Heinrich Bedford-Strohm, hier im BR24-Interview mit BR-Redakteur Tilmann Kleinjung, war zwölf Jahre lang Bischof der Evangelischen Landeskirche.
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Heinrich Bedford-Strohm, hier im BR24-Interview mit BR-Redakteur Tilmann Kleinjung, war zwölf Jahre lang Bischof der Evangelischen Landeskirche.

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Zum Abschied von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

In der evangelischen Kirche in Bayern geht eine Ära zu Ende: Heinrich Bedford-Strohm hört als bayerischer Landesbischof auf. An diesem Sonntag wird er verabschiedet und sein Nachfolger ins Amt eingeführt. Eine Bilanz nach zwölf Jahren im Bischofsamt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Er ist der unverdrossene Optimist unter den Christenmenschen in Deutschland. Ihm wird eine unerschütterliche Zuversicht nachgesagt und angesichts der Krisen in der Welt manchmal auch vorgeworfen. Man kennt Heinrich Bedford-Strohm fast nur mit einem Lachen im Gesicht. Und das sei "kein Weglächeln", sagt der 63-Jährige, und wird ernst: Letztlich drücke sich so seine Überzeugung aus, dass das Leid und Übel in der Welt "nicht das letzte Wort" habe.

"Der Glaube daran, dass die Welt nicht den Bach runter geht, sondern auf einen neuen Himmel und eine neue Erde zugeht, ist schlicht stärker als die Verzweiflung, die ich auch manchmal empfinde", räumt Bedford-Strohm angesichts des Leidens in der Welt ein.

Künftig ein Gesicht des Weltkirchenrats

Das Leiden in der Welt - vor allem damit bekommt es Bedford-Strohm in seinem neuen Amt zu tun. Er hat als Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrates eine der wichtigsten Funktionen bei dem größten ökumenischen Zusammenschluss außerhalb der katholischen Kirche. Auch die russisch-orthodoxe Kirche ist da Mitglied. Deren Patriarch Kyrill unterstützt den Kriegskurs von Präsident Putin.

Bedford-Strohm plädiert dennoch dafür, die Gespräche mit der russischen Orthodoxie nicht auszusetzen. "Und deswegen kann es nicht sein, dass die einzige Sprache, die noch gesprochen wird, die Sprache der Gewalt ist, dass wir nur noch an der Militärlogik orientiert sind", sagt der scheidende Landesbischof. "Wir müssen permanent dran sein, nach Türen zu suchen, die den Weg zu einem Friedensprozess öffnen können."

Für Flüchtlinge, gegen Antisemitismus und Terror

Bedford-Strohm ist vor zwölf Jahren zum evangelischen Landesbischof gewählt worden, drei Jahre später zum Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) - ein Theologieprofessor an der Spitze der evangelischen Kirche. Sein Motto von Anfang an: Wer fromm ist, muss politisch werden. Bedford-Strohm setzt sich für die zivile Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer ein - auch gegen Widerstände in seiner Kirche.

Als Sprecher des bayerischen Bündnisses für Toleranz zeigt er klare Kante gegen Rechts und gegen Antisemitismus. Vor allem, nachdem der Terror der Hamas auch hierzulande Unterstützer findet. "Da kann man nur Empörung empfinden", so Bedford-Strohm. "Da gibt es überhaupt keine Solidarität mit solchen Menschen."

Kirche verliert 400.000 Mitglieder seit Bedford-Strohms Amtsantritt

Als Bedford-Strohm sein Amt antrat, zählte die evangelische Landeskirche noch rund zweieinhalb Millionen Mitglieder, heute nur mehr circa 2,1 Millionen. 400.000 Mitglieder weniger in zwölf Jahren. Wo wird das enden? In einer kleineren Kirche, so die Antwort des scheidenden Landesbischofs, in der man nicht nur Mitglied ist, weil es einfach dazugehört. "Die Tatsache, dass zig Millionen Menschen in Deutschland nach wie vor Mitglied dieser Kirche sind, ist eigentlich bemerkenswert, weil sie es heute nämlich überhaupt nicht mehr müssen."

Mancherorts müsse man "fast Bekennermut haben", wenn es um die eigene Kirchenmitgliedschaft gehe. "Deswegen ist die Mitgliedszahl nicht der entscheidende Punkt für die Ausstrahlungskraft der Kirche, sondern ob wir die Liebe Jesu Christi selbst ausstrahlen als Kirche." Auch mit Blick auf seine Kirche bleibt sich Bedford-Strohm also treu: als unverdrossener Optimist.

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