US-Anwalt Steven Schwartz
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Der US-Anwalt Steven Schwartz muss eine Geldstrafe zahlen, weil er vor Gericht von ChatGPT erfundene Fälle zitierte.

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Von ChatGPT erfundene Fälle: Anwälte müssen Geldstrafe zahlen

Zwei US-Anwälte hatten bei Gericht einen Schriftsatz eingereicht, der falsche Fälle und Zitate enthielt - und zwar von ChatGPT erfundene. Nun hat der zuständige Richter die beiden Anwälte zu einer Geldstrafe von 5.000 Dollar verurteilt.

Es fing als ganz gewöhnlicher Fall an: Ein Passagier verklagte die Fluggesellschaft Avianca auf Schmerzensgeld, weil er von einem Servierwagen am Knie verletzt worden sei. Doch vor Gericht nahm der Fall im Mai eine skurrile Wendung: Denn die Anwälte des Passagiers reichten vor einem New Yorker Gericht einen Schriftsatz ein, der vermeintliche Präzedenzfälle und Zitate anderer Richter enthielt. Allerdings gab es diese Fälle nicht und die Richter hatten die Sätze, mit denen sie zitiert wurden, nie gesagt. Denn die beiden Anwälte hatten sich beim Verfassen von ChatGPT helfen lassen - und der Chatbot hatte das getan, was ihm immer wieder vorgeworfen wird: Fakten erfunden. Das mussten die Anwälte im Laufe des Verfahrens einräumen. Unklar war, wie der Richter damit umgehen wurde.

Richter: Anwälte haben böswillig gehandelt

Am Donnerstag hat nun Richter P. Kevin Castel eine Geldstrafe von 5.000 Dollar gegen die zwei Anwälte und ihre Kanzlei verhängt. Der Richter hatte die angeblichen Gerichtsentscheidungen geprüft und festgestellt, dass sie eindeutig gefälscht waren. Indem die beiden Anwälte sie eingereicht hätten, hätten sie böswillig gehandelt, zitiert die New York Times den Richter.

Castel verhehlte seinen Ärger nicht: Die Vorlage gefälschter Stellungnahmen sei mit vielen Nachteilen verbunden: "Die gegnerische Partei verschwendet Zeit und Geld, um die Täuschung aufzudecken. Die Zeit des Gerichts wird von anderen wichtigen Bemühungen abgezogen", schrieb der Richter.

Die Kanzlei der beiden Anwälte teilte in einer Erklärung mit, dass sie die Anordnung des Richters befolge. Sie widersprach jedoch der Aussage von Richter Castel, dass jemand in der Firma in böser Absicht gehandelt habe.

Fall sorgte international für Aufmerksamkeit

Noch unklar ist, ob der Fall juristische Konsequenzen für die beiden Anwälte haben wird. Disziplinarbehörden könnten ihre eigenen Ermittlungen einleiten, im schlimmsten Fall könnten die Anwälte ihre Zulassung verlieren.

Die Klage des Passagiers gegen die Fluggesellschaft wies der Richter ab, da sie zu spät eingereicht worden war.

Der Fall hatte international Beachtung gefunden, weil erstmals von einer KI generierte falsche Inhalte vor Gericht verwendet - und als solche entlarvt wurden.

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