Es gibt sie in Raufaser, in seidenmatt – schlicht oder opulent bedruckt: Tapeten. Die schaffen es auch heute noch an viele Wände, aber eher selten in ein Museum für zeitgenössische Kunst. Anders derzeit im Neuen Museum Nürnberg: Denn dort sind durch die lange, geschwungene Glasfassade des Neuen Museums in einer neuen Ausstellung Kunsttapeten zu sehen.
Bei "Tapetenwechsel" soll das Innen und Außen verschwimmen, so das Museum. Interessierte schauen vom Klarissenplatz aus in sechs halbe Räume, deren Wände mit Tapeten aus der renommierten Sammlung Goetz überzogen wurden. "Tapeten im Museum erwartet man eher in einem Museum für das 18. Jahrhundert. Aber es ist was Besonderes, dass sich Künstlerinnen und Künstler auch im 20. und 21. Jahrhundert für dieses Medium begeistern", erklärt die Direktorin des Neuen Museums, Simone Schimpf.
Drache vor Tapete: Sarah Lucas inszeniert mit Zigaretten
Im Wechselspiel mit den Tapeten haben die für die Ausstellung ausgesuchten Künstler teils raumgreifende Objekte in den Raum gestellt. So steht im Beitrag der britischen Künstlerin Sarah Lucas etwa ein aus Zigaretten gebauter Drache, mit gefletschten Zähnen, bereit zum Sprung. Auf der Tapete dahinter sind auf einem schwarzen Hintergrund Kugeln zu sehen, die ebenfalls aus Zigaretten geformt sind. Diese hat die Künstlerin als "Tits in Space" betitelt.
Im Raum der Künstlerin Abigail Lane ziehen sich blaue Abdrücke über die Tapete, davor steht ein riesiges Stempelkissen. Lane hat das Gesäß eines Modells als Stempel verwendet und damit in scheinbar unendlicher Wiederholung ihre Wand gestaltet.
Tapeten-Kunst mit QR-Codes auch für Passanten
Die Ausstellung "Tapetenwechsel" im Neuen Museum ist noch bis zum 1. September zu sehen – und das auch im Vorbeigehen am Museum. Dabei lohnt es sich, einen Moment innezuhalten und die Tapeten und ihre Inszenierung vom Klarissenplatz aus auf sich wirken zu lassen. Passanten können sich zudem von außen mit QR-Codes an der Glasfassade über die Tapeten und die Kunstobjekte informieren.
Im Video: "Tapetenwechsel" im Neuen Museum Nürnberg
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