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Fit und gesund Was bringen Gesundheitsapps?

Für fast alles gibt es heute eine App. Viele dieser kleinen Programme für das Smartphone richten sich an die Gesundheit. Apps messen Körperwerte, erinnern ans Trinken, Medikamente nehmen oder stellen Trainings- und Ernährungspläne auf. Doch nicht alle Programme bringen etwas. Mehr/wert hat drei Angebote ausprobieren lassen.

Von: Simon Plentinger

Stand: 13.04.2017

Fitness Check mit einer Gesundheits-App | Bild: BR

Michaela und Felix sind Smartphone Dauernutzer. Für fast alles haben sie eine App. Sie wollen aber auch fit und gesund bleiben. Sie haben für mehr/wert darum einige sogenannte Gesundheits-Apps ausprobiert. Die erste App "Runtastic" ist die wohl bekannteste App fürs Joggen. Es gibt eine ganze Reihe solcher Sport-Apps. Sie bieten Trainingsprogramme und machen die eigenen Erfolge sichtbar.

Mit der App kann Michaela ihre Joggingrunde verfolgen. Knapp 5 Kilometer in einer guten halben Stunde – dabei hat sie 300 Kalorien verbrannt. Solche Ergebnisse zeigt die App nach dem Lauf an. Doch Michaela hat nicht bemerkt, dass sie beim Bestätigen ihre Laufstrecke auch für ihre Freunde sichtbar bei Facebook veröffentlicht hat was sie allerdings nicht möchte. Sie holt sich Rat bei Tatjana Halm, Leiterin des Referats Recht der Verbraucherzentrale Bayern. Die Expertin rät, erst einmal die Privatsphäre-Einstellungen solcher Apps durchzugehen. Würde es nach ihr gehen, sollten die Anbieter verpflichtet werden, ihre Apps nach dem Download erst einmal so privat wie möglich einzustellen.

App für Rückentraining

Felix testet derweil die "RückenDoc"-App, die Übungen für präventives Rückentraining bietet. Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Darum gibt es besonders viele solcher Trainingsprogramme. Das Programm ist anschaulich erklärt, aber nicht kostenlos - wie es auf den ersten Blick wirkt. Pro Schwierigkeitsstufe sind nur zwei von zehn Übungen verfügbar, bei jeder Stufe zahlt man 3,99 Euro drauf. Für den vollen Trainingsumfang werden knapp 23 Euro fällig.

Das lohnt sich nicht, findet Felix. Im Klinikum Harlaching in München holt er sich medizinischen Rat. Assistenzarzt Beatus Buchzik, ist selbst Sportler und Nutzer von Gesundheitsapps. Felix zeigt ihm die Übungen von "RückenDoc". Für Felix kann das Trainingsprogramm tatsächlich etwas bringen, meint der Mediziner, aber nur, weil Felix einen gesunden Rücken hat: "Für Wirbelsäulenpatienten, empfehle ich dringend zuerst zum Arzt zu gehen." Wer schon Probleme hat, sollte nicht einfach drauf lostrainieren. Dann lieber mit einem Physiotherapeuten die passenden Übungen aussuchen.

Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung

Die beiden probieren mit dem Arzt noch eine dritte App aus. Die "iCare Health"-App verspricht nur mit den Sensoren des Smartphones Körperwerte messen zu können. Zeigefinger auf die Linse und schon misst die App Puls, Blutdruck und angeblich sogar die Sauerstoffsättigung im Blut. Bei Felix zeigt die App erst einen Puls von 100, dann nur noch von 64 an. Der Arzt misst darum nochmal auf klassische Weise.

Das Ergebnis: Bei Michaela kommt die App-Messung recht genau hin, bei Felix liegt sie daneben. Kein Problem, meint der Mediziner, solange man so eine App nur als Spielerei und zum Spaß nutzt. Doch wer auf die Messung von Werten wie Blutdruck und Blutzucker wegen einer Krankheit angewiesen ist, sollte von solchen Apps lieber die Finger lassen.

"Wenn sich zum Beispiel ein Bluthochdruckpatient, so stark vermisst und geht damit zum Hausarzt oder wird ohne Konsultation eines Arztes nach diesen Werten therapiert, haben wir glaube ich ein ernsthaftes Problem."

Beatus Buchzik, Klinikum München Harlaching

Fazit: Wer Gesundheitsapps nutzen will, muss genau hinschauen. Wer das nicht tut, gibt vielleicht zu viel von sich preis und kann sogar seiner Gesundheit schaden.


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