Smartphone, auf dem das Google Ads-Logo zu sehen ist
Bildrechte: picture alliance / NurPhoto | Jakub Porzycki

Über die Werbeplattform Google Ads werden Anzeigen platziert - auch auf Websites mit ausschließlich künstlich generierten Inhalten.

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Wie KI-generierte News-Websites sich an Anzeigen bereichern

Es gibt hunderte von KI-generierten Nachrichten-Websites, die nur zu dem Zweck erstellt wurden, dass dort Werbung geschaltet wird. Zu den Leidtragenden zählen große Marken, die so unwissentlich die nächste Generation von Content-Farmen finanzieren.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Newsguard, ein Portal, das die Glaubwürdigkeit von Webseiten bewertet, hat mehr als 200 Websites identifiziert, auf denen Nachrichten stehen, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz geschrieben wurden. Auf diesen Websites werden Anzeigen von Unternehmen geschaltet, ohne das die Unternehmen das wissen oder wollen.

Neue Form der Content Farm

Newsguard spricht von "unzuverlässigen KI-generierten Nachrichtenseiten": Dabei handelt es sich nicht um Websites seriöser Medien, sondern um eine neue Art der "Content-Farm". Als Content-Farm bezeichnet man Websites, die Inhalte zu häufig gesuchten Begriffen erstellen. In diesen Artikeln werden dann Werbeflächen platziert, über die die Content-Farm Anzeigeneinnahmen generieren kann. Bislang wurden die Inhalte für Content-Farmen von Menschen erstellt. Nun hat KI diesen Job übernommen.

KI-Websites veröffentlichen mehr als 1.200 Artikel pro Tag

Laut NewsGuard werden auf diesen KI-generierten Nachrichtenseiten im Schnitt mehr als 1.200 Artikel pro Tag veröffentlicht. Diese Inhalte würden meist ohne menschliche Kontrolle publiziert. Einige dieser Pseudo-Nachrichtenwebsites stehlen offenbar Informationen aus seriösen Quellen und lassen die Artikel dann mit Hilfe von KI umschreiben. Viele KI generierte Artikel enthielten zudem Fehler.

KI-Websites profitieren von automatisierten Anzeigen

Diese unseriösen Websites wurden vermutlich nur zu dem Zweck erstellt, Anzeigeneinnahmen zu generieren. Denn in jedem Artikel gibt es Plätze für Anzeigen. Und diese Anzeigenplätze werden verkauft. Auch dieser Prozess läuft automatisiert ab. Denn Unternehmen, die heute Werbung machen wollen, buchen ihre Online-Anzeigenplätze nicht mehr manuell, sondern beauftragen Werbeplattformen wie Google Ads, ihre Werbung möglichst zielgerichtet zu platzieren.

Das erfolgt über eine Echtzeitversteigerung: Ruft ein Nutzer einen Artikel auf, startet sofort eine Versteigerung des Werbeplatzes. Die gewinnt das Unternehmen, das am meisten Geld bietet und dessen Inhalt vermutlich am besten zu dem Nutzer passt - und diese Anzeige wird dann im Artikel angezeigt. Dieses Prinzip heißt programmatische Werbung.

Unternehmen haben keine Kontrolle, wo ihre Anzeigen erscheinen

Die Newsguard-Untersuchung hat nun herausgefunden, dass alleine im Mai und Juni 393 solcher programmatischer Anzeigen von 141 großen Unternehmen auf 55 KI-generierten Nachrichtenwebsites ausgespielt wurden. Über 90 Prozent dieser Anzeigen wurden von Google Ads geschaltet. Zu den betroffenen Unternehmen zählen Finanzdienstleister, bekannte Online-Händler, Banken, ein weltweit tätiger Versicherer und zwei Staatsunternehmen, teilweise aus Deutschland.

Das Problem dabei: Die Werbetreibenden selbst haben keine Kontrolle darüber, wo ihre Anzeigen erscheinen, weil programmatische Werbung eben automatisch abläuft. Die Unternehmen verschwenden aber einen Teil ihres Werbebudgets für Anzeigen, die auf qualitativ minderwertigen Websites platziert werden - wovon diese Websites leben. Wenn ihre Anzeigen auf solch fragwürdigen Seiten zu sehen sind, kann für Unternehmen auch ein Image-Schaden entstehen.

Geister-Websites sind ein Beispiel für negativen KI-Einsatz

Zu dem Problem will sich aber niemand äußern: NewsGuard befragte betroffene Unternehmen, Google und auch Betreiber der KI-generierten Websites. Das Portal bekam aber entweder gar keine Antwort oder nur, dass man keine Stellungnahme abgeben wolle.

Solche Geister-Websites sind ein Beispiel für den negativen Einsatz von künstlicher Intelligenz. Sie verbreiten sich im Internet und erschweren es dem Endnutzer, seriöse Informationsquellen zu erkennen. Es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft noch mehr solcher Websites geben wird.

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