Das U-Scan-Gadget für das eigene WC
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Das U-Scan-Gadget für das eigene WC soll irgendwann 2024 erscheinen.

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Urin-Analyse & Co.: Diese Tech will Gesundheit smart machen

Smarte Waagen, vernetzte Sportgeräte, Urin-Labore für daheim: Es bricht gerade eine neue Ära der personalisierten Gesundheit an. Werden wir in Zukunft - dank KI und smarter Gadgets - fitter sein und länger leben?

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Viele Menschen wünschen sich ein angepasstes Training für einen gesünderen Körper. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) ist es inzwischen möglich, den Körper sehr viel einfacher zu durchleuchten als früher – und das gilt mittlerweile nicht mehr nur für Spitzensportler und Profis.

  • Zum Artikel: Länger leben mit künstlicher Intelligenz?

Hightech in Sendlinger Fitnessstudio

11 Uhr an einem Samstag. Im Sports and Health-Fitnessstudio im Münchner Stadtteil Sendling berät Maik Fleischer die Kunden. Hilfe bekommt der sportliche Leiter des Gyms hierbei von einer Hightech-Waage. Das Gerät misst nicht nur das Gewicht, sondern gibt auch Aufschluss über die Körperzusammensetzung. Wie hoch ist der Körperfettanteil? Wie ist es um das intrazelluläre Wasser bestellt? Ist die Muskelmasse am rechten Bein größer als beim linken?

"Das hilft mir bei der Trainingssteuerung", sagt Fleischer. Er kann dem Kunden so ganz genau sagen, wo er ansetzen muss und ob es vielleicht Sinn macht, die Wiederholungen an den jeweiligen Trainingsgeräten zu erhöhen.

EGYM: Sport im Autopilot-Modus

Im Erdgeschoss des Fitnessstudios stehen überall moderne Sportgeräte, Laufbänder, Crosstrainer, Hanteln, Bizepstrainer, Brust-, Schulter- und Beinpresse. Außerdem gibt es im Sports and Health seit einigen Monaten Fitnessmaschinen der Firma EGYM. Diese Geräte sind vernetzt. Der Kunde hält seine Karte an den Bildschirm, dann stellt sich der Sitz automatisch auf die richtige Höhe ein. Alle Daten, der Trainingsfortschritt, die Ergebnisse der Messung mit der smarten Hightech-Waage, werden auf der EGYM-App gespeichert.

Alle paar Wochen fordert das Gerät den Nutzer dazu auf, einen Krafttest zu machen, dann wird neu konfiguriert. Das Gerät merkt sich, wie viele Sätze beim letzten mal gemacht wurden und wie hoch das Gewicht ist, das der Sportler drücken oder ziehen darf.

Hidden Champion aus München

EGYM hat seinen Sitz in München und ist ein Hidden Champion, sprich: Eine Firma, die ziemlich erfolgreich ist, aber trotzdem kaum jemand kennt. Etwa 200 Millionen Euro Umsatz machen die Münchner im Jahr.

"Also ich bin felsenfest überzeugt, dass wir viel besser trainieren werden, weil wir einfach richtig trainieren", sagt EGYM-Sprecher Hans-Jürgen Croissant. In Zukunft würden beispielsweise Ärzte individuelles Training verschreiben können, je nachdem, woran der Patient leidet und worauf er achten muss. "Unter dem Strich werden wir viel besser trainieren als heute", so Croissant.

Technik hilft dabei, den eigenen Körper zu verstehen

Ein besseres Training, einen gesünderen Körper: Das wünschen sich viele. Sensoren und Vernetzung erlauben es uns unseren Körper sehr viel einfacher zu verstehen als früher. Anfang der Zehner-Jahre fand sich im Internet die Quantified Self-Bewegung zusammen. Ihr Ziel: Möglichst viel über sich herauszufinden, mittels Daten und Sensoren. Viele wollen so ihren Körper besser trainieren und auch gesünder und nachhaltiger leben.

Ein Milliardär trackt seine nächtlichen Erektionen

Der König unter den Selbstvermessern ist vermutlich Bryan Johnson, ein Milliardär, der ein Team aus Ärzten beschäftigt und pro Jahr zwei Millionen Dollar für seine Gesundheit ausgibt. Johnson bezeichnet sich selbst als den Menschen, der am meisten vermessen wurde. Dieses Ziel erreicht der 46-Jährige dank elektromagnetischen Impulsen, MRIs, Ultraschall-Untersuchungen, unzähligen Darmspiegelungen, sowie regelmäßiger Bluttests.

Aber Johnson setzt auch auf allerlei digitale Helferlein, etwa einen sogenannten "Adam Sensor", den er vor dem Schlafengehen an seinem Penis anbringt und mit dem er seine nächtlichen Erektionen trackt.

Technologie, die früher nur Sport- und Gesundheitslaboren offenstand, ist erschwinglich geworden. An dem Handgelenk tragen viele eine Smartwatch, die den Schlaf trackt, den Sauerstoffgehalt im Blut misst, die Herzfrequenz, die Hauttemperatur, den Stresslevel und manches andere mehr.

U-Scan: das Urin-Labor für zu Hause

Doch beim Vermessen des menschlichen Körpers mittels Gadgets, ist das Potenzial noch nicht gänzlich ausgeschöpft, findet beispielsweise die französische Firma Withings. Im zweiten Halbjahr dieses Jahres wird Withing U-Scan herausbringen, ein Urin-Labor für zu Hause. Man schnallt einen formschönen Sensor in sein WC, pinkelt drauf und kann dann in seiner App seine Urin-Werte checken. 3.000 Biomarker sollen so getrackt werden.

Mit Hilfe von KI und Machinelearning-Algorithmen erstellt das Gadget außerdem ein individuelles Urinstrahl-Profil und so kann man erkennen, wer da gerade auf dem Klo sitzt.

Wearables: Wann geht es zu weit?

Doch ist die andauernde Selbstvermessung wirklich gesund? Studien zeigen, dass beispielsweise Schlaftracker in manchen Fallen sogar zu schlechterem Schlaf führen. Und generell sollte man die Daten etwa von Fitnesstrackern nicht überhöhen. "Ein Wearable hat ja keinen Kontext. Vielleicht habe ich gerade eine familiär schwierige Situation und muss mich mehr um meine Eltern kümmern, die pflegebedürftig werden oder um die Kinder. Dann habe ich natürlich weniger Zeit, um Sport zu machen", sagt die Gesundheitsinformatikerin Monika Pobiruchin von der Uni Heilbronn. Menschen verstünden so eine Situation, ein Wearable hingegen nicht. Das liefere einfach nur Messwerte.

Das beste Wearable und die beste Technologie hilft nicht, wenn man die entsprechenden Daten nicht vernünftig reflektiert. Daten zu interpretieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen: Dafür braucht es immer noch Menschen.

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