Julian Nagelsmann und Hansi Flick
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Julian Nagelsmann und Hansi Flick

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Wer wird neuer Bundestrainer? Die aussichtsreichsten Kandidaten

Der deutsche Fußball steckt in der Krise: Wie geht es weiter? Wer wird neuer Bundestrainer? Die möglichen Kandidaten und die Situation des DFB in der Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Hansi Flick als Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft ist offiziell Geschichte. Beim 2:1-Sieg über Vize-Weltmeister Frankreich saß Rudi Völler auf der Bank, der gemeinsam mit den Co-Trainern Sandro Wagner und Hannes Wolf die Verantwortung bei der DFB-Elf übernahm. Eine Veränderung war dabei nicht nur im Ergebnis ersichtlich: "Völler, Wolf und Wagner haben es hinbekommen, aus einer Mannschaft wieder eine eingeschworene Truppe zu machen", beobachtete BR24Sport-Nationalmannschaftsreporter André Siems.

Zudem gab es durch Völler ein etwas anderes Bild auf der Bank: "Man sieht den Unterschied zu den jungen Trainern: Es gibt keine Tablets auf der Bank. Rudi Völler sitzt da, sagt: 'Wir brauchen das neumodische Zeug nicht. Wir machen es wie 2002.' Aber klar ist auch: Das Rad dreht sich weiter."

Völler auf der Bank - das bleibt einmalig

Auch deshalb beantwortet nicht nur Siems die Frage nach einer dauerhaften Rückkehr von Völler als Bundestrainer eindeutig: "Das war definitiv eine einmalige Sache", so Siems. Denn Völler, der schon zwischen 2000 und 2004 Bundestrainer war, musste ohnehin schon nach dem Rücktritt von DFB-Direktor Oliver Bierhoff zu der Retter-Rolle überredet werden.

Der 63-Jährige verneinte alle Fragen zu einer möglichen zweiten Amtszeit vehement und gibt weiterhin die Losung aus, dass in spätestens dreieinhalb Wochen, zum Start der Testspielreise in die USA, ein neuer Trainer präsentiert werden soll. Doch wer sind die Kandidaten, die für eine erfolgreiche Europameisterschaft im eigenen Land sorgen könnten?

Julian Nagelsmann

Nagelsmann wäre wohl die Wunschlösung des DFB. Trotz des Rauswurfs beim FC Bayern München im März dieses Jahres gilt der 36-Jährige als einer der besten Trainer Deutschlands. Zudem sucht er nach einem neuen Job. Der DFB soll bereits beim FC Bayern vorgefühlt haben, ob der amtierende deutsche Meister für die Nationalmannschaft von Ablöseforderungen absieht und Nagelsmann vorzeitig aus seinem noch bis 2026 laufenden Vertrag entlässt. "Am FC Bayern wird es nicht scheitern", bestätigte Hoeneß am Dienstag bei der Enthüllung von der Gerd-Müller-Statue vor der Münchner Arena offiziell.

Spricht also nichts gegen ein Engagement? Doch. Nagelsmann hat sich bislang nicht zu einem möglichen Engagement als Bundestrainer geäußert. Es wäre tatsächlich eine große Überraschung, sollte der junge Trainer zusagen. Denn eigentlich möchte der Landsberger im Vereinsfußball bleiben, einen Topklub leiten. Zudem ist die Situation beim DFB derzeit ziemlich chaotisch und ein Scheitern bei der Europameisterschaft könnte seinen Ruf nachhaltigen schädigen.

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Julian Nagelsmann im März 2023, damals noch Trainer vom FC Bayern München.

Louis van Gaal

Ganz anders als bei Nagelsmann sind die Vorzeichen bei van Gaal: Der 72-Jährige ist deutlich erfahrener und am Ende seiner Karriere angekommen. Zudem hat der Niederländer sich selbst ins Gespräch gebracht: "Ein vielversprechendes Land hat immer noch eine Chance, mich zu überzeugen", sagte er. Und bekam prompt jede Menge Unterstützung von seinen früheren Schützlingen vom FC Bayern München.

"Das, was für die Mannschaft am besten wäre, ist Louis van Gaal", sagte Bastian Schweinsteiger in der ARD und argumentierte: "Die Mannschaft braucht eine Persönlichkeit, die große Schultern hat." Auch Philipp Lahm setzte sich für seinen ehemaligen Chef ein. Doch außerhalb von München scheint man weniger vom Niederländer überzeugt zu sein. Zudem hat van Gaal gesundheitliche Probleme, wurde erst im August erneut wegen seines Prostatakrebs operiert. Einen Ausländer als Bundestrainer wäre zudem ein Novum.

Im Video: Bastian Schweinsteiger wünscht sich Louis van Gaal als Bundestrainer

ARD-Experte Bastian Schweinsteiger und Interims-Bundestrainer Rudi Völler
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Bastian Schweinsteiger und Rudi Völler

Oliver Glasner

Für Glasner müsste der DFB seine Nationalmannschaft ebenfalls erstmals in die Hände eines ausländischen Übungsleiters geben. Auch wenn der gebürtige Salzburger die denkbar schonendste Heranführung an diesen neuen Umstand wäre. Glasner trainierte mit dem VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt bereits zwei Bundesligisten. Mit Frankfurt holte er sogar die Europa League – und ging anschließend dennoch mit dem Verein getrennte Wege. Seitdem gab es mehrere Anfragen von europäischen Vereinen wie Olympique Lyon und aus Saudi-Arabien. Glasner sagte ab – und somit wäre ein Weg zum DFB frei. Er gilt neben Nagelsmann derzeit als interessantester Kandidat.

Jürgen Klopp

Der absolute Wunschkandidat vieler Fans der deutschen Nationalmannschaft heißt Jürgen Klopp. Und auch der DFB würde sich wohl freuen, ihn als neuen Bundestrainer präsentieren zu können. Ganz anders sieht das offenbar allerdings der aktuelle Trainer des FC Liverpool selbst: "Jürgen hat einen langfristigen Vertrag mit dem LFC und steht für das Bundestraineramt nicht zur Verfügung", sagte Klopps Berater Mark Kosicke am Dienstag der ARD-Sportschau und beendete somit jegliche Spekulationen.

Stefan Kuntz

Aktuell ist Stefan Kuntz (60) noch Nationaltrainer der Türkei. Doch die anfängliche Euphorie ist dort längst abgeebbt. Kuntz steht laut Medienberichten kurz vor der Entlassung. Nach der verpassten WM-Qualifikation fürchtet man nun auch die Europameisterschaft zu verpassen - auch wenn die Türkei derzeit noch auf Platz zwei in der eigenen Gruppe steht. Aus Sicht des DFB spräche für Kuntz, dass er sehr eng mit dem Verband verbunden ist. Als U21-Nationaltrainer wurde er zweimal Europameister. Doch viele fordern vom DFB einen echten Neuanfang. Mit Kuntz würde man zumindest teilweise wieder auf ein ähnliches Trainerprofil wie Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Hansi Flick zurückgreifen.

Hannes Wolf und Sandro Wagner

Schon gegen Frankreich konnten Hannes Wolf und Sandro Wagner zumindest vorfühlen, wie es sich anfühlt, Bundestrainer zu sein. Die beiden jungen Trainer sind aktuell für die U20-Nationalmannschaft verantwortlich und sitzen zudem in mehreren Arbeitsgruppen zur Nachwuchsförderung. Wolf ist sogar Direktor für den Bereich Nachwuchs, Training und Entwicklung. Im DFB hält man große Stücke auf beide Trainer, ist von ihrem Potenzial und Vision überzeugt.

Die A-Nationalmannschaft zu leiten, käme wohl für beide allerdings ein wenig früh. Während Wagner im Herrenbereich lediglich die SpVgg Unterhaching in die 3. Liga führte, trainierte Wolf immerhin schon den VfB Stuttgart, den Hamburger SV, den KRC Genk und interimsweise Bayer Leverkusen - der langfristige Erfolg blieb allerdings bei allen Stationen aus.

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Sandro Wagner und Hannes Wolf als Interims-Co-Trainer bei der Nationalmannschaft.

Weitere Kandidaten

Die Bundestrainer-Suche gestaltet sich schwierig. Und so kursieren derzeit jede Menge Namen, die allesamt vor allen Dingen eines gemeinsam haben: Sie sind kreativ. So brachte Michael Rummenigge den vereinslosen Zinedine Zidane ins Spiel. Neben seiner fehlenden Deutschkenntnisse spricht wohl vor allen Dingen das hohe Gehalt gegen ihn. Auch die vereinslosen Julen Lopetegui, Dunga und Antonio Conte sind zwar erfahren, doch erfüllen die ausgegebene Voraussetzung "spricht Deutsch" nicht.

Ralph Hasenhüttl ist zwar ebenfalls Österreicher, hat aber keine Sprachbarriere. Der 56-Jährige ist seit fast einem Jahr vereinslos (zuletzt FC Southampton). Gleiches gilt für Lucien Favre. Weitere erfahrene deutsche Trainer, die ohne Vertrag sind: André Breitenreiter, Bruno Labbadia, Felix Magath und Markus Weinzierl.

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