Ein Winterraum im Karwendel
Bildrechte: DAV / Robert Kolbitsch

Winterraum der Falkenhütte im Karwendel

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Party am Berg: DAV kritisiert Missbrauch von Winterräumen

Die meisten Hütten im Gebirge sind inzwischen geschlossen. Wer in der kalten Jahreszeit auf Tour gehen will, kann in den Winterräumen der Hütten übernachten. Jetzt schlägt der DAV Alarm: Das Angebot wird für Partys missbraucht.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Nicht nur einmal gab es Partys auf der Mindelheimer Hütte in den Allgäuer Alpen. Mehrere Jahre in Folge wurde der Winterraum der Hütte zerstört, Hüttenwirt Jochen Krupinski berichtet, dass im Internet die Party angekündigt wurde.

Bis zu 60 Leute seien im Winterraum seiner Hütte gewesen und dementsprechend habe dieser auch ausgesehen. Die Toilette sei nicht benutzt worden, stattdessen habe man in die Decken gemacht. "Stühle wurden verfeuert, obwohl Brennholz da war", ärgert sich der Allgäuer. Weil er sich so aufgeregt hat, hat er den Winterraum der Mindelheimer Hütte jetzt abgeschlossen. Einzig ein kleiner Schutzraum mit vier Schlafmöglichkeiten steht noch zur Verfügung – für Wanderer und Skitourengeher in Not.

Müll und Vandalismus auf Berghütten

Die Mindelheimer Hütte ist kein Einzelfall. Auch die benachbarte Rappenseehütte hatte schon mit Vandalismus im Winter zu tun, weiß Michael Turobin-Ort, Geschäftsführer der Sektion Allgäu-Kempten des Deutschen Alpenvereins. Ein Ärgernis, denn der Deutsche Alpenverein will die Winterräume gerne allen zur Verfügung stellen, die lange Skitouren und Durchquerungen im Winter machen wollen und auf eine Übernachtungsmöglichkeit im Hochgebirge angewiesen sind.

"Aber es gibt immer wieder schwarze Schafe, die dieses Angebot für größere Feierlichkeiten wie Geburtstags- oder Silvesterpartys missbrauchen. Das geht natürlich an dem Gedanken der Winterräume vorbei". Michael Turobin-Ort, Geschäftsführer Sektion Allgäu-Kempten

Winterräume funktionieren im Prinzip wie eine Selbstversorgerhütte. Das heißt: Es gibt Bettenlager und einen Aufenthaltsraum, Brennholz und vielleicht eine Kochgelegenheit. Wer kommt, ist für alles selbst verantwortlich – auch für die Müllentsorgung und das Putzen.

Trotzdem kostet die Übernachtung ein kleines Entgelt, zwischen 7 und 15 Euro pro Person und Nacht. Meist steht eine kleine Kasse bereit, in die man das Geld legen kann. Robert Kolbitsch, Ressortleiter Hütten und Wege im DAV Bundesverband, möchte das Angebot auch insbesondere für die Jugend aufrechterhalten, die in Gruppen unterwegs sind und Winterräume gerne nutzen. Robert Kolbitsch appelliert an die Eigenverantwortung und das Verantwortungsgefühl der Bergsportler.

Winterräume sind Stützpunkt und Schutz

Stützpunkt für Touren und Schutz für Notfälle, das soll der Winterraum sein, außerhalb der Betriebszeiten der Hütten. Aber keine Privatdisco. Da man sich aber nicht anmelden muss, hat der Alpenverein wenig Möglichkeiten, die Leute zur Rechenschaft zu ziehen, die die Winterräume während der kalten Jahreszeit zweckentfremden, zerstören oder verschmutzen, berichtet Michael Turobin-Ort vom DAV Allgäu-Kempten. Es gebe wenig Handhabe, wenn sich die Nutzer auch nicht ins Hüttenbuch eintragen. So wisse man nicht, wer oben war. Deshalb fordert der Geschäftsführer der Sektion Allgäu-Kempten alle Bergsteiger auf, sich selbst vernünftig zu verhalten und andere bei Bedarf auf Fehlverhalten hinzuweisen. Wichtig sei, auch Türen und Fenster wieder zu verschließen und keine Essensreste zurückzulassen.

Hüttenwirt Jochen Krupinski allerdings hat sich genug geärgert. Er will den Winterraum auf der Mindelheimer Hütte für immer geschlossen lassen. Robert Kolbitsch vom DAV findet das schade. Ihm ist es wichtig, dass das Angebot der Winterräume auf DAV-Schutzhütten gewährleistet bleibt. Bisher gibt es auf den meisten Hütten des Deutschen Alpenvereins einen Winterraum.

Dieser Artikel ist erstmals am 12. November 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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