Schiedsrichterinnen beim Frauenfußball
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Der 1. FC Nürnberg fordert männliche Schiedsrichter beim Frauenfußball.

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FCN kritisiert Bundesliga-Schiedsrichterinnen – DFB wehrt sich

Die Qualität der Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga ist teils nicht gut genug – das ist die Meinung des 1. FC Nürnberg. Der Club und andere Vereine fordern, dass auch männliche Schiris bei den Damen pfeifen dürfen. Der DFB kontert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

In der Frauen-Bundesliga soll es künftig auch männliche Schiedsrichter geben. Das fordert zumindest Osman Cankaya, Sportlicher Leiter der Frauen des 1. FC Nürnberg. Als Grund nennt Cankaya die mangelnde Qualität bei den Schiedsrichterinnen. Aus Sicht des Vereins sei diese so schlecht, dass die Situation "nicht mehr hinzunehmen ist". Der Deutsche Fußballbund (DFB) weist die Form der Kritik zurück, mit der sich der 1. FC Nürnberg über die Referees in der Frauen-Bundesliga beklagt. Die setze die Fußball-Schiedsrichterinnen extrem unter Druck und hätte nichts mit "Fair-Play" zu tun.

1. FC Nürnberg: Elfmeter war gar keiner

Beim Spiel am 3. Februar gegen den SV Werder Bremen hatte die Schiedsrichterin dem Club einen Handelfmeter aufgedrückt, der gar keiner war, urteilt Cankaya. "Danach wurde es für unsere Spielerinnen schwierig, motiviert weiterzuspielen“, erzählt er. Sein Team verlor 0:4. Allerdings spreche er das Problem nicht nur wegen des verlorenen Spiels an. "Wir sehen das Problem ligaweit und mannschaftsübergreifend", sagt Cankaya.

Schiedsrichterinnen sollen besser ausgebildet werden

Kürzlich habe der 1. FCN im Spiel gegen Bayern München einen Elfmeter zugesprochen bekommen, "der nie hätte gepfiffen werden dürfen". Das Spiel endete 1:1. "Immer mehr Fehlentscheidungen führen zu spielentscheidenden Szenen", so Cankaya. Der Sportdirektor findet: "Wir können nicht akzeptieren, dass das größte Fragezeichen in einem Spiel die Schiedsrichterin ist".

Die Frauen des 1. FC Nürnberg stehen derzeit auf Platz 11 der Tabelle, spielen gegen den Abstieg. Doch auch bei den Teams an der Spitze der Liga wächst der Unmut über die Schiedsrichterinnen. Anfang des Jahres konstatierten Bianca Rech von Bayern München und Wolfsburgs Ralf Kellermann im Gespräch mit dem "Kicker": Schiedsrichterinnen müssten besser ausgebildet werden [externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt]. Rech forderte, auch männliche Schiedsrichter in der Frauen-Bundesliga antreten zu lassen, solange nicht genug gute Schiedsrichterinnen zur Verfügung stünden. Wie realistisch die Forderung ist, bleibt offen.

DFB beklagt unfaires Verhalten gegenüber Schiedsrichterinnen

In einer schriftlichen Antwort des DFB an die Deutsche Presse-Agentur (dpa), zeigten sich die Spitzenfunktionäre des Verbands, Sabine Mammitzsch und Ronny Zimmermann, verärgert über die massive Kritik des 1. FCN an den Schiedsrichterinnen. "Bei allem Verständnis über den Unmut über Fehlentscheidungen ist es nicht in Ordnung, wie unsere Schiris öffentlich unter Druck gesetzt werden. Das hat mit Fair Play nichts zu tun", so Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident und unter anderem für das Schiedsrichter-Wesen verantwortlich.

Und auch Sabine Mammitzsch, Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, kritisiert die Art der Kritik: "Es ist schon sehr befremdlich, wie unsere Schiedsrichterinnen auf diese Art und Weise öffentlich an den Pranger gestellt werden." Sie räumte zugleich auch ein: "Für uns steht außer Frage, dass an den Bedingungen und Voraussetzungen für die Schiedsrichterinnen strukturell gearbeitet werden muss. Das gilt für alle Bereiche der Liga."

Getrennte Kader, große Belastung für Schiedsrichterinnen

Ein Problem ist nach Ansicht auch von anderen Verantwortlichen, dass Referees aus den Männer-Profi-Ligen nicht im Frauen-Oberhaus pfeifen dürfen, weil es getrennte Kader für die Referees beim DFB gibt. "Männer sind nicht automatisch die besseren Unparteiischen", sagte Zimmermann. 

Im vergangenen Oktober hatte Christine Baitinger, Sportliche Leiterin der Schiedsrichterinnen beim DFB, in einem "Sportschau"-Interview Stellung bezogen [externer Link]. "Insgesamt sind wir sehr gut aufgestellt. Wir haben Top-Schiedsrichterinnen, auch junge", sagte sie, verwies aber auch auf die große Belastung der Schiedsrichterinnen. Diese sollen in Zukunft besser bezahlt werden, damit sie sich "noch intensiver mit den Spielen auseinandersetzen und beruflich etwas kürzertreten können".

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Der Artikel wurde mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa aktualisiert.

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