Ein Screenshot der App "Bonify“ ist auf dem Bildschirm eines Mobiltelefon vor einem Mietvertrag zu sehen.
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Verbraucherschützer kritisieren neue Schufa-App "Bonify"

Verbraucher können sich über die App "Bonify" ihren persönlichen Schufa-Score anzeigen lassen, falsche Angaben berichtigen und ihre Kreditauskunft verbessern. Von Verbraucherschützern kommt Kritik. Hintergründe.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Die Kreditauskunft Schufa ist eine Privatfirma und hat nach eigenen Auskunft Daten von rund 68 Millionen Deutschen gesammelt. Sie speichert unter anderem Informationen über Bankkonten, Leasing- oder Ratenzahlungsverträge, Anzahl und Nutzung von Kreditkarten, aber auch Mahnungen, Kündigungen von Verträgen oder Privatinsolvenzen. Aus all diesen Daten berechnet sie einen Score, der darüber Auskunft gibt, wie kreditwürdig jemand ist.

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Schufa-Score Grundlage für viele Alltagsgeschäfte

Banken, Versandhändler, Mobilfunkunternehmen oder Energieversorger entscheiden unter anderem auf Grundlage einer Schufa-Auskunft zum Beispiel, ob ein Kredit vergeben wird und wenn ja, zu welchen Konditionen. Auch ob man einen Mobilfunkvertrag oder eine neue Miet-Wohnung bekommt, kann von einem guten Schufa-Score abhängen. Die Schufa macht durch diese kostenpflichtigen Auskünfte rund 250 Millionen Euro Umsatz im Jahr, sagt Sascha Straub, Fachmann für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Bayern in der Bayern 2 Radiowelt.

Verbraucherschützerin: Selbstauskunft durch App unkritisch

Durch die neue App der Schufa-Tochter "Bonify" ist seit Kurzem eine Auskunft über die eigenen Daten, die die Schufa gespeichert hat, kostenfrei möglich. Und ab 2024 soll die App per Push-Nachricht über einen negativen Eintrag informieren. "Es ist unkritisch, die App für so eine Abfrage zu nutzen", sagt vzbv-Expertin Dorothea Mohn dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Unklar, wie ein negativer Eintrag gewertet wird

Allerdings, so kritisiert Sascha Straub, bleibt es nach wie vor das Geschäftsgeheimnis der Schufa, wie sie diesen Score berechnet, also auch, wie ein negativer Eintrag letztlich gewertet wird. Die App sei ein zweiter Versuch, an die Daten der Verbraucher zu kommen, warnt Straub. Bereits vor drei Jahren hatte die Schufa versucht, mit der App "CheckNow" mehr Daten zu sammeln und etwa die Einwilligung von Verbrauchern zu bekommen, ihre Kontodaten zu nutzen.

Nutzung der Kontodaten durch ein Häkchen

Damals wurde die App unter anderem aufgrund von Recherchen des Verbunds von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung eingestellt. Denn, so ergaben die Recherchen: Ein einziger Klick auf ein Häkchen hätte der Schufa erlaubt, die Kontodaten umfangreich auszuwerten – sogar zum Nachteil des Kontoinhabers.

Besserer Score durch Einblick auf Kontodaten

Auch die neue App ermöglicht, den eigenen Score zu verbessern, indem man der Schufa freiwillig Einblick auf persönliche Konten und Kontobewegungen gewährt. Dadurch erhält die Schufa wesentlich validere Daten. Es kann ja sein, dass man gerade größere Einnahmen hat und deswegen die finanzielle Situation wesentlich besser ist, als es der Schufa-Score vermuten lässt.

Verbraucherschützer fordern: Zugriff per Gesetz regulieren

Doch Verbraucherschützer warnen davor, der Schufa diesen Blick auf sensible Kontodaten zu gewähren. Dorothea Mohn fordert sogar, darüber nachzudenken, eine Grenze zu ziehen und das gesetzlich zu regulieren. Denn Menschen würden der Schufa wohl weniger aus freien Stücken Zugang zu ihren Kontodaten gewähren, sondern vielmehr, weil sie unbedingt einen besseren Score bräuchten, um einen Kredit oder eine Wohnung zu bekommen oder einen Mobilfunkvertrag abschließen zu können.

Mögliche Auswirkungen auf alle Verbraucher

So sei auch die neue App der Versuch, an möglichst viele Daten zu kommen, bilanziert Straub. Das kann mittelfristig Auswirkungen auf alle Verbraucher haben, auch auf diejenigen, die die App gar nicht nutzen: "Viele Daten heißt gute Bonität, und dann ist der Umkehrschluss: Wenig Daten heißt schlechte Bonität", so Straub. Dadurch kann es passieren, dass der Score von Menschen, die ihre Daten verweigern, deren Daten für die Schufa insgesamt also weniger valide sind, automatisch sinkt.

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