Corona-Warn-App auf Bildschirm
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Über 220 Millionen Euro sollen Entwicklung und Betrieb der Corona-Warn-App gekostet haben

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Was hat die Corona-Warn-App gebracht?

Mit einem kleinen Programm gegen die Pandemie? Vor fast genau drei Jahren startete die Corona-Warn-App. Nun wird das Programm in den Schlafmodus versetzt. Was hat die App gebracht?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

"Das ist gute Ingenieurskunst", sagte der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn, als am 16. Juni 2020 bei einer großen Pressekonferenz die Corona-Warn-App vorgestellt wurde. Tatsächlich bekam das Programm viel Lob von Experten, nicht einmal dem Chaos Computer Club gelang es, an diesem staatlichen Softwareprojekt etwas auszusetzen.

Das Programm wurde nach dem Open-Source-Prinzip entwickelt, der Programmcode war öffentlich zugänglich. Zudem war die App datensparsam aufgebaut und datenschutzfreundlich. Die Daten wurde zum Beispiel dezentral verarbeitet, auf den Geräten selbst. Dafür allerdings muss man in Kauf nehmen, dass Epidemiologen weniger Informationen zur Verfügung haben, um daraus Erkenntnisse über die Pandemie zu gewinnen.

Die Corona-Warn-App galt als vorbildlich

Die deutsche Corona-App galt zu ihrem Erscheinen als vorbildlich und erfolgreich. Sie wurde nach dem Open-Source-Prinzip entwickelt, der Programmcode war öffentlich zugänglich und nicht einmal dem Chaos Computer Club gelang es, an diesem staatlichen Softwareprojekt etwas auszusetzen. Ganz billig war das Programm allerdings nicht: Über 220 Millionen Euro sollen Entwicklung und Betrieb gekostet haben, was allerdings auch an der Hotline lag, die eingerichtet werden musste, um die zahlreichen Bürger-Fragen rund um das Programm zu beantworten.

Zu wenige Nutzer warnten per App

Die robuste Datenschutzkonzept hatte einen Grund, denn so wollte man die Bürger überzeugen, das Programm auf ihre Handys zu lassen. Die App wurde zwar 48 Millionen mal heruntergeladen, aber das sind eben nur die Downloads. Wirklich genutzt haben die App um 35 % der Bürger, so die Schätzungen in einer Studie der Humboldt-Universität. Hinzu kam ein weiterer Faktor, der die Wirksamkeit der App untergraben hat. Nur 40 % derjenigen, die positiv auf Corona getestet wurden nutzten die App, um ihre Mitbürger zu warnen – in anderen Ländern war dieser Anteil höher. Erschwerend kam auch hinzu, dass die Politi Zweifel an der App streuten. Der bayerische Ministerpräsident sprach beispielsweise von einem "zahnlosen Tiger". Das dürfte die Motivation, die App zu installieren auch nicht erhöht haben.

Nach dem Start der App wurde es zudem schnell ruhig um das Programm. Die ursprüngliche Idee der App, ein digitales Schweizer Taschenmesser für die Pandemiebekämpfung zu sein, wurde nur zögerlich verfolgt. Zusätzliche Funktionen, wie das Einsehen von Infektionszahlen oder die Möglichkeit, in der Gastronomie einzuchecken, wurden erst spät hinzugefügt.

Überschaubarer Effekt auf das Pandemie-Geschehen

Trotzdem hatte das Programm einen Effekt auf das Pandemie-Geschehen, wenngleich dieser schwer messbar ist und insgesamt wohl überschaubar geblieben ist. Die Forscher der Humboldt Universität gehen davon aus, dass eine einstellige Anzahl von Infektionen verhindert wurde. Vor allem in den Anfangs-Phasen einer Corona-Welle soll das Programm sich bewährt haben. Hinzu kämen Effekte, die die schwer messbar seien. Es könnte zum Beispiel sein, dass Menschen eher zu Hause geblieben sind, als die Warnmeldungen zunahmen.

App im Dornröschenschlaf

Ab dem 1. Juni befindet sich die App nun im Ruhemodus. Die Funktion zur Kontaktnachverfolgung wurde bereits abgeschaltet. Die Tagebuch-Funktion bleibt allerdings erhalten, ebenso die in der App hinterlegten Impfnachweise. Wichtig: Die App wird aus dem App-Stores entfernt und kann, wenn sie einmal gelöscht wurde, nicht mehr installiert werden. Es empfiehlt sich deswegen, die Impfnachweise vorher herunterzuladen, wenn man die App von seinem Handy entfernen möchte.

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