwarttalent seit Manuel Neuer - und genau den sollte er in München mittelfristig beerben. So war der Plan der Bayern-Bosse damals. Neuers Vertrag lief schließlich zum damaligen Zeitpunkt nur bis 2023 und es erschien den Verantwortlichen richtig, seinen Nachfolger behutsam aufzubauen. Doch diese Rechnung ging nicht auf.

Weil die Verantwortlichen an Nübel als neue Nummer eins in ferner Zukunft glaubten, sollen sie dem Torwarttalent bei den Vertragsverhandlungen eine Einsatzgarantie zugesprochen haben. Der damalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic hatte Berichten zufolge genau dieses Versprechen mit Manuel Neuer besprochen. Der soll irritiert darauf reagiert haben, Einsätze an seinen Konkurrenten abtreten zu müssen. Aus heutiger Sicht der Anfang vom Ende für Nübels Ambitionen beim FC Bayern.

Alexander Nübel geht nach Monaco

In seiner ersten Saison kam der Neuzugang auf vier Einsätze: Zweimal Champions League und je einmal Pokal und Bundesliga - mehr sprang nicht heraus für den designierten Thronfolger. An seinem Konkurrenten Neuer war kein Vorbeikommen. Für Nübels Berater Stefan Backs war nach dieser Spielzeit klar: "Ein zweites Jahr kann es so nicht geben, denn das Thema Spielpraxis ist wichtig für ihn." Die Bayern gaben schließlich nach und verliehen Nübel im Sommer 2021 für zwei Jahre in die französische Ligue 1 zur AS Monaco.

Unter Ex-Bayern-Trainer Niko Kovac wurde der damals 24-Jährige sofort die Nummer eins im Tor der Monegassen. 49 Pflichtspieleinsätze in seiner Debütsaison konnte das Torhüter-Talent aufweisen. Im zweiten Jahr lief es ähnlich gut. Die Zeit außerhalb des Rampenlichts beim FC Bayern und abseits der Aufmerksamkeit schien ihm gut zu tun. Das bestätigte er auch bei einem Besuch im ZDF-Sportstudio Anfang dieses Jahres: "Im Moment kann ich sagen, dass ich mich so gut fühle wie noch nie. Ich habe mich sehr gut entwickelt und bin jetzt ganz klar ein anderer Torwart, als ich es damals war, als ich zu den Bayern gegangen bin."

Neuer verlängert vorzeitig bis 2024

Der Blick nach München ging bei Nübel und bei seinem Berater aber nie verloren: "Wenn Manuel verlängert und in zwei Jahren im Alter von 37 immer noch unantastbar ist, dann werden wir eine Lösung finden. Dann wird Alexander einen anderen Weg einschlagen", sagte Backs im Herbst 2021 gegenüber "Sport1" und sollte mit seiner Prognose recht behalten.

Im Mai 2022 verlängerte Manuel Neuer seinen 2023 auslaufenden Vertrag vorzeitig um ein Jahr bis 2024. Damit war der Plan der Bayern-Verantwortlichen, den sie zwei Jahre zuvor ausgeheckt hatten, endgültig gescheitert. Zumal aus Monaco in regelmäßigen Abständen Signale von Nübel kamen, sich nicht mit dem Kapitän der Bayern messen zu wollen.

Sommer und nicht Nübel wird Neuer-Ersatz

Im vergangenen Winter bot sich für Nübel die größte Chance, die neue Nummer eins bei den Bayern zu werden. Nach Manuel Neuers schwerer Verletzung Ende 2022, die er sich beim Skitourengehen zugezogen hatte und die das Saison-Aus bedeutete, suchten die Münchner händeringend Ersatz. Schließlich war nicht klar, in welcher Form der mittlerweile 37-jährige Neuer nach seinem Beinbruch zur neuen Saison zurückkehren würde. Der etatmäßigen Nummer zwei, Sven Ulreich, trauten die Verantwortlichen die Rolle nicht zu. Zumal hinter ihm nur noch Johannes Schenk auf der Bank gesessen hätte, dem man die Champions-League-Träume des FC Bayern wahrlich nicht in die Hände legen wollte.

Eine Rückholaktion von Nübel an die Säbener Straße war für Sportvorstand Salihamidzic eine "naheliegende Lösung". Doch AS Monaco erteilte dem 26-Jährigen keine Freigabe für einen Wechsel und auch Nübel signalisierte nur wenig Interesse, für diese Aufgabe an die Säbener Straße zurückzukehren. So wurde der Gladbacher Yann Sommer die neue Nummer eins im Münchner Tor.

Nübels Sportstudio-Auftritt und Tapalovics Entlassung

Insgesamt hatte Nübel an der Säbener Straße keinen leichten Stand als Nummer zwei hinter Neuer. Besonders von Torwarttrainer Toni Tapalovic - Freund und Trauzeuge von Manuel Neuer - vermisste er die Unterstützung. Während seiner Zeit in Monaco habe sich Tapalovic kaum bei ihm gemeldet, bemängelte Nübel im Sportstudio: "In der Zeit, seit ich in Monaco bin, gab es nicht viel Kontakt", so Nübel, der befand, "dass man sich ab und zu hätte austauschen können über die Situation, wie es läuft, aber das war nicht der Fall."

Wenige Tage später trennten sich die Münchner von ihrem langjährigen Torwarttrainer. Spannungen mit dem heutigen Ex-Trainer Julian Nagelsmann sollen ebenfalls dazu beigetragen haben. Es war der Auftakt der ständigen Streitigkeiten, die die Münchner während der Schlussphase dieser denkwürdigen Saison stets begleiten sollten - und der wahrscheinlich größte Schuhabdruck, den Nübel beim FC Bayern hinterlassen wird.

Endgültiger FC-Bayern-Abgang deutete sich an und ist folgerichtig

Denn je weiter das Jahr 2023 voranschritt, desto klarer wurde, was Nübels Berater im Juni klarstellte: Sein Klient wird nicht zum FC Bayern zurückkehren. Er suche schon nach einem neuen Verein, gab Backs gegenüber "t-online" zu Protokoll. Schließlich hatten die Münchner in Manuel Neuer und Yann Sommer zwei Torhüter mit Ansprüchen, die Nummer eins zu sein. Für Nübel war da kein Platz. Das Profil war klar: Champions-League-Teilnehmer, zumindest internationaler Fußballer solle der neue Verein zu bieten haben.

Topvereine: Kaum Interesse an Nübel

Doch das Interesse der Top-Klubs blieb aus. Premiere-League-Absteiger Leeds United soll beim FC Bayern angefragt haben. Doch Nübel entschied sich für einen Verbleib in Deutschland.

Nun setzt der 26-Jährige seine Karriere - erneut leihweise - beim VfB Stuttgart fort. Sowohl dem FC Bayern als auch der Nübel-Seite wäre ein endgültiger Verkauf wohl deutlich lieber gewesen. So ist das Kapitel Nübel in München noch nicht ganz geschlossen. Der Vertrag mit dem 26-Jährigen läuft noch bis 2025. Doch auch nach seiner Rückkehr wird er wohl kaum zum Stammkeeper in München werden.

Auch im Pflicht-Statement des Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen ist nichts von einer Rückkehr zu hören: "Alexander Nübel hat in den zwei Spielzeiten bei AS Monaco wertvolle Spielpraxis gesammelt. Aufgrund dieser guten Erfahrungen haben wir uns zu einem weiteren Jahr auf Leihbasis entschlossen. Der VfB Stuttgart bietet Alex die Chance, sich durch regelmäßige Einsätze weiterzuentwickeln", heißt es auf der Webseite. Vom ausgeklügelten Plan der Bayern-Verantwortlichen, Nübel zum Thronfolger Manuel Neuers zu machen, bleibt nach drei Jahren weiterhin nur ein großes Missverständnis.

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