Giovanni Trapattoni wird 80
Bildrechte: picture-alliance/dpa

Giovanni Trapattoni wird 80

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

60 Jahre Bundesliga: Legendäre Auftritte - Was erlaube Struuunz?

Die legendäre "Flasche leer"-Wutrede des Italieners Giovanni Trapattoni als FC-Bayern-Coach ist in die 60 Jahre Bundesliga-Historie eingegangen. Auch Klaus Augenthaler hat sich mit einer bemerkenswerten Pressekonferenz einen Platz darin gesichert.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Die "Flasche leer"-Wutrede von Giovanni Trapattoni als FC-Bayern-Coach ist wohl als die legendärste Pressekonferenz eines Trainers in die 60-jährige Bundesliga-Historie eingegangen. Am 10. März 1998 setzte der Maestro mitten in München zum mediterranen Urschrei an. "Ein Trainer ist nicht ein Idiot“, fluchte Trapattoni, zu dieser Zeit Taktgeber der Münchner an der Seitenline. Der Italiener gestikulierte "muss respektieren die andere Kollega“ und fauchte "Struunz! Was erlauben Struuunz?“.

Grund für den Ausbruch war ein bayrisches Nörgel-Trio mit Mario Basler, Mehmet Scholl und Thomas Strunz, die Trapattoni wegen seiner angeblich zu defensiven Spielweise nach fünf sieglosen Spielen kritisiert hatten. Doch Trap wehrte sich: "Es gibt Spieler, zwei, drei, die waren schwach wie eine Flasche leer", schimpfte der Italiener mit Blick auf die mangelhaften Leistungen der Nationalspieler Scholl und Basler wenige Tage zuvor beim 0:0 im Champions-League-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund. Am meisten blieb jedoch an dem laut Trapattoni "immer verletzten Struuunz" hängen.

Trapattoni: "Habe immer die Schulde"

Immer wieder hatte Trapattoni betont, eine Vaterfigur für die Spieler sein zu wollen. Aber auch Väter können anders. "Ich bin nur der Verteidiger dieser Spieler. Ich habe immer die Schulde“, beklagte er und erdachte sich eine besondere Strafe für die drei Nörgler: Der qualmende Basler, der frisch blondierte Strunz und der ebenso quirlige wie quängelige Scholl sollten das nächste Spiel alleine gewinnen.

Rede schnell mit Kultstatus

Viel geändert hat der Ausbruch nicht, denn statt Entsetzen zu verbreiten, erlangte die deutsch-italienische Zorn-Arie schnell Kultstatus, auch wenn einiges der Botschaft akustisch im Verborgenen blieb. Erst Jahre später erklärte sich Trapattoni: "Dieser Moment war gewollt und notwendig. Da prallten gewissermaßen zwei Dinge aufeinander die Kultur und Mentalität eines Landes mit den Bedürfnissen eines Trainers aus einem anderen Land. Nach meiner Rede aber hat man auch in Deutschland angefangen, wichtigen und berühmten Spielern, Ruhepausen und Auszeiten zu geben.“

Trapattoni, der Urvater der Rotation und El Tedesco, der Deutsche, der die Sprache nie gut lernte und Bayern-Manager Uli Hoeneß schließlich Arrivederci sagte. Er "ist von sich aus gekommen zu einem relativ frühen Zeitpunkt", so Hoeneß und sagte "Uli, ich möchte nicht jeden Tag drei, vier Stunden Deutsch lernen müssen, um das zu perfektionieren. Und deshalb ist es besser, wenn ich nach Hause gehe." Trapattoni ging und hinterließ Spuren.

Auch Doll konnte kontern

Auch Thomas Doll konnte Wutrede. Im April 2004 platzte dem Fußballlehrer der Kragen. "Mich hinzustellen als jemanden, der hier nichts auf die Beine gestellt hat, das ist so was von respektlos", zeterte der wütende Dortmunder Trainer fast zehn Jahre nach Trapattoni nach einem Medienbericht über seine drohende Entlassung.

Viel schlimmer fand er "jetzt auch noch auf die Spieler loszugehen. Das ist ja das, was mich so ärgert. Von Anfang an der Saison ging es nur darum, Opa Abwehr, der ist schlecht, der ist schlecht", so Doll. "Da lach ich mir doch den Arsch ab."

Augenthaler: Vier Fragen, vier Antworten in 44 Sekunden

Ruhiger, aber nicht weniger spektakulär ließ es Klaus Augenthaler am 10. Mai 2007 als Trainer des VfL Wolfsburg auf der kürzesten Bundesliga-PK aller Zeiten angehen. Zwei Spieltage vor Saisonende standen die Niedersachsen auf Tabellenplatz 15. mit nur drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz. Es wurde bereits über die Ablösung des Ex-Bayern-Profis spekuliert. Und der zeigte sich recht dünnhäutig: "Es gibt vier Fragen, vier Antworten. Die Fragen die stelle ich und die Antworten gebe ich auch. Dankeschön." Nach 44 Sekunden verließ er das Podium wieder.

Stuttgarts Bruno Labbadia reichte es nach scharfer Kritik an seiner Person. Im Oktober 2012 hielt er es allerdings lieber mit dem Original. "Die Trainer in der Bundesliga sind nicht die Mülleimer von allen Menschen hier. Da ist eine totale Grenze erreicht", so Labbadia, der sich die Frage stellte. "Gehe ich einen schweren Weg, wie ihn der VfB Stuttgart gehen muss, mit? Oder sage ich: am Arsch geleckt." Charmanter ausgedrückt wäre allerdings ein "ich habe fertig" gewesen.

Video: Die Medienschelte der Bayernbosse von 2018

arl Heinz RUMMENIGGE, (Vorstandsvorsitzender),Uli HOENESS (Höness,Praesident Bayern Muenchen) und Hasan SALIHAMIDZIC (Sportdirektor Bayern Muenchen) geben eine gemeinsame Pressekonferenz und kritisieren die negative Berichterstattung der Medien
Bildrechte: picture-alliance/dpa
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Rummenigge, Hoeneß, Salihamidzic

Die FCB-Bosse üben Medienschelte und bemühen das Grundgesetz

Denkwürdig war auch die Pressekonferenz der von FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic im Oktober 2018 als sie zum Rundumschlag gegen die Medien ausholten. Rummenigge bemängelte die überzogene Kritik an Spielern des Rekordmeisters u.a. an Manuel Neuer, Franck Ribéry, Arjen Robben, Mats Hummels und Jérôme Boateng. "Wir werden uns mit diesem Tag diese herabwürdigende, hämische, faktische Berichterstattung nicht mehr bieten lassen." Rummenigge irritierte allerdings auch mit einem Appell an die Medien in dem er sogar Paragraph eins des Grundgesetzes bemühte. "Die Würde des Menschen ist unantastbar."

"Wie negativ die Berichterstattung ausgefallen ist, wie unverschämt und respektlos - ich war entsetzt". Hasan Salihamidzic

Abteilung Attacke: Hoeneß mit überzogener Kritik

Der Appell verhallte allerdings schnell im Raum. Denn im Umgang und Kritik nicht zimperlich, blies Hoeneß zur Attacke gegen Ex-Bayernspieler Juan Bernat und kanzelte ihn für seine Leistung beim 2:1 gegen den FC Sevilla in der Champions League derb ab.

"Als wir in Sevilla gespielt haben war er alleine dafür verantwortlich, dass wir fast ausgeschieden waren. Und an dem Tag ist entschieden worden, dass wir ihn abgeben." Immerhin entschuldigte sich Hoeneß danach bei Bernat für seine nächste Aussage: "Was der für einen Scheißdreck gespielt hat." Zurück blieb am Ende nur Kopfschütteln über den denkwürdigen Auftritt der Münchner Bosse.

Audio: 60 Jahre Bundesliga-Historie - "Flasche leer" (Autorin: Doreen Stradas)

Klaus Augenthaler
Bildrechte: picture-alliance/dpa
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Klaus Augenthaler

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!