Julian Nagelsmann
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Bundestrainersuche: Wäre Nagelsmann der geeignete Mann?

Hansi Flick ist Geschichte beim DFB. Julian Nagelsmann, geschasster Trainer beim FC Bayern, gilt als aussichtsreichster Kandidat auf dem Posten des Bundestrainers. Doch diese Personalie ist nicht ohne Risiken.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Hansi Flick ist nicht mehr Bundestrainer. Der Deutsche Fußballbund (DFB) stellte den einst beim FC Bayern gefeierten Triple-Trainer nach der 1:4-Blamage gegen Japan frei. Wenn es um die Nachfolge geht, fallen mehrere Namen: unter anderem Matthias Sammer, Stefan Kuntz, Oliver Glasner, Jürgen Klopp - und Julian Nagelsmann.

Der 36-Jährige folgte schon beim FC Bayern auf Flick. Er übernahm die Mannschaft im April 2021 und sollte eine neue Ära prägen - doch nach 631 Tagen scheiterte Nagelsmann beim Rekordmeister.

Kann der DFB sich Nagelsmann leisten?

Der gebürtige Landsberger wäre also zu haben – im Gegensatz zu Jürgen Klopp, der beim FC Liverpool noch ein langfristiges Arbeitspapier besitzt, und der immer betont, Verträge auch zu erfüllen. Knackpunkt bei Nagelsmann: Der 36-Jährige ist noch immer beim FC Bayern unter Vertrag. 25 Millionen Euro Ablöse zahlten die Münchner damals an RB Leipzig. Verlangen die Bayern-Bosse nun also auch eine Ablöse vom klammen DFB?

10 bis 15 Millionen Euro ist die Hausnummer, die gehandelt wird. Andererseits dürfte die Münchner Vereinsspitze froh sein, wenn der Vertrag mit Nagelsmann aufgelöst würde. Acht Millionen Euro Jahresgehalt stehen im Raum, die sich der Rekordmeister künftig sparen könnte. Es kann daher gut sein, dass sich die Münchner mit weniger zufriedengeben werden. Nicht zu vergessen: Hansi Flick ließ der Verein damals auch ohne Ablöse ziehen.

Holt sich Nagelsmann als Bundestrainer die Kabine zurück?

Doch selbst wenn alle Regularien geklärt sind: Reizt Nagelsmann der Job des Bundestrainers überhaupt? Oder ist er zu jung, um als Nationaltrainer zu arbeiten? Bislang hat der 36-Jährige attraktive Angebote unter anderem von Paris Saint-Germain oder dem FC Chelsea ausgeschlagen. Er wolle nichts überstürzen, heißt es. Ein nächstes missglücktes Engagement, das ist klar, würde Nagelsmann in der Karriere zurückwerfen.

Und die Aufgabe beim DFB wäre komplex: Das DFB-Team wirkte in den letzten Spielen völlig verunsichert. Hinzu kommt der Druck der Heim-EM im nächsten Jahr. Würde es Nagelsmann schaffen, in knapp neun Monaten aus den verunsicherten Kickern eine Mannschaft zu formen? Als der 36-Jährige beim FC Bayern freigestellt wurde, hieß es, er habe die Kabine verloren.

Das Vertrauen des Teams müsste er sich wohl erst wieder erarbeiten – vor allem bei seinen einstigen Bayern-Spielern. Bei Joshua Kimmich und dem unter Flick aussortierten Leon Goretzka dürfte das kein Problem werden – aber was ist zum Beispiel mit Leroy Sané? Der 27-Jährige war unter Nagelsmann ein Schatten seiner selbst. Jetzt unter Thomas Tuchel scheint der offensive Mittelfeldspieler wieder zu alter Stärke gefunden zu haben. Gegen Japan war Sané bester Feldspieler.

Auch mit Manuel Neuer, der an seinem Comeback arbeitet und darauf pocht, als Nummer eins bei der EM im Tor zu stehen, kam es zu Verwerfungen, als Nagelsmann Torwarttrainer und Neuer-Intimus Toni Tapalovic rauswarf.

Mit 36 zu jung für den Posten als Bundestrainer?

Beim DFB würden viele Baustellen auf den 36-Jährigen – zweifellos eines der größten deutschen Trainertalente – warten, die auch Hansi Flick nicht bewältigen konnte. "Ich glaube, dass er mit 36 Jahren noch nicht so weit ist, dass er lieber die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft will und braucht", sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Ein Engagement von Nagelsmann wäre ein Wagnis für den DFB.

Im Video: DFB-Reporter Schmelzer zur Flick-Entlassung: "Es gab keine andere Lösung mehr"

Bernd Schmelzer
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Bernd Schmelzer

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