Bayerns Trainer Thomas Tuchel (l) und der scheidende Sportvorstand Hasan Salihamidzic (r) stehen auf dem Münchner Rathaus-Balkon
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Thomas Tuchel (l) und Hasan Salihamidzic (r)

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FC Bayern nach dem Meistertitel: Gratulieren oder kondolieren?

Nach einer Saison mit einigen Höhen und vielen Tiefen ist der FC Bayern München Meister geworden. Die Spielzeit war bewegt wie selten zuvor und lässt den Verein in einem schlechten Licht zurück. Ein Kommentar von Thomas Kattenbeck.

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Ein Kommentar von Thomas Kattenbeck

Es die vielleicht die bizarrste von den 33. Meisterschaften in der Geschichte des FC Bayern München, von denen sie 32 seit Gründung der Bundesliga in den 1960iger-Jahren gewannen. Eine unfassbare Bilanz. Gratulation dafür!

Nichtsdestotrotz bleibt das Gefühl: Soll man jetzt eigentlich gratulieren oder kondolieren? Denn wie sich der vermeintlich so hoch professionell aufgestellte Verein in dieser Saison bis zum sportlichen Befreiungsschlag in Köln präsentiert hat, löste oft schlicht nur Kopfschütteln aus.

Herzschmerz beim FCB: Von Neuer zu Kahn

Wo gibt es denn das, dass der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn bei der spektakulärsten und glücklichsten Meisterschaft seit langem vom "schlimmsten Tag" in seinem Leben spricht. Klar, der Mann war kurz vor dem letzten Spieltag geschasst worden. Und über große Gefühle war in dieser Saison ja öfter gesprochen worden. Manuel Neuer hatte ja auch schon gespürt, dass ihm das Herz herausgerissen worden war, als Kahn und Co. seinen langjährigen Freund und Torwarttrainer Toni Tapalović während seiner Reha vor die Tür setzten.

Dann die schon jetzt legendäre Partie in Köln: Keine zwei Minuten ist das Spiel vorüber, die Bayern sollten eigentlich feiern ohne Ende, als plötzlich die Nachricht von der Entlassung der beiden Bosse Kahn und Salihamidzic hereinplatz. Unfassbar. Vielleicht ist dieser Vorgang auch so zu erklären, dass Aufsichtsratschef Herbert Hainer und der eigentliche Mann im Hintergrund Uli Hoeneß selbst nicht mehr damit gerechnet haben, dass der Titel Nummer 33 noch eingefahren wird. Wieder einmal eine völlig verkorkste Aktion der Bayern-Verantwortlichen in dieser Saison.

Der FC Bayern steht vor einem Scherbenhaufen

Bizarr dabei auch der Auftritt von Hasan Salihamidzic. Der Sportvorstand ist bereits entlassen, sitzt in Köln aber dennoch auf der Tribüne und will unbedingt noch einmal mit der Mannschaft feiern. Das hatte schon masochistische Züge. Okay, der Mann hat ganz andere Dinge in seinem Leben erlebt und auch sportlich das Champions-League-Debakel von 1999 überstanden. Die Bayern sind auch seine Familie. Die wollte er einfach nicht verlieren. Bei Oliver Kahn sieht das aktuell ganz anders aus.

Nun steht der FC Bayern nach der 33. deutschen Meisterschaft zumindest in der Außendarstellung vor einem Scherbenhaufen. Zudem wurden zig Millionen allein durch die Nagelsmann-Verpflichtung und -Entlassung verbrannt. Das können die Bayern aber offenbar noch immer verschmerzen.

Aber ob es Thomas Tuchel gelingt, einen neuen Spirit, ein neues Mia san Mia endlich auch wieder auf den Platz zu bekommen. Das wird die alles entscheidenden Frage für die neue Saison sein. Sonst geht der Spuk in die nächste Runde.

Ein Kommentar von Thomas Kattenbeck

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