Lachender Mann im Ski-Anzug macht mit Smartphone ein Selfie vor Bergkulisse.
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Skifahren mit Handy

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Falsche Handy-Notrufe auf Ski-Pisten bleiben ein Problem

Vergangenen Winter sorgten vor allem iPhones und Apple Watches für Verwirrung bei den Bergrettern. Die Geräte lösten von alleine immer wieder falsche Notrufe aus. Gleiches droht diesen Winter. Skifahrende könnten belangt werden.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft kompakt am .

In den Bergen liegt der erste Schnee und die Ski-Gebiete bereiten sich auf die neue Saison vor. Dabei taucht die Frage auf, ob diesmal noch mehr Notrufe eingehen werden. Denn klar ist, die Zahl der mobilen Geräte, die automatisch Kontakt mit den Rettungskräften aufnehmen, wenn ihre Sensoren anschlagen, steigt. Apple hat inzwischen mit dem iPhone 15 schon die zweite Gerät-Serie auf dem Markt, die die Unfallerkennung beherrscht. Dieses System ist eigentlich für das Auto gedacht und löst einen Alarm aus, wenn die Sensoren ein zu abruptes Abbremsen bei hoher Geschwindigkeit erkennen.

Notruf-Funktion ist nicht fürs Skifahren gedacht

In der Vergangenheit taten sich die Apple-Handys dabei schwer, zwischen einem Auffahrunfall mit dem Auto und einem schnellen Bremsmanöver beim alpinen Skifahren zu unterscheiden. Etwas besser differenzieren die Smartwatches von Apple. Sie verfügen zusätzlich über eine Sturzerkennung. Auch andere Hersteller, die auf dem Betriebssystem Android laufen, wie zum Beispiel Samsung, haben vergleichbare Notfallmeldesysteme inzwischen eingebaut. Explizit auf das Skifahren zugeschnitten sind sie aber alle nicht. Apple beteuert gegenüber BR24 zwar, dass man bei den Algorithmen nachgebessert habe, um Fehlalarme zu vermindern. Ob und wie man sich dabei auf den alpinen Skisport einstellt, dazu schweigt der US-Konzern auf Nachfrage.

Im Zweifel muss ein Team losgeschickt werden

Das Problem besteht auch darin, dass die Handys und Uhren beim Skifahren, in Rücksäcken, Anoraks oder unter Handyschuhen verstaut sind, sodass man meist nichts davon mitbekommt, wenn sie einen Alarm absetzen. Eine Warnmeldung auf dem Display, bevor die 112 angerufen wird, bleibt dann unbemerkt. Und sogar vom Gesprächsaufbau und von den Versuchen der Rettungskräfte, die Handybesitzer anzusprechen, bekommen viele nichts mit. Dann bleibt den Notrettern nichts anderes übrig, als ein Team zum angezeigten Unfallort zu schicken – die Koordinaten übermittelt das Mobilgerät ebenfalls automatisch. Wenn der Unfallort in schwierigem Gelände abseits der Piste liegt, werden unter Umständen sogar Hubschrauber oder Drohnen losgeschickt, um die Lage zu klären.

Täglich gab es Fehlalarme

Im letzten Winter gab es bereits zahlreiche automatische Notrufe, in den allermeisten Fällen war es blinder Alarm. Vor allem in Österreich gab es entsprechende Berichte. Offizielle Zahlen fehlen zwar, die Vorarlberger Landesleitzentrale, bei der die automatischen Anrufe über die Euro-Notrufnummer 112 ankommen, zählte aber im Schnitt täglich fünf bis zehn Handy- oder Smartwatch-Calls. Auch die Polizei in Tirol bestätigt BR24, dass man mit Fehlalarmen zu tun hatte, nennt aber keine Zahlen. In Deutschland berichtet die Leitstelle Rosenheim, zuständig unter anderem für die Skigebiete Sudelfeld-Bayrischzell, Wendelstein, Oberaudorf, Spitzingsee-Tegernsee und Bad Wiessee, für den gesamten Winter nur von gut 40 Anrufen von Mobilfunkgeräten, die zu Einsätzen führten. Auch in anderen deutschen Leitstellen sind die Zahlen nicht dramatisch. Doch man beobachte die Entwicklung mit Sorge, so der stellvertretende Pressesprecher in Rosenheim, Christian Baab.

Skifahrer könnten zur Kasse gebeten werden

Baab will allerdings nicht dazu raten, die grundsätzlich aktivierte Notruf-Funktion auszuschalten. In manchen Fällen könnte sie tatsächlich Leben retten, vor allem, wenn Skifahrer abseits der viel befahrenen Pisten unterwegs sind. Die Position der Polizei in Österreich ist da klarer. Im Vorarlberg mahnt man, die Notruffunktion zu deaktivieren, wenn sie nicht wirklich gebraucht wird. In Tirol, mit großen Gebieten wie Kitzbühel oder Brixental, rät der Leiter der Alpinpolizei, Viktor Horvath, sich intensiv mit den Funktionen der Geräte auseinandersetzen, die Einstellungen zu überprüfen und je nach Notwendigkeit einzustellen. Und Horvath weist auch gleich darauf hin, dass die Kosten unter gewissen Umständen sogar in Rechnung gestellt werden könnten. "Wenn die Alarmauslösung grob fahrlässig herbeigeführt wurde, können dadurch auch Kosten entstehen. Es wird dann eine Individualbeurteilung des jeweiligen Falles durchgeführt!"

Dieser Artikel ist erstmals am 09. November 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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